Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
gegen die Jakobiner erfüllte ihn mit irrwitzigem Zorn.
»Diesmal, meine Herren«, sagte er beim Eintreten, »stecken weder Adelige noch Priester, noch Chouans, noch Vendée-Aufständische dahinter; es ist das Werk der Jakobiner und nur der Jakobiner, die mich ermorden wollten. Ich weiß, wo ich diesmal nach den Tätern zu suchen habe, und davon werde ich mich nicht abbringen lassen. Das sind feige September-Mörder, schmutzbesudelte Verräter, die nur ein Ziel kennen: die Dauerverschwörung, den offenen Aufruhr, den erklärten Kampf gegen Gesellschaft und Regierung, ganz gleich welche. Es ist noch keinen Monat her, dass Sie miterlebt haben, wie Ceracchi, Aréna, Topino-Lebrun und Demerville mir nach dem Leben trachteten. Nun, und das hier sind ihre Kumpane, diese September-Blutsäufer, diese Versailles-Mörder, diese 31.-Mai-Briganten, diese Prairial-Verschwörer, diese Urheber aller Verbrechen gegen jede Regierung. Wenn man sie nicht in Ketten legen kann, muss man sie vernichten, man muss Frankreich von diesem eklen Bodensatz seines Volkes säubern: Kein Erbarmen mit Verrätern. Wo ist Fouché?«
Ungeduldig klopfte er mit dem Fuß auf den Boden: »Wo ist Fouché?«, wiederholte er.
Fouché erschien. Seine Kleidung war staubig und gipsbestäubt.
»Woher kommen Sie denn?«, fragte Bonaparte.
»Dorther, woher zu kommen meine Pflicht ist«, erwiderte Fouché. »Aus Ruinen.«
»So, so! Wollen Sie immer noch behaupten, es seien Royalisten gewesen?«
»Ich werde erst etwas sagen, Citoyen Erster Konsul«, erwiderte Fouché, »wenn ich genau weiß, was ich sagen werde, und wenn ich Anklage erhebe,
werde ich sie gegen die wahren Schuldigen erheben, seien Sie unbesorgt.«
»Sind die wahren Schuldigen in Ihren Augen etwa nicht die Jakobiner?«
»Die wahren Schuldigen sind jene, die das Verbrechen begangen haben, und nach ihnen werde ich suchen.«
»Paperlapapp! Die sind nicht schwer zu finden.«
»Im Gegenteil, sehr schwer sogar.«
»Ha! Ich weiß, um wen es sich handelt, ich verlasse mich nicht auf Ihre Polizei, ich bin meine eigene Polizei, ich weiß, wer dieses Verbrechen begangen hat, und ich werde diese Leute fassen und ein Exempel an ihnen statuieren. Bis morgen, Monsieur Fouché, ich harre Ihrer Entdeckungen. Bis morgen, meine Herren.«
Bonaparte begab sich in seine Gemächer hinauf.
In seinem Kabinett fand er Bourrienne vor. »Ach, Sie sind es«, sagte er. »Haben Sie gehört, was vorgefallen ist?«
»Gewiss«, sagte Bourrienne. »Zu dieser Stunde hat ganz Paris davon gehört.«
»So, so! Aber ganz Paris soll auch erfahren, wer die Täter sind.«
»Nehmen Sie sich in Acht: Paris wird diejenigen beschuldigen, die Sie nennen.«
»Die ich nenne, zum Henker! Ich werde die Jakobiner nennen.«
»Fouché ist anderer Ansicht; er behauptet, es handele sich um eine Verschwörung von höchstens zwei, drei Leuten. Verschwörungen von fünf oder mehr Tätern, sagt er, seien Sache der Polizei.«
»Fouché hat seine eigenen Gründe, nicht meiner Meinung zu sein; er hält seine schützende Hand über die Seinen – war er etwa nicht einer ihrer blutrünstigsten Anführer? Ich weiß sehr wohl, was er in Lyon und an der Loire getan hat. Ha! Lyon und die Loire, das sagt alles, was ich über ihn wissen muss. Guten Abend, Bourrienne.«
Ruhiger ging er in seine Privaträume, denn seinem Zorn hatte er nun ausreichend Luft gemacht.
Unterdessen war Fouché in die Ruinen zurückgekehrt, aus denen er gekommen war; um die Rue Saint-Nicaise herum hatte er einen Kordon von Polizisten Aufstellung nehmen lassen, damit der Schauplatz des Attentats so intakt wie möglich erhalten blieb.
Auf diesen Schauplatz hatte Fouché den Limousiner oder Victor mit den vier Gesichtern geschickt; letzteren Spitznamen bei der Polizei verdankte
der Spitzel der Leichtigkeit, mit der er vier einander denkbar entgegengesetzte Rollen zu spielen verstand: die des Mannes aus dem Volk, die des feinen Herrn, die des Engländers und die des Deutschen.
Diesmal sollte er sich weder verstellen noch verkleiden, sondern nur die einzigartigen Fähigkeiten, mit denen die Natur ihn ausgestattet hatte, einsetzen, um die rätselhaftesten und verborgensten Spuren zu entdecken.
Fouché traf ihn auf einem Mauerstück sitzend an, in Gedanken versunken.
»Nun, Limousiner?«, fragte Fouché, der den Namen verwendete, mit dem er den Spitzel seinerzeit irrtümlich bezeichnet hatte.
»Nun, Citoyen, ich dachte mir, ich sollte am besten den Kutscher befragen, denn er
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