Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
machen. Alle sind aufgefordert, der Verwesung wegen sobald wie möglich die Überreste der Stute zu besichtigen.
Dieser Anschlag rief alle Pariser Pferdehändler auf den Plan.
Schon am ersten Tag erkannte der Rosshändler, der die Stute verkauft hatte, das Tier wieder.
Er verlangte, den Polizeipräfekten zu sprechen. Man schickte ihn zu dem Limousiner.
Dem Limousiner nannte der Rosshändler Namen und Adresse des Getreidehändlers, dem er die Stute verkauft hatte.
Der Limousiner behielt den Rosshändler da und ließ den Getreidehändler holen.
Der Getreidehändler erkannte ebenfalls die Überreste der Stute und sagte aus, er habe sie an zwei Individuen verkauft, die sich als Jahrmarktshändler ausgegeben hatten. Er erinnerte sich gut an sie, da er mehrmals mit ihnen zu tun gehabt hatte, und beschrieb sie genau.
Der eine war brünett, der andere dunkelblond; der Größere der beiden mochte an die fünf Fuß und sechs oder sieben Zoll messen, der andere etwa drei Zoll weniger; der eine machte einen militärischen, der andere einen bürgerlichen Eindruck.
Tags darauf sprach ein Wagenvermieter vor und erkannte ebenfalls die Stute wieder, die einige Tage lang bei ihm untergestellt worden war. Auch er beschrieb die zwei Männer, und seine Schilderung deckte sich mit der des Getreidehändlers.
Als Letzter kam der Böttcher, der das Fass verkauft und mit Eisenreifen beschlagen hatte.
Beträchtlich erleichtert hatte dem Limousiner seine Aufgabe die allgemeine
Begeisterung für den Ersten Konsul; dank ihrer hatten die Zeugen nicht darauf gewartet, vorgeladen zu werden, sondern sich freiwillig gemeldet; jeder, der zur Aufklärung dieser undurchsichtigen Sache beitragen zu können vermeinte, lief mit seinem Wissen zur Polizei, und es stand eher zu befürchten, dass die Zeugen zu dick auftrugen, als dass sie etwas verschwiegen.
Doch all das hatte nicht viel mehr ergeben, als Fouché darin zu bestätigen, dass keiner der festgenommenen Jakobiner mit dem Attentat zu tun haben konnte; keinen der Beschuldigten hatten die vier Zeugen wiedererkannt, genau wie von Fouché erwartet.
Dennoch zeitigte die Gegenüberstellung ein Ergebnis: Zweihundertdreiundzwanzig der mittlerweile inhaftierten Personen wurden aus der Haft entlassen. Die hundertdreißig verbliebenen jedoch verfolgte Bonaparte umso unerbittlicher.
Daraufhin kam es im Staatsrat zu abenteuerlichen Szenen.
Bei einem dieser Anlässe geriet der Staatsrat Réal – vormals Verwalter des Châtelet und unter der Revolution öffentlicher Ankläger, von Robespierre als Gemäßigter abgesetzt, Begründer des Journal de l’opposition und des Journal des patriotes von 1789 und nicht zuletzt Geschichtsschreiber der Republik – mit Regnault de Saint-Jean-d’Angély und mit Bonaparte aneinander. Réal vertrat die Ansicht, dass Bonaparte mit persönlichen Feinden abrechnete und nicht mit den wahren Urhebern des Attentats.
»Aber den September-Mördern will ich endlich das Handwerk legen!«, rief Bonaparte.
»September-Mörder!«, erwiderte Réal. »Wenn es sie gibt, mögen sie alle miteinander den Tod finden. Aber was verstehen wir unter einem September-Mörder? Monsieur Roederer, der morgen in den Augen des Faubourg Saint-Germain als September-Mörder gelten wird? Monsieur de Saint-Jean-d’Angély, der für die Emigranten ein September-Mörder sein wird, sobald sie wieder an der Macht sein werden?«
»Gibt es etwa keine Listen dieser Männer?«
»Oh, gewiss«, erwiderte Monsieur Réal, »gewiss gibt es Listen, und auf der ersten dieser Listen sehe ich den Namen von Baudrais, der seit fünf Jahren Richter auf Guadeloupe ist. Ich sehe auch den Namen von Pâris, dem Gerichtsschreiber des Revolutionstribunals, der vor sechs Monaten gestorben ist.«
Bonaparte wendete sich an Monsieur Roederer. »Wer zum Teufel hat
diese Listen verfasst?«, fragte er. »Es gibt in Paris doch genug unbelehrbare Anhänger von Babeufs anarchistischen Hirngespinsten!«
»Pah«, sagte Réal, »auch ich stünde auf dieser Liste, wäre ich nicht Staatsrat, denn ich habe Babeuf und seine Mitangeklagten seinerzeit verteidigt.«
Bonaparte verfügte über außergewöhnliche Selbstbeherrschung. »Ich sehe«, sagte er, »dass sich persönliche Gefühle in eine Staatssache gemischt haben. Wir sollten die Erörterung ein andermal gelassen und unvoreingenommen wiederaufnehmen.«
Nicht jeder hätte Réal verziehen, vor dem gesamten Staatsrat von ihm als im Unrecht abgekanzelt worden zu sein. Doch
Weitere Kostenlose Bücher