Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
Bonaparte, der sich nicht davon abbringen ließ, unerbittlich jene zu verfolgen, die er unbedingt unschädlich machen wollte, ließ sich von diesem ehrlichen Mann die Meinung sagen und hörte auf ihn.
Sechs Monate später wurde Réal als Minister der Polizei übergeordnet.
»Aber Turenne hat die Pfalz in Brand gesteckt!«, sagte man zu Bonaparte.
»Was macht das schon«, erwiderte er, »wenn das für seine Pläne unerlässlich war!«
Für Bonapartes Pläne war es unerlässlich, dass einhundertunddreißig Jakobiner deportiert wurden.
Was scherte es ihn, ob sie schuldig waren oder nicht?
28
Die wahren Schuldigen
Sobald Bonaparte das Komplott der unbekannten Attentäter, die ihm nach dem Leben getrachtet hatten, weidlich genutzt hatte, um die hundertdreißig Jakobiner, diese Opfer seines Hasses, die er zu Unrecht dieser Tat beschuldigte, deportieren zu lassen, war ihm zwangsläufig eine frühere Verschwörung in Erinnerung gekommen, die ihre vier Urheber Aréna, Topino-Lebrun, Ceracchi und Demerville in verschiedene Pariser Gefängnisse gebracht hatte. Als die Höllenmaschine explodierte, warteten sie noch auf ihr Urteil.
Wie jemand, der seine Geschäfte ordnen will, befahl Bonaparte die umgehende
Bestrafung dieses Verbrechens, die sofortige Abwicklung des verzögerten Gerichtsverfahrens und die schnellstmögliche Hinrichtung der Täter, damit all das sich im Windschatten der neuen Ereignisse abspielte.
Und als Fouché, mittlerweile dank der Berichte seines Spitzels fest davon überzeugt, die wahren Urheber des Attentats bald in seinem Netz zappeln zu sehen, von Bonaparte wissen wollte, ob dieser irgendwelche Anordnungen für ihn habe, irgendwelche Vorkehrungen getroffen wünsche, nachdem er sein Gesetz durchgebracht hatte, das die Deportation der Jakobiner erlaubte, und nachdem die letzten Vertreter der Revolution unter den kurzsichtigen Verwünschungen des französischen Volkes das Land durchquert hatten, da trug dieser ein Gebaren zur Schau, als hätte er die Frage nicht recht verstanden, und bequemte sich nur zu der Antwort: »Verjagen Sie all diese Hinterhofkurtisanen und gefallenen Mädchen, die wie ein Fliegenschwarm die Umgebung der Tuilerien verpesten.«
In der Tat war ihm aufgefallen, dass Prostituierte und ihre übelbeleumdeten Quartiere nicht nur im Dunstkreis beinahe aller Verschwörungen, sondern fast aller Verbrechen anzutreffen waren. Seine nächsten Worte machten Fouché jedoch klar, dass der Erste Konsul weniger an seine persönliche Sicherheit dachte als an die Verschönerung der Stadt Paris.
»Um Gottes willen!«, rief Fouché, indem er sich unbeabsichtigt einer frommen Wendung bediente. »Denken Sie doch wenigstens an Ihre Sicherheit!«
»Citoyen Fouché«, sagte Bonaparte lachend, »sollten Sie etwa zufällig an Gott glauben? Das würde mich gewaltig verwundern.«
»Wenn ich schon nicht an Gott glauben sollte«, erwiderte Fouché ungehalten, »werden Sie doch aber gewiß nicht bezweifeln, dass ich an den Teufel glaube, oder? Nun, im Namen des Teufels, welch Letzterem wir, wie ich hoffe, in den nächsten Tagen die Seelen Ihrer Verschwörer überantworten werden, denken Sie an Ihre Sicherheit!«
»Pah!«, sagte der Erste Konsul mit seiner gewohnten Kaltblütigkeit. »Denken Sie, es wäre so einfach, mich umzubringen? Ich habe keine festen Gewohnheiten, keinen geregelten Tagesablauf, alles, was ich tue, unterbreche ich von einem Augenblick auf den anderen, ich verlasse das Haus so unerwartet, wie ich zurückkehre. Bei Tisch ist es nicht anders: Ich habe keine Vorliebe für bestimmte Gerichte, ich esse, was auf den Tisch kommt, koste von dem, was neben mir steht, ebenso wie von dem am anderen Ende der Tafel. Und all das tue ich nicht systematisch, das
dürfen Sie mir glauben, sondern aus schierer Neigung und Vorliebe. Doch nun, mein Lieber, da Sie so klug sind und auch diesmal die Schuldigen ausfindig machen werden, wenngleich seit dem Attentat auf mich bereits ganze fünfzehn Tage verstrichen sind – treffen Sie nur Ihre Vorkehrungen und wachen Sie über mich, denn das ist Ihre Sache.«
Da Bonaparte sah, dass Fouché zu überlegen schien, ob diese Worte dem Kalkül entsprangen, die Öffentlichkeit zu beeindrucken, fügte er hinzu: »Glauben Sie nur nicht, meine Gelassenheit entspränge blindem Fanatismus oder gar meinem Vertrauen in den Fleiß Ihrer Polizei. Ein Mordkomplott gelangt zur Ausführung: Die Unkenntnis der Einzelheiten, die Ungewissheit des Ergebnisses, die notgedrungen
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