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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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allein den Wagen, dreimal wöchentlich fuhr er mit einer Eskorte von drei, vier Männern nach La Malmaison, und mit vergleichbarer Eskorte besuchte er die Comédie-Française und die Oper.
    Bonaparte war kein Büchermensch: Ein Werk beurteilte er nach den Details; Corneille schätzte er, nicht seiner Verse wegen, sondern der Gedanken wegen, die sie enthielten. Wenn er unversehens französische Verse zitierte, waren die Zitate meist mehr als holperig, aber dennoch liebte er die Literatur.
    Die Musik hingegen war ihm reine Erholung. Wie jedem Italiener war sie ihm ein ganz und gar sinnlicher Genuss. Seine Stimme war so ungeübt, dass er keine zwei Noten treffen konnte, doch schätzte er alle großen Komponisten wie Gluck, Beethoven, Mozart oder Spontini.
     
    Zu jener Zeit erfreuten sich die Werke Haydns besonders großer Beliebtheit, insbesondere seine Schöpfung , die er drei Jahre zuvor vollendet hatte.
    Die Lebensgeschichte des ungarischen Komponisten ist ein wahrer Roman: Sohn eines armen Wagners, der sein Einkommen damit aufbesserte,
dass er sonntags als Wandermusikant in den Dörfern auf der Harfe spielte, während seine Frau dazu sang und der fünfjährige kleine Joseph auf einem Brett eine Art Begleitmusik kratzte; dem Schulmeister im benachbarten Hainburg fiel die außerordentliche musikalische Begabung des Knaben auf, er nahm ihn zu sich, unterrichtete ihn in den Grundlagen der Kompositionslehre und verschaffte ihm einen Platz im Knabenchor am Wiener Stephansdom; sieben, acht Jahre lang wurde sein Kontertenor von den Zuhörern bewundert, bis er ihn im Stimmbruch verlor; nunmehr ohne Erwerbsmöglichkeit, stand er im Begriff, in sein Heimatdorf zurückzukehren, als ein armer Perückenmacher und Musiker ihn aufnahm, beglückt, den gescheiterten Sänger zu beherbergen, dessen Stimme er jahrelang voller Freude vernommen hatte; in der Gewissheit, zumindest nicht Hungers sterben zu müssen, arbeitete Hadyn von nun an sechzehn Stunden am Tag; mit der Oper Der krumme Teufel debütierte er am Theater am Kärntnertor, und von da an war er gerettet.
    Fürst Esterhazy nahm ihn auf und behielt ihn dreißig Jahre lang bei sich. Doch als der Fürst ihm zu Hilfe kam, war Haydn bereits berühmt; mitunter ist es so, dass Fürsten großen Künstlern zu Hilfe und dennoch zu spät kommen.
    Was würde aus den Armen ohne die Armen?
    Haydn wurde nunmehr mit Ehren überhäuft, und aus Dankbarkeit hatte er die Tochter des Perückenmachers geheiratet, die ihm, wie wir nebenbei nicht verschweigen wollen, das gleiche unerreichte Glück zu bescheren wusste, wie Xanthippe es Sokrates angedeihen ließ.
     
    Die französische Oper hatte Haydns Oratorium auf den Spielplan gesetzt, und der Erste Konsul hatte verkünden lassen, er werde der ersten Vorstellung beiwohnen.
    Um drei Uhr nachmittags sagte Bonaparte zu Bourrienne, mit dem er arbeitete: »Apropos, Bourrienne, Sie werden heute Abend nicht mit mir dinieren. Ich gehe in die Oper und kann Sie nicht mitnehmen. Ich werde schon von Lannier, Berthier und Lauriston begleitet, aber Sie können auf eigene Faust hingehen; Sie haben abends frei.«
    Doch als Bonaparte aufbrechen wollte, erschöpft von der Arbeit des ganzen Tages, war er unsicher, ob er tatsächlich hingehen sollte.
    Sein Zögern währte von acht Uhr bis um Viertel nach acht.
    Während dieser fünfzehn Minuten des Zögerns ereignete sich in der Nachbarschaft der Tuilerien Folgendes:

    Zwei Männer führten in die Rue Saint-Nicaise, eine enge Straße, die es nicht mehr gibt und durch die der Weg des Ersten Konsuls geführt hätte, ein Pferd und einen Karren mit einem Pulverfass; auf der Mitte der Straße holte einer der beiden vierundzwanzig Sous aus der Tasche und gab sie einem Mädchen, das er bat, das Pferd zu halten; der andere lief zu einer Stelle mit Sicht auf die Tuilerien, um von dort das Signal zu geben, während sein Kumpan sich bereithielt, um die Lunte des schrecklichen Mechanismus zu entzünden.
    Als es Viertel nach acht Uhr schlug, rief der Mann mit Sicht auf die Tuilerien: »Da ist er!«, und der Mann an der Höllenmaschine entzündete die Lunte und rannte davon. Wie ein Wirbelwind raste der Wagen des Ersten Konsuls mit seinen vier Pferden vom Louvre her, gefolgt von einer Abteilung Grenadiere zu Pferd. Als sie in die Straße einbogen, sah der Kutscher namens Germain, den der Erste Konsul César zu nennen pflegte, das Pferd und den Karren mitten auf der Straße und rief, ohne anzuhalten oder seine Pferde zu zügeln:

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