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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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erst vor zwei Stunden von Monsieur Dubois überreicht, und in diesen zwei Stunden haben Sie vor Arbeit vielleicht noch nicht die Zeit gefunden, es zu lesen.«
    Réal spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. In der Tat hatte er Unterlagen erhalten, deren Wichtigkeit ihm ans Herz gelegt worden war, doch er hatte sie in Georges’ Dossier gelegt, ohne sie zu lesen, und sich vorgenommen, dies nachzuholen, sobald er eine freie Minute hatte. Diese freie Minute hatte er nicht gehabt; er wusste von der Existenz des Protokolls, ohne zu wissen, was es enthielt.
    Wortlos öffnete er sein Portefeuille und begann, zwischen den Papieren darin zu suchen. Fouché blickte ihm über die Schulter, deutete mit dem Finger auf einen Bogen und sagte: »Das ist es.«
    Bonaparte betrachtete mit unverhohlenem Erstaunen den Mann, der besser als die anderen mit dem Inhalt ihrer Portefeuilles vertraut war.
    Das Protokoll enthielt die gravierendsten Aussagen. Le Ridant gestand eine Verschwörung, behauptete, ein Prinz stehe an der Spitze des Komplotts, sei bereits in Paris gewesen und werde aller Wahrscheinlichkeit nach wiederkommen. Außerdem habe er bei Georges einen jungen Mann von zweiunddreißig Jahren gesehen, wohlerzogen, elegant gekleidet, Gegenstand allgemeiner Ehrerbietung, vor dem jedermann, sogar Pichegru, den Hut gezogen habe.
    Bonaparte gebot Réal innezuhalten. »Genug, meine Herren, genug!«, sagte er. »Es steht außer Frage, dass der junge Mann, dem die Verschwörer so viel Ehrerbietung bezeigen, keiner der Prinzen aus London sein kann, denn die Klippe von Biville wurde einen ganzen Monat lang von Savary bewacht. Es kann sich nur um den Herzog von Enghien handeln, der in achtundvierzig Stunden von Ettenheim nach Paris kam und im gleichen Zeitraum von Paris nach Ettenheim zurückkehrte, nachdem er sich kurz mit seinen Komplizen beraten hatte. Das gesamte Vorhaben wird unstreitig immer klarer«, fuhr er fort. »Der Graf von Artois sollte mit Pichegru über die Normandie kommen, der Herzog von Enghien mit
Dumouriez aus dem Elsass. Als Vorhut für ihre Rückkehr nach Frankreich wollten die Bourbonen zwei der berühmtesten Generäle der Republik einsetzen. Man rufe die Obersten Ordener und Caulaincourt.«
    Begreiflicherweise wagte niemand mehr, sich den Plänen des Ersten Konsuls unmittelbar oder auch nur indirekt zu widersetzen, nachdem er seine Meinung so unumwunden ausgesprochen hatte.
    Konsul Lebrun erhob einige unbestimmte Einwendungen, denn er fürchtete die Reaktionen, die Bonapartes Durchgreifen in Europa hervorrufen musste. Cambacérès appellierte abermals an die Großmut des Ersten Konsuls und bat um Milde, obwohl Bonaparte ihm so hässlich über den Mund gefahren war, doch dieser erwiderte lediglich: »Lassen Sie es gut sein, ich weiß, was Sie so sprechen macht, es ist Ihre Ergebenheit, und dafür danke ich Ihnen; aber ich werde mich nicht ermorden lassen, ohne mich zu wehren; ich werde all diese Leute das Zittern lehren und ihnen beibringen, Ruhe zu geben.«
    Das Gefühl, das in diesem Augenblick in Bonapartes Geist vorherrschte, war weder Besorgnis noch Rachsucht, sondern die Entschlossenheit, ganz Frankreich zu zeigen, dass das Blut der Bourbonen, das ihren Parteigängern heilig war, für ihn nicht heiliger war als das jeder anderen Persönlichkeit der Republik.
    »Aber«, fragte Cambacérès, »zu welcher Entscheidung sind Sie nun gelangt?«
    »Das ist recht einfach«, sagte Bonaparte, »zu der, den Herzog von Enghien auszuheben und die Sache zu beenden. «
    Man schritt zur Abstimmung. Cambacérès wagte als Einziger, bis zuletzt seinen Widerstand aufrechtzuerhalten.
    Nachdem der Beschluss von dem versammelten Staatsrat gefasst worden war und Bonaparte somit nicht allein die Verantwortung dafür trug, ließ er die Obersten Ordener und Caulaincourt hereinholen, die im Vorzimmer warteten.
    Oberst Ordener sollte zum Rheinufer aufbrechen und dreihundert Dragoner, mehrere Brigaden Gendarmen und einige Pontoniere mitnehmen, versehen mit Lebensmitteln für vier Tage und mit einem Geldbetrag von dreißigtausend Francs, damit er und seine Begleitung auf keinen Fall der Bevölkerung zur Last fielen. Sie sollten den Rhein bei Rheinau überschreiten, direkten Weges nach Ettenheim marschieren, die Ortschaft umstellen und den Herzog von Enghien mitsamt allen Emigranten in seiner Begleitung, insbesondere Dumouriez, gefangen nehmen.

    Unterdessen sollte sich ein zweites Detachement unter Oberst Caulaincourt, verstärkt durch

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