Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
Leider«, fügte er mit leiserer Stimme hinzu, »haben wir es diesmal nicht mit Engländern zu tun, sondern mit unseren Brüdern.«
Der Nebel hatte sich vollständig gelichtet, und die ersten Strahlen der Frühlingssonne versahen die Ebene von Plescop mit einer gelblichen Äderung; alles, was sich zwischen den zwei Truppen abspielen sollte, würde gut zu erkennen sein.
Während Roland zu den Republikanern zurückkehrte, galoppierte Branche-d’Or davon und ließ gegen General Harty und seine Blauen nur Cadoudal mit seinen hundert Mann zurück.
Die Truppen, die nicht mehr gebraucht wurden, teilten sich in zwei Hälften, deren eine nach Plumergat marschierte, die andere nach Saint-Avé. Die Straße blieb frei.
Branche-d’Or kam zu Cadoudal zurück. »Ihre Ordres, General!«, sagte er.
»Es ist nur eine«, erwiderte der General der Chouans. »Nimm acht Mann und folge mir. Wenn du siehst, dass der junge Republikaner, mit dem ich gefrühstückt habe, unter sein Pferd fällt, wirfst du dich auf ihn mit deinen acht Mann und nimmst ihn gefangen, bevor er Zeit hat, sich zu befreien.«
»Ja, General.«
»Du weißt, dass ich ihn unversehrt wiederhaben will.«
»Abgemacht, General.«
»Such dir deine Männer aus, und wenn er euch sein Ehrenwort gegeben hat, kannst du tun, was dir beliebt.«
»Und wenn er es nicht geben will?«
»Dann fesselt ihr ihn so, dass er nicht fliehen kann, und passt bis zum Ende des Kampfes auf ihn auf.«
Branche-d’Or stieß einen Seufzer aus. »Das wird eine traurige Sache sein«, sagte er, »Maulaffen feilzuhalten, während die anderen sich vergnügen.«
»Gott ist gütig«, sagte Cadoudal, »er wird für uns alle genug zu tun haben«, und als er sah, dass die Republikaner sich formiert hatten: »Ein Gewehr!«
Man reichte ihm eines.
Er schoss in die Luft.
Im gleichen Augenblick ertönten aus den Reihen der Republikaner Trommelwirbel.
Cadoudal richtete sich in den Steigbügeln auf: »Kinder«, rief er mit klangvoller Stimme, »habt ihr alle euer Morgengebet verrichtet?«
Fast alle Stimmen antworteten: »Ja, ja!«
»Wer noch keine Zeit dazu hatte oder es vergessen hat«, wiederholte Cadoudal, »soll es jetzt tun!«
Fünf, sechs Bauern knieten nieder und beteten.
Die Trommeln näherten sich schnell.
»General! General!«, riefen einige ungeduldig. »Sie kommen!«
Der General breitete die Arme aus und deutete auf die knienden Freischärler.
»Es wird Zeit«, riefen die Ungeduldigen.
Die einzelnen Betenden erhoben sich, nachdem sie ihr Gebet beendet hatten.
Die Republikaner hatten bereits ein Drittel der Strecke zurückgelegt, als der Letzte aufstand. Sie marschierten in drei Reihen zu dreißig Mann mit angelegtem Bajonett, die Offiziere als Schlussreihe. Roland ritt an der Spitze der ersten, General Harty zwischen der ersten und der zweiten Reihe; nur sie waren zu Pferde. Unter den Chouans gab es nur einen einzigen Reiter: Cadoudal. Branche-d’Or hatte sein Pferd an einen Baum angebunden, um zu Fuß mit den acht Männern zu kämpfen, die beauftragt waren, Roland gefangen zu nehmen.
»General«, sagte Branche-d’Or, »die Gebete sind verrichtet, alle Männer stehen bereit.«
Cadoudal vergewisserte sich und rief dann mit lauter Stimme: »Auf, Burschen, jetzt vergnügt euch!«
Kaum war die Erlaubnis erteilt, als die Chouans unter dem Ruf »Es lebe der König!« in die Ebene stürmten, mit der einen Hand die Hüte schwenkend, mit der anderen die Gewehre.
Doch statt eng geschlossen zu marschieren wie die Republikaner, schwärmten sie aus und bildeten einen riesigen Halbmond, dessen Mittelpunkt Georges auf seinem Pferd war.
Im Handumdrehen waren die Republikaner überrannt, und das Gewehrfeuer prasselte los. Fast alle Männer Cadoudals waren Wilderer und somit ausgezeichnete Schützen. Zudem waren sie mit englischen Karabinergewehren von der doppelten Reichweite normaler Gewehre bewaffnet.
Die Chouans hatten das Feuer auf weite Entfernung eröffnet, aber vereinzelte todbringende Kugeln fanden ihren Weg in die Reihen der Republikaner.
»Vorwärts!«, rief General Harty.
Seine Soldaten marschierten weiter mit angelegtem Bajonett, doch innerhalb weniger Sekunden war vor ihnen niemand mehr zu sehen, denn Cadoudals hundert Mann waren als Truppe verschwunden und hatten sich in Tirailleure verwandelt, in lockerer Formation zum Halbmond angeordnet.
General Harty ließ seine Männer nach rechts und nach links Aufstellung nehmen, und dann ertönte das Kommando: »Feuer!«, doch
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