Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
General.«
»Nein, ich habe im Paradeschlafzimmer übernachtet.«
»Hoho!«, sagte Bourrienne. »Im Bett der Bourbonen!«
»Meiner Treu, ja.«
»Und wie haben Sie darin geschlafen?«
»Schlecht; zum Beweis bin ich hier, ohne dass Sie mich wecken mussten. Das ist alles viel zu weich für mich.«
»Haben Sie die drei Briefe gelesen, die ich für Sie beiseitegelegt habe, General?«
»Ja, die Witwe eines Feldwebels der konsularischen Garde, der bei Marengo gefallen ist, bittet mich, die Patenschaft ihres Kindes zu übernehmen.«
»Was soll ich ihr antworten?«
»Dass ich annehme. Duroc wird mich vertreten; das Kind wird Napoléon heißen, und die Mutter erhält eine Leibrente von fünfhundert Francs, übertragbar auf ihren Sohn.«
»Und der, die im Glauben an Ihr Glück drei Zahlen für die Lotterie von Ihnen genannt haben will?«
»Das ist eine Verrückte; aber da sie auf meinen Stern vertraut und davon überzeugt ist zu gewinnen, wenn ich ihr die drei Zahlen nenne, obwohl sie noch nie gewonnen hat, werden Sie ihr antworten, dass man nur
an den Tagen in der Lotterie gewinnt, an denen man nicht spielt, und der Beweis besteht darin, dass sie an keinem der Tage, an denen sie gespielt hat, in der Lotterie gewonnen hat, dafür aber an dem Tag, an dem sie vergaß zu spielen, und zwar dreihundert Francs.«
»Ich schicke ihr also dreihundert Francs?«
»Ja.«
»Und der letzte Brief, General?«
»Ich begann ihn zu lesen, als Sie eintraten.«
»Lesen Sie weiter, er wird Sie interessieren.«
»Lesen Sie ihn mir vor; die Schrift ist zittrig und ermüdet mein Auge.«
Bourrienne ergriff lächelnd den Brief.
»Ich weiß, warum Sie lachen«, sagte Bonaparte.
»Oh, das glaube ich nicht, General«, erwiderte Bourrienne.
»Sie denken sich, dass jemand, der meine Schrift entziffern kann, jede Schrift lesen kann, sogar die von Katzen und Staatsanwälten.«
»Meiner Treu, da haben Sie recht.«
Bourrienne begann:
Jersey, 26. Februar 1801
General, ich hoffe, Sie nach der Rückkehr von Ihren weiten Reisen in Ihrem Alltag stören zu dürfen, ohne Ihnen lästig zu fallen, und mich Ihnen in Erinnerung zu bringen. Es wird Sie wohl überraschen, welch unbedeutende Sache Gegenstand des Briefes ist, den Ihnen zu schreiben ich die Ehre habe. Sie werden sich erinnern, General, dass Ihr Herr Vater seinerzeit, als er sich genötigt sah, Ihre Brüder aus der Schule in Autun zu nehmen, und Sie bei dieser Gelegenheit in Brienne besuchte, kein Bargeld bei sich hatte. Er bat mich um fünfundzwanzig Louisdor, die ich ihm bereitwillig lieh; nach seiner Rückkehr hatte er keine Gelegenheit, sie mir zurückzugeben, und als ich Ajaccio verließ, bot mir Ihre gnädige Frau Mutter an, Silbergeschirr zu versetzen, um mir das Geld zu geben. Dieses Angebot lehnte ich ab und sagte zu ihr, wenn sie sich in der Lage sehe, es zu erstatten, würde ich den Schuldschein Ihres Vaters Monsieur Souires überlassen, so dass sie es nach eigenem Ermessen regeln könne. Ich nehme an, dass ihr dies noch nicht möglich erschien, als die Revolution kam.
Sie werden es vielleicht befremdlich finden, General, dass ich Sie um eines so geringen Geldbetrags wegen in Ihrer Tätigkeit zu stören wage, doch meine Lebensumstände sind hart, und dieser kleine Geldbetrag ist
für mich ein großer Betrag geworden. Aus meinem Vaterland vertrieben, gezwungen, auf dieser Insel Zuflucht zu suchen, die mir verhasst ist, wo alles so kostspielig ist, dass man reich sein muss, um dort zu leben, empfände ich es als große Wohltat von Ihnen, wenn Sie mir diesen kleinen Betrag anweisen ließen, der mir in früheren Zeiten gleichgültig gewesen wäre.
Bonaparte nickte zustimmend. Bourrienne sah die Kopfbewegung.
»Sie erinnern sich an diesen wackeren Mann, General?«, fragte er.
»Gewiss«, sagte Bonaparte, »so gut, als wäre es gestern gewesen: Der Betrag wurde in meiner Gegenwart in Brienne abgezählt; er heißt Durosel, wenn ich mich nicht täusche.«
Bourrienne warf einen Blick auf die Unterschrift.
»In der Tat«, sagte er, »doch er hat einen zweiten Namen, der berühmter ist als der erste.«
»Und wie lautet er?«
»Durosel Beaumanoir.«
»Wir müssen herausfinden, ob er zu den bretonischen Beaumanoirs gehört; das ist ein Name, auf den man stolz sein kann.«
»Soll ich fortfahren?«
»Selbstverständlich.«
Bourrienne fuhr fort:
Sie werden verstehen, General, dass es einen Sechsundachtzigjährigen, der seinem Vaterland nahezu sechzig Jahre lang ohne Unterbrechung
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