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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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zukommen lassen kann, Gott wird es einrichten.
    Mein Bruder küsste den Brief, reichte ihn mir, damit auch ich ihn küsste, und drückte ihn an sein Herz. Dann sagte er zu Charles: ›Und du hast seinem Tod beigewohnt?‹
    ›Ja!‹, erwiderte Charles.
    ›Nun, dann erzähle es mir in allen Einzelheiten.‹<
    ›Das ist nicht schwer‹, sagte Charles. ›Ich war auf dem Weg von Straßburg zum Hauptquartier des Generals Citoyen Pichegru in Auenheim, als ich kurz hinter Sessenheim von einem kleinen Trupp Infanteristen eingeholt wurde, ungefähr zwanzig Soldaten, die ein Hauptmann zu Pferde befehligte. Die zwanzig Männer marschierten in zwei Reihen.
    Mitten auf der Straße ging zu Fuß ein Kavallerist, was an den Sporen seiner Armeestiefel leicht zu erkennen war; von Kopf bis Fuß war er in einen weiten weißen Mantel gehüllt, der nur seinen Kopf sehen ließ, ein junges, intelligentes Gesicht, das mir undeutlich bekannt vorkam; er trug eine Polizeimütze, was in der französischen Armee nicht üblich ist.
    Der Hauptmann sah mich neben dem jungen Mann im weißen Mantel gehen, und da ich noch jünger aussehe, als ich es bin, fragte er mich wohlwollend:
    „Wohin des Weges, mein junger Citoyen?“
    „Zum Hauptquartier des Generals Pichegru; ist es noch weit?“
    „Noch ungefähr zweihundert Schritte“, erwiderte der junge Mann im weißen Mantel. „Sehen Sie, am Ende des Weges, auf den wir eingebogen sind, befinden sich die ersten Häuser von Auenheim.“
    Ich wunderte mich, dass er mir das Dorf mit einer Kopfbewegung wies statt mit einer Geste.
     
    „Danke“, sagte ich und beeilte mich, schneller zu gehen, um ihn von meiner Gegenwart zu befreien, die ihn zu stören schien, doch er rief mich zurück.
    „Meiner Treu, junger Freund“,sagte er, „wenn Sie es nicht allzu eilig haben, sollten Sie mit uns gehen, denn dann könnte ich Sie bitten, mir Neuigkeiten aus Ihrer Gegend zu berichten.“
    „Aus meiner Gegend?“fragte ich überrascht.
    „Zum Kuckuck!“, sagte er, „sind Sie etwa nicht aus Besançon oder zumindest aus der Franche-Comté?“

    Ich sah ihn erstaunt an; seine Sprache, sein Gesicht, seine Haltung – alles weckte in mir Kindheitserinnerungen. Offenbar hatte ich diesen schönen jungen Mann früher einmal gekannt.
    „Aber vielleicht wollen Sie Ihr Inkognito wahren“, sagte er lachend.
    „O nein, Citoyen“, entgegnete ich. „Ich musste nur daran denken, dass Theophrast, der ursprünglich Tyrtamos hieß und den die Athener den Schönredner nannten, nach fünfzig Jahren in Athen von einer Obstverkäuferin als Mann aus Lesbos wiedererkannt wurde.“
    „Sie sind ein gebildeter Herr“, sagte mein Reisegefährte; „das ist in den gegenwärtigen Zeiten ein Luxus.“
    „O nein“, sagte ich wieder. „Ich bin auf dem Weg zu General Pichegru, der selbst sehr gebildet ist, und ich hoffe, dank eines Empfehlungsschreibens von ihm als Sekretär angestellt zu werden. Und du, Citoyen“, fügte ich neugierig hinzu, „gehörst du zur Armee?“
    Er begann zu lachen. „Nicht genau“, sagte er.
    Ich sagte: „Dann bist du der Verwaltung attachiert.“
    „ Attachiert “, wiederholte er lachend. „Meiner Treu, so kann man es wahrhaftig bezeichnen, Monsieur. Allerdings bin ich nicht der Verwaltung attachiert, sondern mir selbst.“
    „Aber Sie siezen mich und sagen laut Monsieur zu mir“, sagte ich leise. „Befürchten Sie denn nicht, dass Sie das Ihre Stellung kosten kann?“
    „Oho, Hauptmann, haben Sie das gehört?“rief der junge Mann im weißen Mantel lachend. „Der junge Citoyen befürchtet, ich könnte meine Stellung verlieren, weil ich ihn sieze und Monsieur zu ihm sage. Wüssten Sie jemanden, der meine Stellung gern hätte? Ich würde sie ihm jederzeit abtreten!“
    „Armer Teufel!“murmelte der Hauptmann schulterzuckend.
    „Sagen Sie, junger Mann“, fragte mein Reisegefährte, „da Sie aus Besançon kommen, denn daher kommen sie, nicht wahr?“
    Ich nickte.
    „Dann kennen Sie sicher eine Familie namens Sainte-Hermine.“
    „Ja“, antwortete ich, „eine Witwe und drei Söhne.“
    „Drei Söhne, ganz genau; ja“, fügte er seufzend hinzu, „noch sind es drei. Danke. Wann haben Sie Besançon verlassen?“
    „Vor sieben oder acht Tagen.“
    „Dann können Sie mir Neuigkeiten berichten?“
    „Gewiss, aber traurige Neuigkeiten.“
    „Erzählen Sie.“

    „Am Tag vor meiner Abreise waren mein Vater und ich auf der Beerdigung der Gräfin.“
    „Oh!“, rief der junge Mann und

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