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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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erstattete und ihm den Befehl zur Hinrichtung überbrachte.
    Nach wenigen Minuten erschien er auf der Türschwelle.
    „Bist du bereit?“, fragte er den Gefangenen.
    „Wann immer es Ihnen beliebt, Hauptmann“, erwiderte dieser.
    „Hast du uns noch etwas mitzuteilen?“
    „Nein, aber ich habe noch eine Gunst zu erbitten.“
    „Alles, was ich gewähren kann, sei dir gewährt.“
    „Danke, Hauptmann.“
    Der Hauptmann trat zu Ihrem Bruder. „Auch wenn wir unter verschiedenen Fahnen dienen“, sagte er, „sind wir dennoch Franzosen, und tapfere Männer erkennen einander unfehlbar. Was wünschst du?“
    „Zuerst dass man mir die Fesseln abnimmt, mit denen ich aussehe wie ein Strauchdieb.“
    „Du hast recht; nehmt dem Gefangenen die Fesseln ab.“
    Ich stürzte mich auf die Hände des Grafen und hatte ihn entfesselt, bevor einer der Soldaten sich ihm nähern konnte.
    „Oh!“, sagte der Graf, streckte die Hände aus und schüttelte sich unter seinem Mantel. „Das tut gut, wieder frei zu sein.“

    „Und jetzt?“, fragte der Hauptmann. „Was wünschst du jetzt?“
    „Ich will das Zeichen zum Feuern geben.“
    „So wird es sein. Und was weiter?“
    „Ich möchte meiner Familie ein Andenken zukommen lassen.“
    „Du weißt, dass wir keine Briefe von politischen Gefangenen entgegennehmen dürfen. Alles andere ja.“
    „Oh, ich will niemandem Scherereien bereiten. Hier ist mein junger Landsmann Charles, der mich zu meiner Hinrichtung begleiten wird, wie Sie es erlaubt haben, und der es übernehmen wird, meiner Familie etwas mitzubringen, keinen Brief, sondern irgendetwas, was mir gehört hat, beispielsweise meine Polizeimütze.“
    „Ist das alles?“, fragte der Hauptmann.
    „Meiner Treu, ja“, antwortete der Graf, „es wird Zeit. Ich bekomme allmählich kalte Füße, und kalte Füße kann ich von allen Dingen am wenigsten ausstehen. Auf, Hauptmann, denn ich nehme an, Sie werden mich begleiten.“
    „Das ist meine Pflicht.“
    Der Graf salutierte und drückte mir lachend die Hand, als hätte er Grund zur Freude.
    „Wohin?“, fragte er.
    „Hierher“, sagte der Hauptmann und trat an die Spitze des Zuges.
    Wir folgten ihm, vorbei an einer Poterne, und betraten dann einen zweiten Hof, auf dessen Befestigungen Wachposten patrouillierten. Am Ende des Hofs befand sich eine hohe Mauer, in Kopfhöhe von Einschüssen zernarbt.
    „Aha!“, sagte der Gefangene. Und er ging aus freien Stücken zu der Mauer, vor der er stehen blieb.
    Der Gerichtsschreiber verlas das Urteil.
    Ihr Bruder nickte, als wolle er die Richtigkeit des Urteils bestätigen. Dann sagte er: „Wenn es Ihnen recht ist, Hauptmann, hätte ich kurz etwas mit mir zu besprechen.“
    Der Hauptmann und seine Soldaten begriffen, dass er beten wollte, und traten beiseite.
    Für einen Augenblick verharrte er reglos, mit gekreuzten Armen, den Kopf zur Brust gesenkt, und bewegte die Lippen, ohne dass ein Wort zu vernehmen war.
    Dann richtete er den Kopf auf: Er lächelte. Er umarmte mich, und dabei sagte er mir leise ins Ohr die Worte Karls I.: „Erinnere dich.“

    Weinend nickte ich.
    Dann sprach der Verurteilte mit fester Stimme: „Habt Acht!“
    Die Soldaten nahmen Aufstellung.
    Er nahm seine Polizeimütze ab, als wolle er nicht mit bedecktem Kopf den Befehl zum Feuern geben, warf sie in die Luft, und sie fiel neben meinen Füßen nieder.
    „Seid ihr bereit?“, fragte der Graf.
    „Ja“, erwiderten die Soldaten.
    „Aufstellung, angelegt, Feuer! Es lebe der – “
    Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden; laute Schüsse waren gefallen, und sieben Kugeln hatten seine Brust durchdrungen. Er fiel mit der Stirn voran auf den Boden, und ich fiel auf die Knie und weinte so heftig, wie ich in diesem Augenblick weine.‹<
     
    Wahrhaftig war das arme Kind in Tränen ausgebrochen, als es uns den Tod unseres Bruders berichtete. Ach, und auch wir, Mademoiselle, das kann ich Ihnen versichern, weinten bittere Tränen. Mein Bruder Charles, der nun zum Familienoberhaupt geworden war, las den Brief ein zweites Mal, umarmte Charles, streckte den Arm aus und schwor bei der heiligen Reliquie, die uns von unserem Bruder geblieben war, ihn zu rächen.«
    »Oh, was für eine traurige Geschichte, Monsieur!«, sagte Claire, die sich die Tränen abwischte.
    »Soll ich fortfahren?«, fragte Hector.
    »Ach, ich glaube ja«, sagte das junge Mädchen. »Noch nie habe ich etwas Fesselnderes und zugleich Schmerzlicheres gehört.«

15
    Charles de Sainte-Hermine (1)
    Hector

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