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Der Gral-Mutant

Der Gral-Mutant

Titel: Der Gral-Mutant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. R. Munro
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Cygnus-Nebels hatten diffuses Licht durch die Schutzschirme ihrer Schiffe, durch deren Wandungen, durch alles dringen lassen. Diffuses Licht, aus einer Welt voller Rätsel gekommen, hatte die Schutzfelder nicht zerstört und die Schiffswandungen nicht angenagt und die Organe der Menschen nicht blockiert, aber es hatte bewirkt, daß die menschliche Haut zum Fremdkörper wurde, sich abstieß, und daß 650 000 Menschen zum Erstickungstod verurteilt wurden.
    Ersticken und verbluten, beides zusammen, und das letztere beschleunigte den ersten Vorgang.
    Darum kam Slos Befehl zum Sterben nicht als ein Schrecken. Darum sandte Houg Slos 1. Offizier und dessen Adjutant den Befehl ohne Zögern zu den übrigen Schiffen hinüber.
    Zweihundertachtzig Zerstörer hielten im Inter-Kontinuum noch Kurs. Es war keine bestimmte Richtung, die sie einschlugen, es war gleichgültig, ob sie nach rechts oder links abbogen oder nach oben und unten, es war nicht gleichgültig, ob sie die Frequenz verließen, auf der sie lagen.
    Houg Slo sah die beiden Offiziere wieder eintreten. Da brach vor ihm der Adjutant unter Erstickungsanfällen zusammen.
    Der Ruf nach einem Arzt wurde nicht laut. Sanitäter gab es nicht mehr. Knapp tausend Mann lebten noch in diesem Schiff.
    „Erledigt?“ fragte Slo müde.
    „Durchgeführt.“ Und der 1. Offizier wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn.
    „Dann wird es Zeit, daß wir unser Ziel erreichen, Valla.“
    Der 1. Offizier staunte nicht. Houg Slo redete den Mann, der die letzten zehn Jahre ununterbrochen in seiner Nähe gewesen war, zum ersten Male mit Namen an.
    „Das Bild auf dem Schirm ändert sich ja!“
    Slo konnte sich nicht mehr zum Schirm herumreißen. Auch er litt unter dieser Atemnot, unter den ersten Erstickungsanzeichen. Darum sah er den gesamten Spruch nicht mehr. Nur den Schluß verstand er noch.
    „… sind soeben mit gleichem Ziel gestartet. Fahrt alle in gutem Sternenlicht!“
    „Wer ist von der Erde gestartet? Konnten Sie das nicht mehr entziffern, Slo?“
    Er schüttelte müde den Kopf. „Nein. Und jetzt wissen wir nicht einmal, ob der Gral-Mutant uns den Weg verlegen will oder wir Hilfe bekommen. Das eine ist genauso schlimm wie das andere … nichts zu wissen. Aber uns macht es nichts aus. Wir haben von der Lebensbühne abzutreten. Und gerade ich habe dieses Schicksal verdient.
    Ein ganzes Leben lang war ich der Feind der Mutanten, und immer wieder habe ich darauf hingewiesen, daß wir sie von der Erde entfernen müßten, und immer wieder habe ich versucht, meinen Worten Nachdruck zu verschaffen, den Mutanten-Planeten Scheat ständig zu kontrollieren. Wann hat Terra die letzte Untersuchungs-Kommission nach Scheat geschickt? War es vor siebzig oder vor achtzig Jahren? Und dann bin ich selbst meiner eigenen Überzeugung untreu geworden, habe mich selbst verraten. Ach! Lassen wir es. Rufen Sie unsere beiden Astronavigatoren an, ob sie mit ihrer Arbeit fertig sind. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Wenigstens unser Sterben soll doch noch Sinn haben!“
    Houg Slo betrachtete seine Hände. Damit konnte er nichts mehr tun. Er nahm den Arm hoch, daß der Ärmel seines Overalls etwas herunterrutschte, und der Unterarm sah genauso aus wie seine Hände. Große Hautfetzen stießen sich überall ab.
    Der Lautsprecher sprach an. Die beiden Astronavigatoren waren über sich hinausgewachsen, hatten ihren hoffnungslosen Zustand ignoriert und ihr Sterbenmüssen vergessen. Sie hatten eine größere Leistung vollbracht als jemals auf der Erde eine Leistung vollbracht worden war. Sie beherrschten die Kunst, aus einer Vielzahl von Faktoren zu bestimmen, wann der Zeitpunkt eintrat, das Inter-Kontinuum zu verlassen, um das gesteckte Ziel zu erreichen.
    Der von dem Gral-Mutanten auf allen Schiffen eingebaute Fehler war schon lange nicht mehr. Man hatte ihn beseitigt. An Bord der Zerstörer war für die Beseitigung keine Hand gerührt worden. Sie hatten nicht einmal etwas davon bemerkt, auch das Personal nicht, das im Triebwerk arbeitete. Plötzlich fanden sie sich in der Welt der Zerstörung und Vernichtung wieder, im Reiche jener rätselhaften Fäden und Stränge, die diffuses Licht ausstrahlten, im Cygnus-Nebel, dem Ziel ihrer Fahrt!
    Nun waren sie von dort zurückgekommen!
    Zweihundertsechzig Zerstörer brachen in den heimatlichen Raum ein.
    Sie wurden in der Leere, in der kalten Dunkelheit und in der tödlichen Unendlichkeit.
    Mehr als dreihundert Millionen Kilometer vor ihnen gleißte ein

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