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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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sie unterwegs nach Breidechboda waren – wobei er den Namen recht löblich aussprach –, um dort eine wichtige Nachricht des Fürsten Bertaud vom Delta an König Brekan Glansent Arobarn zu überbringen.
    Vorab hatten sie sich darauf geeinigt, dass er sich dergestalt äußern sollte. Tan hatte erklärt, komplizierte Lügen wären schwierig zu vermitteln; und Maianthe hatte angedeutet, dass sie recht gut als Kurierin durchgehen könnte, während sie nach den zurückliegenden eiligen Tagen unterwegs quer durchs Land – und ohne richtige Chance, in einem zivilisierten Haus oder Gasthaus abzusteigen – für andere wohl kaum wie eine respektable Dame aussehen würde. Sie hatte diesmal kategorisch abgelehnt, Tan einen Freibrief für die Andeutung auszustellen, sie wären gemeinsam auf der Flucht vor einem aufgebrachten Ehemann.
    Von diesem Punkt an nahm diese Begegnung jedoch einen Verlauf, der sich keinem vorab gefassten Plan fügte.
    »Ihr plant, nach Breidechboda zu reisen?«, fragte einer der Männer mit Akzent, aber in recht ordentlichem Terheien. Sein zuvor gelangweilter Blick war jetzt scharf. »Ihr möchtet für den Fürsten des Deltas mit dem Arobarn reden?« Er klang gar nichtdanach, als zweifelte er daran, und verhielt sich damit ganz konträr zu Maianthes Erwartungen. Er warf einfach Tan einen langen Blick zu, nickte Maianthe höflich zu und verkündete: »Ich freue mich, Euch viele Meilen zu ersparen. Der Arobarn hält sich nicht in Breidechboda auf. Er ist hier.«
    »Hier? In Eira?«, fragte Maianthe verdutzt, ehe sie es herunterschlucken konnte. Eigentlich hatte sie Tan das Reden überlassen wollen, diesen Entschluss aber vor lauter Schreck vergessen.
    »In Eira, ja«, antwortete der Wachsoldat. »Das ist eine gute Nachricht, nicht wahr? Denn Ihr überbringt eine wichtige Botschaft. Führt Ihr keinen Stab mit?«
    Er meinte den weißen Stab, wie ihn die Kuriere Farabiands mitführten. Maianthe schüttelte eingedenk Tans Warnungen über komplizierte Lügen stumm den Kopf. Dann erwiderte sie, um einen zuversichtlichen Ton bemüht, jedoch mit einer Stimme, die dünn und nervös klang: »Ich führe jedoch eine dringende Nachricht mit, hochverehrter Herr.«
    Der Wachsoldat nickte knapp. »Ich begleite Euch persönlich zum König, hochverehrte Kurierin, und informiere ihn von Eurer Ankunft. Aus dem Delta, da Ihr sagt, Ihr wärt vom geehrten Fürsten des Deltas gesandt worden.« Er musterte sie scharf, wie Maianthe bemerkte, um sicherzugehen, dass sie nicht gelogen hatten – auf dass seine Nachricht von Kurieren keine nachteiligen Folgen für ihn haben würde.
    Als Maianthe jedoch den Blick des Mannes erwiderte, lächelte er respektvoll und senkte den Kopf, und sie erkannte, dass er überhaupt nicht von einer Lüge ausging. Er hielt Maianthe vermutlich für einen echten Kurier und dachte, dass sie eine offizielle Nachricht an seinen König überbrachte und Tan ihr Geleitschutz war. Obwohl Maianthe tatsächlich eine wichtige Warnung überbrachte und tatsächlich dringend eine Audienz beim König von Casmantium wünschte, empfand sie sichdoch unter dem Blick des Wachsoldaten auf seltsame Weise als Hochstaplerin. Sie bemühte sich, das nicht offen zu zeigen.
    »Es sind wirklich gute Nachrichten, hochverehrter Herr«, versicherte Tan mit gewandter Aufrichtigkeit. Er nahm sein Pferd mit kaum merklichem Zögern auf die Seite, nickte Maianthe zu und forderte sie damit auf, ihm vorauszureiten. Auch er hatte begriffen, welche Schlüsse der Wachmann gezogen hatte, und agierte jetzt auf dieser Grundlage weiter. Maianthe dachte, dass Tan vermutlich am liebsten ganz aus dem Blickfeld verschwinden und lieber die Rolle des Dienstboten und Leibwächters spielen würde. Er könnte sich dann in ihrem Schatten verstecken, auf dass alle Welt nur Maianthe sah und sich nur an sie erinnerte. Ihr war klar, aus welchem Grund er sich das wünschte, und so nickte sie, obwohl sie sich unter den wachsamen Blicken der Wachsoldaten unwohl fühlte, und ritt vor den beiden Männern in die Stadt.
    Ehe sie auf diesem Weg weit gekommen waren, ging ihr durch den Kopf, dass sie nun tatsächlich den König von Casmantium sehen würden und, viel schlimmer noch, er sie anschauen würde. Maianthe fragte sich, wie ihre Haare aussahen – sie hatte sie seit Kames nicht mehr waschen können –, und ob sie wohl erkennbar Dreck im Gesicht hatte, auch wenn das Gebirge zumeist aus sauberem Gestein und Eis bestand. Ihr Reiserock war jedoch furchtbar

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