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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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zerknittert, und sie war sicher, dass man vom Abendessen des vorangegangenen Tages einen Fettfleck auf ihrer Bluse finden würde, sobald sie erst einmal den Mantel abgelegt hatte. Sie fragte sich, ob sie den Arobarn wirklich schnurstracks aufsuchen mussten. Ob der Wachmann ihnen vielleicht gestattete, vorher in einem Gasthof oder Wirtshaus abzusteigen? Einem mit vernünftigem Bad und einer Wäscherei?
    Doch ein Seitenblick auf ihre Eskorte verriet ihr, wie wenig Hoffnung auf eine solche Rast bestand. Mehrere Wachsoldaten begleiteten sie inzwischen, nicht nur der eine Mann, der dies angekündigt hatte; er führte allerdings eindeutig das Kommando. Er wirkte sehr ernst und entschlossen. Hätten Maianthe und Tan auszureißen und sich in Eira zu verstecken versucht, wäre das unangenehm geworden. In Anbetracht der Umstände war der Schutz durch die Soldaten jedoch sehr günstig, auch wenn Maianthes plötzlicher Anflug von Befangenheit ihr den Wunsch gab, sie möchten etwas weniger tüchtig sein. Auf den Straßen herrschte dichtes Gedränge, und Maianthe hatte nicht die leiseste Ahnung, wohin es ging. Die Soldaten bahnten der Gruppe jedoch einen Weg und führten sie einen verwirrend kreisförmigen Weg entlang, der sie seltsamerweise von dem Ziel entfernte, das Maianthe ursprünglich vermutet hatte, nämlich dem Stadtzentrum.
    Gerade als sie sich erste ernste Gedanken machte, wohin die Soldaten sie nun genau führten, öffnete sich plötzlich die Straße vor einer sehr großen steinernen Festung, die nicht ohne architektonischen Reiz war, aber eindeutig viel mehr der Verteidigung diente als der Schönheit. Ein Garten war nicht zu sehen, lediglich ein kleiner Hof aus geharktem Granitschotter, der auf der einen Seite von Stallungen gesäumt war, auf der anderen stand ein riesiger Baum.
    »Der Gouverneurspalast«, erklärte ihr Fremdenführer. »Der Arobarn wohnt zurzeit hier. Ich zeige Euch, wo Ihr warten könnt, und informiere dann den … Ah, wie heißt das noch gleich … Den Kammerherrn des Königs, ja? Verzeiht mir; ich bin in Eurer Sprache nicht sehr geübt.«
    »Aber Ihr sprecht Terheien sehr gut«, fand Maianthe.
    Der Mann senkte den Kopf. »Die ehrenwerte Kurierin schmeichelt meiner armseligen Fähigkeit«, erwiderte er höflich, schwang sich aus dem Sattel und ergriff den Zügel ihres Pferdes.
    Maianthe stieg ab, desgleichen Tan, wenn auch niemand seinPferd für ihn festhielt. Er hielt sich am Sattel fest, wie Maianthe sah, und presste vor Schmerzen die Lippen zusammen, als das Körpergewicht auf sein verletztes Bein drückte. Sie blickte ihn besorgt an, woraufhin er nur kurz nickte. Er ließ den Sattel los und entfernte sich zwei Schritte weit vom Pferd, wobei er kaum humpelte. Maianthe dachte nur ungern daran, welche Mühe ihn das kosten musste.
    Der Wachsoldat führte sie zu einer schlichten Tür, die weit entfernt vom Haupttor des Palastes war und sich an einer anderen Seite des Gebäudes befand. Die Tür öffnete sich zu einem schmalen Gang; die Teppiche dort waren allerdings gut und die Wände holzvertäfelt. Dieser Flur führte in ein erstaunlich hübsch ausgestattetes Empfangszimmer; bei der Inneneinrichtung hatte man großen Wert auf Eleganz und Stil gelegt. Auf dem Steinfußboden dämpften violette und blaue Läufer die Kälte und die Geräusche. Die Möbel bestanden aus Holz, mit Ausnahme der kleinen Tische, die Platten aus geschliffenem Granit besaßen. In einer Ecke ragte die Bronzestatue eines springenden Hirsches auf und in einer anderen ein Zinnbaum mit silbernen Blättern und kleinen, aus Kupfer und schwarzem Eisen gearbeiteten Vögeln. Fenster wies der Raum nicht auf, aber Lampen aus Kupfer und Glas hingen von der Deckenvertäfelung herab, und Prozellanlampen standen auf den Tischen.
    »Ich lasse Euch hier zurück«, sagte der Soldat zu Maianthe. »Ich informiere den Kammerherrn. Ich möchte ganz deutlich sein: Der Arobarn wird, wie ich glaube, sehr schnell nach Euch schicken, aber ich werde trotzdem darum ersuchen, dass man Euch Tee schickt. Wartet Ihr? Ist das akzeptabel?«
    »Ja«, antwortete Maianthe und fragte sich, was er gesagt oder getan hätte, wenn ihre Antwort Nein gelautet hätte. Hilflos setzte sie hinzu: »Aber meine Haare …« Sie brach den Satz ab und wurde rot vor Verlegenheit und Verwirrung.
    Die Mundwinkel des Wachsoldaten zuckten unwillkürlich, ehe er die Lippen zusammenpresste. Er sagte entschieden: »Der König von Casmantium ist es gewöhnt, dringende Nachrichten von

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