Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
Vom Netzwerk:
Zauberkraft verloren hatte – entweder aufgebraucht oder ausgebrannt. Oder die Greifen hatten sie ihm ausgebrannt, als sie ihn besiegten. Irgendetwas war mit ihmgeschehen, aber König Iaor hatte sich nicht über die genauen Umstände ausgelassen.
    Aber der hohe Herr Beguchren sah ganz nach einem Magier aus . Ungeachtet der weißen Haare hielt Maianthe ihn zunächst für nicht sehr alt. Dann sah sie erneut hin und war sich nicht mehr so sicher, denn die undurchschaubaren zinngrauen Augen erweckten den Eindruck hohen Alters. Er war ein sehr kleiner Mann, nicht größer als Maianthe – eher noch ein wenig kleiner. Ungeachtet der geringen Größe wirkte der Herr Beguchren durch die unerschütterliche Ruhe in den zinndunklen Augen eher einschüchternd, besonders weil er obendrein durch und durch elegant aussah. Feine weiße Stickereien verzierten das weiße Hemd, dessen Knöpfe aus Perlen bestanden und dessen Manschetten ein paar Spitzen aufwiesen. Maianthe, die sich sonst nicht sehr für gute Kleidung interessierte, sehnte sich sofort nach einem Kleid von seinem Schneider. Die Silberringe an drei Fingern von Beguchrens linker Hand waren mit sehr fein gearbeiteten Saphiren besetzt.
    Hinter ihm und ein wenig seitlich stand ein Mann von solcher Größe, dass Beguchren Teshrichten neben ihm wie ein Kind wirkte. Dieser Mann hatte breite Schultern, große Hände und ein starkes, knochiges Gesicht, das nicht wirklich wohlgeformt war. Und doch strahlte er, wie Maianthe nicht umhin konnte zu bemerken, eine schlaksige knochige Männlichkeit aus, die auf ihre Art viel eindrucksvoller war als gewöhnliche Schönheit.
    Der große Mann war auch besonders scharfsichtig. Obwohl Tan sich bemühte, sich unbemerkt im Hintergrund aufzuhalten, galt die Aufmerksamkeit des Hünen eindeutig Tan und nicht Maianthe. Diese fragte sich, wie Tan dieses Interesse so schnell und nachhaltig geweckt hatte. Der große Mann schien nicht glotzen zu wollen, aber immer wieder warf er Tan kurze verdeckte Blicke zu und wandte diese sogleich wieder ab. Maianthe bedachte ihn mit finsterer Miene. Er bemerkte dies einen Augenblick später, holte tief Luft, schloss kurz die Augen und schenkte Maianthe dann einen aufmerksamen Blick und ein Lächeln. Sie empfand diesen Blick nicht als aggressiv wie den des Arobarn und nicht als unergründlich wie den Beguchrens, sondern als neugierig und sogar freundlich. Ohne diese seltsame Reaktion auf Tan hätte sie ihn für den Blick eines warmherzigen Mannes gehalten, der am liebsten das Beste in jedem Fremden erblickte. Er hatte jedoch diese andere Reaktion gezeigt, und so wusste sie nicht, was sie von ihm denken sollte.
    Neben dem Hünen stand eine kleine zierliche Frau mit liebreizendem sirupdunklem Haar und einer fantastischen natürlichen Haltung. Nach der besitzergreifenden Art zu urteilen, wie ihre Hand auf seinem Arm ruhte, war sie eindeutig seine Gattin. Von ihr strahlte keine Spur von Wärme oder Freundlichkeit aus, aber auch keine Feindseligkeit. Ihr Blick verriet, wie Maianthe entschied, professionelle Aufmerksamkeit und Neugier. Sie schien die Faszination ihres Gatten für Tan nicht zu teilen, sondern musterte Maianthe fortwährend und prüfend. Es war ein Blick der Art, wie Maianthe ihn von einer Magierin erwartete. Wahrscheinlich war sie eine, ob der hohe Herr Beguchren nun einer war oder nicht. Trotz dieser kühlen Sachlichkeit war Maianthe absurderweise froh, eine weitere Frau im Raum zu erblicken.
    Maianthe hätte gern Tan angesehen, aber er stand einen Schritt weit hinter ihr. Also trat sie einen Augenblick später vor, da eindeutig nichts anderes zu tun war, und verneigte sich ganz leicht vor dem Arobarn. Er war nicht ihr König, und obwohl sie sehr gern jemanden gefragt hätte, dachte sie, dass es falsch sein musste, mehr Ehrerbietung zu zeigen. Dann richtete sie sich auf und wartete, dass der König sie ansprach.
    Der Arobarn nickte ihr sehr ernst und königlich zu. OhneUmschweife sagte er auf Terheien, mit starkem Akzent, aber gut verständlich: »Ihr habt mir keinen Stab überbringen lassen, aber ich denke, Ihr seid ein Kurierin. Aus dem Delta, wurde mir gesagt. Auch vom Safiad, ja?«
    Maianthe starrte ihn einen Augenblick lang an. Sie erinnerte sich an Tans Worte: Ich vermute, dass er die ganze leidige Geschichte von Anfang bis Ende erfahren muss. Sie wusste jedoch nicht, wie sie anfangen sollte.
    Dann flüsterte Tan ihr ins Ohr: »Wessen Cousine bist du? Nun?«
    Maianthe blinzelte. Sie holte tief

Weitere Kostenlose Bücher