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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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Frau hatte zuvor wie alle anderen Tan angestarrt. Jetzt richtete sie den interessierten Blick auf Maianthe und sagte in fast akzentfreiem Terheien: »Ja, gern gestehe ich Euch das zu. Das wird sehr gut sein.« Sie lächelte – ein pfiffiger, aber nicht unfreundlicher Ausdruck – und sprach Maianthe dann direkt an: »Ich bin sicher, dass Ihr Euch waschen und die Kleider wechseln möchtet. Sollte ich nichts haben, was Euch passt, so verfüge ich doch über Stoff, den wir leicht zu einem hübschen Kleid verarbeiten können … Ich habe in jüngster Zeit über Stoff nachgedacht. Mit Stoff zu arbeiten, das ist schwieriger und interessanter, als man vielleicht denkt. Natürlich läuft alles hervorragend, wenn man Zugkräfte am Faden entlangführt; außerdem verformt sich Stoff symmetrisch, wenn man die Zugspannung in einem Winkel von fünfundvierzig Grad zu den Kett- und Schussfäden anlegt. Aber woraus ich einfach nicht schlau werde, das sind die Gleichungen, die es ermöglichen, das Ausmaß und die Art der Verformung vorherzusagen, die eintritt, wenn die Zugspannung in einem Zwischenwinkel zur Entfaltung kommt …«
    Gerent unterbrach diesen Diskurs ohne die geringste Spur von Überraschung oder Aufregung, indem er sagte: »Tehre, bitte, ich stelle mir vor, dass die Dame Maianthe gern an einer zivilisierten Tafel speisen würde, während du passende Kleidung für sie auftreibst.« Er setzte hinzu, an Maianthe gewandt: »Ich denke, ich kann Euch zusichern, Herrin Maianthe, dass kein Linulariner Agent, ob Magier oder nicht, Euch zu belästigen vermag, solange Ihr Euch in meinem Haushalt erholt.«
    Maianthe nickte, und sie war bemüht, nicht zu lachen. Tehres W all, hatte der Greifenmagier zu ihrem Vetter gesagt. Also hatte die Dame Tehre diesen Wall errichtet. Maianthe stellte fest, dass sie davon nicht im Mindesten überrascht war. Sie fragte sich, was für Schutzvorkehrungen einen Haushalt wohl schützten, zu denen die Dame Tehre und ihr Gemahl gehörten. Vermutlich sehr wirkungsvolle.
    Dann wurde ihr bewusst, dass der König nicht davon gesprochen hatte, er würde auch Tan zur Dame Tehre schicken. Sie zögerte und fragte sich, ob sie etwas sagen oder fragen oder protestieren sollte.
    Ehe sie das Wort ergreifen konnte, sagte der Arobarn zu Tan: »Euch möchte ich der Obhut meines Freundes Beguchren Teshrichten und meines Magiers Gerent Ensiken anvertrauen. Gestattet Ihr mir das wohl?«
    Diesmal schien Tan keine aalglatte Antwort zur Hand zu haben.

Kapitel 11
    Des Königs Haus in Tihannad, wo er Winterhof hielt, erhob sich dicht am Ufer des Niambesees. Es war ein behagliches, weitläufiges Gebäude aus Granit der Region und mit Schindeln aus Bergzeder; und es schmiegte sich ins Zentrum einer behaglichen, weitläufigen Stadt, die ebenso aus Stein und Zeder errichtet war.
    Eine niedrige Mauer zog sich um das Haus des Königs und eine größere um die ganze Stadt. Aber keine der beiden Mauern hatte sich seit Jahrhunderten aufgefordert gefunden, Abwehr gegen Feinde zu leisten, sodass die Tore beider zumeist gastfreundlich offen standen und weder Wachsoldat noch Buchhalter zählte, wer kam und ging.
    Jetzt jedoch wurden die Tore von Tihannad bewacht und verschwanden fast hinter den Trauben von Menschen, die auf Einlass warteten. Jos sah sofort, dass nur wenige Menschen die Stadt verließen, zumindest nicht in südlicher Richtung; nahezu alle waren darum bemüht, in den Ort hineinzugelangen.
    Fürst Bertaud stockte, als er das Gedränge auf den Straßen und vor den Toren erblickte, und zog die Brauen hoch. Vielleicht fragte er sich – wie es Jos gewiss tat –, ob die nach Tihannad hineindrängenden Menschen wirklich erwarteten, Mauern aus Stein und Holz würden sie vor Greifen schützen, die auf dem Wind heranritten. Vielleicht jedoch waren es nicht diese Mauern, sondern der ihnen so nahe liegende See, der sie vor Feuer schützen sollte. Vielleicht tat er das sogar.
    »Ich hätte erwartet, dass die Menschen eher in TiearananSchutz suchen«, bemerkte Bertaud, während er auf das Gedränge vor den Toren hinabstarrte. »Obwohl sie das vielleicht sogar tun, zumindest diejenigen, die jener steilen Straße eilig zu folgen vermögen. Das hier sind vielleicht Einheimische, die fürchten, eine fernere Zuflucht nicht schnell genug zu erreichen.«
    Jos nickte nur zerstreut, und Kairaithin schien diese Äußerungen nicht mal zu hören. Einen Augenblick später zuckte Bertaud die Achseln und schritt voraus, den Berghang hinab zur

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