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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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Gefängnis insgesamt – »… hier zu arbeiten.«
    Der Wärter verschränkte unbehaglich die Arme und wandte den Blick ab. Er sagte jedoch leise: »Wenn der Hauptmann keine Nachricht auf den Hügel schickt … vielleicht gehe ich dann doch selbst. Morgen Mittag.« Er blickte Tan streng an. »Falls mir der Hauptmann erlaubt, um Mittag Feierabend zu machen. Das wäre dann eine doppelte Schicht. Er geht bis auf drei zusätzliche, wenn er zornig ist. Er hat das vergangene Woche mit einem neuen Wärter gemacht, als dieser einem Häftling ermöglichte, an seine Schlüssel zu gelangen.«
    Tan hätte sich gewünscht, dass Tenned sorglos genug seinwürde, damit er an die Schlüssel kam, aber das schien sehr unwahrscheinlich. Tan beschränkte sich auf ein mitfühlendes Nicken.
    Doch zwei Stunden nach Anbruch des Morgens kehrte der Wachhauptmann persönlich zurück, begleitet von zwei zusätzlichen Wärtern und mit einem Bund voller schmaler Schlüssel in der Hand. Die Stiefelschritte weckten Tan, und er setzte sich erst auf und kam dann auf die Beine. Während er die Decke zur Seite legte, nickte er Tenned dankerfüllt zu.
    »Ich weiß nicht, ob irgendjemand Euren Namen wiedererkannt hat, wohlgemerkt«, sagte der Hauptmann zu Tan. »Vielleicht sind sie dort einfach nur interessiert. Ihr werdet jedoch hinaufgeführt, und man wird sich Euch ansehen. Ich möchte das auf keinen Fall versäumen und bringe Euch persönlich dorthin.«
    Tan musterte die beiden Wärter, die der Hauptmann mitgebracht hatte, und schüttelte den Kopf. »Ihr hättet mehr Männer mitbringen müssen.«
    Der Hauptmann zog die Brauen hoch. »Was? Seid Ihr ein solch harter Bursche?«
    »Nicht meinetwegen. Mindestens sechs Mann. Zehn wären besser. Die Hälfte davon solltet Ihr beauftragen, auf die Umgebung zu achten.«
    Der Hauptmann schwieg eine ganze Weile lang.
    Tan fragte sich, ob es ihm endlich gelungen war, den Mann mit seiner Aufrichtigkeit zu beeindrucken, wenn schon nicht mit anderem. Oder, wenn er den harten, ausdruckslosen Blick des Hauptmanns bedachte, ob er ihn schließlich über die Grenze des Erträglichen hinaus beleidigt hatte. Der Mann hatte Schultern wie ein Ochse; zweifellos konnte er wüste Schläge austeilen, wenn er fand, dass ein Häftling absichtlich unverschämt war. »Nicht, dass ich vorhätte, Euch vorzuschreiben, wie Ihr Eure Arbeit machen müsst, Hauptmann«, fügte Tan hinzu und bemühte sich nach Kräften um eine respektvolle Miene.
    Der Hauptmann wandte sich schließlich an einen seiner Männer. »Beras, trommle alle zusammen, die verfügbar sind, und sag ihnen, sie sollen am Haupttor auf uns warten. Tenned, schließ die Zelle auf.« Er bedachte Tenned mit einem ironischen Blick und warf ihm ein Paar Handschellen zu. »Leg die dem Häftling an.«
    Tan streckte bereitwillig die Hände aus und hoffte, Tenned so dazu zu bewegen, dass er ihm die Hände vor dem Körper fesselte und nicht auf dem Rücken. Als er sah, wie der Hauptmann mit noch größerer Ironie blickte, wusste er, dass der Mann diesen alten Trick durchschaute. Der Hauptmann sagte jedoch nichts, und Tenned gestattete es Tan tatsächlich, die Hände vor dem Körper zu behalten.
    Das große Haus stand auf einem langgestreckten Hügel – der zwar niedrig, aber die einzige Erhebung in einem Umkreis von einer halben Tagesreise war. Schließlich war das Delta nicht für Hügel irgendwelcher Art bekannt. Das Haus selbst erwies sich im Wesentlichen als lang und niedrig, auch wenn einer der Flügel zwei Stockwerke hatte und ein runder Turm am Ende des angrenzenden Flügels noch um zwei weitere Etagen höher war. Der Turm wies keine Fenster auf. Tan wusste nicht recht, was das über den Charakter des Mannes aussagte, der ihn hatte errichten lassen.
    Das Haus war von einer Reihe von Delta-Fürsten errichtet worden, von denen es jeder vor allem in der Fläche ausgebaut hatte statt nach oben. Ein Flügel hatte ursprünglich die Stallungen beherbergt – die allerdings von sehr guter Bauart waren –, und ein weiterer hatte, nach den außergewöhnlich breiten Fenstern zu urteilen, ursprünglich wohl den Falknern gedient. Die heutigen Ställe, Falkenkäfige und Hundezwinger waren weithinten an der Gebäudeflanke gerade noch zu erkennen. Wäre Tan die Anlage vorher schon unter die Augen gekommen, hätte er wahrscheinlich aufgrund der allgemein geschäftigen Atmosphäre und der Qualität der Pferde gleich auf die Anwesenheit des Königs geschlossen. Der Wachhauptmann schien Kurs

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