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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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König von Farabiand war kein so großer Mann wie der Arobarn, aber er wahrte auf seine ganz eigene Art eine königliche Haltung und war im Laufe der Jahre in seine Machtposition hineingewachsen. Sein lohfarbenes Löwenhaar zeigte erste graue Strähnen, aber er war, dachte Beguchren, einer der Menschen, deren persönliche Stärke mit der Zeit nur wuchs.
    Im Moment war die Miene des Safiad streng, und er hatte die Lippen zornig zusammengepresst. Es würde eine schwierige Audienz werden, wie Beguchren schätzte. Er hatte jedoch nichts anderes erwartet.
    Die Farabiander Offiziere hatten sich verteilt; jeder hielt sich bei der eigenen Kompanie auf, und soweit Beguchren sah, hatte der König keinerlei Hofratgeber mitgebracht. Ein Stück seitlich des Königs und hinter ihm saß ein junger Mann auf einem guten schwarzen Pferd – ein untersetzter junger Mann mit schwarzen Haaren, der seinem Vater unverkennbar ähnlich sah. Er führte weder Bogen noch Speer mit, trug aber ein Schwert an der Seite, eine gute schlichte Waffe, nicht das Spielzeug einesHöflings. Er erwiderte Beguchrens Blick mit ernster, unbehaglicher Intensität.
    Beguchren war inzwischen ein gutes Stück in Bogenschussweite. Dann erreichte er die Distanz eines mühelosen Speerwurfs und näherte sich weiterhin, bis er nahe genug heran war, um leicht verstanden zu werden, ohne dass er schreien musste. Er hielt seine Stute an und blieb einen Augenblick lang schweigsam sitzen, während er dem zornigen Blick des Königs von Farabiand begegnete.
    »Beguchren Teshrichten«, sprach der König ihn schließlich an – eine bloße Kenntnisnahme ohne eine Spur Höflichkeit. Er hatte jedoch auch Grund, um zornig zu sein.
    »Iaor Daveien Behanad Safiad«, antwortete Beguchren und senkte in ernstem Respekt das Haupt.
    Iaor funkelte ihn an, hob eine Hand und schloss mit einer Geste das ganze Feld und die hier aufgestellten Soldaten ein. »Was hat das zu bedeuten? Nun? Brekan Glansent Arobarn hat mir sein Wort gegeben, den Frieden zu wahren, und jetzt finde ich das hier auf meinem Weg vor? Was möchte er von mir?« Er betrachtete Beguchren finster und deutete dann ruckhaft zur Seite auf Prinz Erichstaben. In noch aufgebrachterem Ton fuhr er fort: »Ich weiß, dass er einen neuen kleinen Sohn hat. Hat er den vergessen, den er mir übergab? Hält er meine Geduld für grenzenlos?«
    Beguchren senkte den Kopf angesichts des königlichen Zornausbruches. Leise entgegnete er: »Der Arobarn hofft tatsächlich auf Eure Geduld, Iaor Safiad, aber er hält sie nicht für grenzenlos. Er ersucht darum, falls es Euch recht ist …«
    Der Safiad schlug sich mit der Faust auf den Schenkel und zog heftig am Zügel, als sein Pferd den Kopf hochwarf und überrascht einen Schritt vortrat.
    Prinz Erichstaben nutzte diesen Augenblick mit einem Gespür für dramatische Auftritte, das seinem Vater wohlangestanden hätte, und bewegte sich unvermittelt. Er hatte angesichts der Drohung des Safiad weder erschrocken noch verängstigt reagiert, wohl aber Beguchren unwillkürlich einen Blick zugeworfen, der die Frage des Königs wiederholte, nur mit ernster Besorgnis: Hat mein Vater mich vergessen? Er stellte diese Frage jedoch nicht laut. Er sagte überhaupt nichts.
    Vielmehr öffnete der Prinz kurz seinen Schwertgurt, hängte das Schwert an den Sattelknauf, schwenkte ein Bein über den Hals des Pferdes und glitt zu Boden. Als dann die Augen aller auf ihm ruhten, trat er neben das Pferd des Safiad vor. Er packte es am Zügel, beruhigte es, tätschelte ihm zerstreut die Schulter und blickte schließlich zum König auf. Er sagte nichts, aber sein offener, ehrlicher Blick sprach sehr deutlich für ihn und passte vollkommen zum Mut und zur Würde seiner Geste. Dann warf er einen Blick auf Beguchren, senkte den Kopf und wartete.
    Die Geste des Prinzen hätte nicht besser den Absichten Beguchrens entsprechen können, selbst wenn dieser den Jungen in jedem einzelnen Augenblick seines Handelns gelenkt hätte. Es veränderte jedoch alles an Beguchrens Plänen, denn er hatte damit gerechnet, mit jedem einzelnen Wort gegen die Entrüstung des Safiad ankämpfen zu müssen. Prinz Erichstaben hatte jedoch einen Moment der Stille erzeugt, in dem jedes gesprochene Wort ein Mehrfaches seines üblichen Gewichts tragen würde und in dem auch jede Geste mehr Gewicht und Kraft besaß.
    Beguchren führte selbst kein Schwert mit, das er hätte ablegen können, nicht mal ein Messer; also war er nicht in der Lage, eine ähnlich

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