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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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Seiten im Buch, und ihre Miene wirkte zerstreut.
    Was für Gesetze waren es, die Tan jetzt in sich trug? Er spürte nichts Fremdes oder Unbekanntes in seinen Gedanken … Aber würde er es denn überhaupt spüren? Oder hatten sie seinen Verstand einfach umgebaut, ohne dass es ihm auffiel? Das war jetzt aber mal ein wirklich angenehmer Gedanke!
    Was immer jedoch das Buch mit ihm gemacht hatte – und was immer er damit gemacht hatte –, er war sich in seinem tiefsten Innern gewiss, dass er es nie wieder selbst anfassen wollte.
    Ein Wachsoldat trat ein, zögerte kurz an der Tür, ging schließlich zu Hauptmann Geroen hinüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Die Miene des Hauptmanns, bislang von Strenge gezeichnet, deutete jetzt ein Unwetter an. Er neigte verlegen das Haupt vor der Königin, entschuldigte sich mit einem vagen Hinweis auf seine Pflichten von Maianthe und ging hinaus. Königin Naithe schien sich keine großen Gedanken darüber zu machen, dass er hinausging. Aber Tan ertappte sich bei einem Blickwechsel mit Maianthe und war überzeugt davon, dass ihnen beiden gleichzeitig Gedanken über Istierinan und Linulariner Geheimagenten durch den Kopf gingen. Tan hatte, diesmal in vollem Bewusstsein der Gefahr, erneut eine Schreibfeder zur Hand genommen. Wer wusste schon, was Istierinans Magier in diesem Augenblick womöglich unternommen hatte?
    »Nicht zweimal am selben Abend«, murmelte Maianthe mehr oder weniger zu sich selbst, aber so laut, dass andere es vernahmen. »Nicht, wenn wir gewarnt und wachsam sind. Sicher nicht.«
    »Nein, sicher nicht«, pflichtete ihr Tan bei, hörte jedoch den Zweifel hinter den eigenen Worten widerhallen.
    Königin Naithe blickte von einem der beiden zum anderen, sagte aber nichts. Alle blieben einen langen Moment still und dann noch einen weiteren, während sie darauf warteten, dass Alarmrufe durch das Haus tönten. Es geschah jedoch nichts. Die Königin sagte schließlich: »Nein, wirklich. Natürlich nicht.« Sie erhob sich mit geübter würdevoller Anmut und wandte sich an Iriene: »Also haben wir erste Schritte zur Lösung des Rätsels getan, nicht wahr? Wir wissen von dem seltsamen Buch und der Rechtskundigenmagie darin; wir wissen, warum die durchtriebenen Linulariner so keck geworden sind; wir sind gewarnt und wachsam. Heute Abend bleibt wohl nichts weiter für uns zu tun?«
    Iriene gefiel es nicht recht, dies zu bestätigen oder Vorschläge zu unterbreiten, was noch zu tun sei. Sie dachte allerdings, dass man das Buch nach Tiearanan schicken könnte, wo die besten Magier Farabiands studierten, ihre Arbeiten verfassten und wirkten. Oder vielleicht sollte man nach einem tüchtigen Rechtskundigen suchen, der vielleicht wusste, was ein solches Buch enthalten haben mochte?
    Tan sagte nicht: Ihr werdet auf dieser Seite des Flusses kaum einen stärker begabten Rechtskundigen finden als mich, obwohl er es hätte erklären können, noch dazu in recht selbstbewusstem Tonfall. Es traf zu, dass er nichts gegen die Meinung eines weiteren kompetenten Rechtskundigen einzuwenden gehabt hätte, aber er zweifelte an der Kompetenz jedes Farabiander Rechtskundigen, den man vielleicht fand. Linularinum allein war für Gesetze zuständig; alle wussten es, und es stimmte.
    Er erhob jedoch keine Einwände, sondern griff nach seinem Gehstock, rang kurz um sein Gleichgewicht und erhob sich, Höflich neigte er das Haupt vor der Königin und zog sich zurück, damit sie, wie sie es so eindeutig zu tun wünschte, mit den eigenen Leuten ungestört reden konnte: mit Iriene, falls sie einen Sinn darin erblickte, mit den eigenen Wachleuten sowie vielleicht den Damen und Ratgebern, denen sie am meisten vertraute.
    Maianthe gehörte wohl nicht dazu, denn sie deutete die Worte der Königin ebenfalls als Verabschiedung und stand auf, um Tan zu begleiten, das Buch unter einen Arm geklemmt. Nun ja, sie war sehr jung, und sie war die Herrin des Deltas und nicht eine ständige Erscheinung am Hofe des Safiad; und so empfand sie zweifellos mehr Loyalität gegenüber ihrem Vetter als gegenüber der Königin. Wenn er darüber nachdachte, fandTan es nicht verwunderlich, dass Königin Naithe das Mädchen jetzt nicht in ihrer Nähe behielt. Zumindest empfand Maianthe die Verabschiedung nicht als Kränkung.
    Dann warf sie ihm einen besorgten Seitenblick zu, und Tan wurde klar, dass sie sich absichtlich von der Königin verabschiedet hatte, um in seiner Nähe zu bleiben – dass sie keinem Schutzversprechen Irienes

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