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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mann
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hätte?“ 
    Ich wusste nicht einmal mehr, was ich an diesem Morgen zum Frühstück gegessen hatte, geschweige denn, was Mark vor drei Wochen in Lima gegessen hatte. Mark fuhr fort, Löcher in meine Liste zu hacken. „Mir fällt auf“, kommentierte er, „dass du ständig kleine Extrabeträge zu diesen Zahlen hinzufügst.“ Ich war verblüfft. Der Gedanke, dass ich Mark um ein paar Cent betrügen wollte, war einfach zu absurd, um auch nur daran zu denken. Schließlich ging es hier nur um ein paar Dollar – oder weniger. Ich spürte, dass es Mark nervte, Schulden bei mir zu haben. Ihn nervte der implizite Druck, dankbar sein zu müssen. Er war so sehr entschlossen, stärker und besser zu sein als jeder andere, dass er sich von dem Gedanken bedroht fühlte, Hilfe annehmen zu müssen. Für ihn war es eine Anschuldigung: Es hob hervor, dass er nicht selbst zurechtkommen konnte. 
    „Erzähl mir nichts von dem Dankbarkeits-Unsinn. So etwas wie uneigennütziges Verhalten gibt es nicht“, vernünftelte er. „Jeder erwartet eine Rendite, ob er es zugibt oder nicht. Ich gebe das nur zu. Du hast mir das Geld geliehen, damit du auf dieser Reise jemanden dabei hast, der eine echte Persönlichkeit hat.“ „Hör mal Mark, du benimmst dich wie ein egozentrisches kleines Kind. Werd einfach erwachsen. Diese verdammte Abmachung haben wir doch nur getroffen, weil du zu faul bist, genug Geld zu tauschen. Also, du solltest besser gleich was tauschen, denn ich werde dir keinen Cent mehr leihen.“ 
    Mark starrte mich an. 
    „Und“, sagte er, „du pumpst mich immer wegen Drogen an. Mir fällt auf, dass ich immer das Koks besorgen und alle Risiken auf mich nehmen muss. Also, wann besorgst du endlich mal den Stoff?“  
    „Hey, ihr zwei“, unterbrach Melissa. „Wir haben noch Einkäufe zu erledigen.“ 
    Wir trennten uns. Ich schickte Melissa und Mark zusammen los, weil ich keinem von beiden zutraute, es alleine auf die Reihe zu bekommen. Ich machte mich auf, um meinen Teil der Einkäufe auf den Märkten hinter der Kirche des Heiligen Franziskus zu machen. Ich machte einen Umweg über den Hexenmarkt, wo ein paar Stände in einer engen Gasse Glücksbringer und getrocknete Lama-Föten verkauften. Sie waren keine zehn Zentimeter lang und wirkten wie makabre Puppen. Wenn man sie im Fundament eines neuen Hauses vergrub, sollten sie Glück bringen. Es gab noch andere merkwürdig anmutende Dinge in Gläsern: Wurzeln, Perlen, Haare, Steine und Statuen, die von Wohlstand und Gesundheit bis hin zu guten Noten alles Mögliche garantierten. Ich kaufte eine winzige Statue eines kopulierenden Paares – ein Talisman, der mich (so die Verkäuferin) für Frauen unwiderstehlich machen würde. Man weiß nie, wann man so etwas mal braucht. („Wenn du eigenen Charme hättest, würdest du so etwas natürlich nicht nötig haben“, kommentierte Melissa später, als ich sie ihr zeigte.) Ich fragte mich, ob sie etwas hatten, was ich gegen Mark einsetzen konnte. 
    Auf dem Rückweg machte ich an einem Süßigkeiten-Stand halt. Er war mit einem rund zehnjährigen Jungen mit triefender Nase und großen Augen bemannt. Ich verlangte 40 Schokoriegel. Der Junge wirkte verängstigt. Erstens wurde er von einem großen fremden ausländischen Mann angesprochen. Und zweitens … 40 Riegel. Ob er mich richtig verstanden hatte? Konnte er sicher sein, dass ich überhaupt Spanisch sprach? 40 Riegel waren mehr als er normalerweise in einer Woche verkaufte – geschweige denn auf einen Schlag. Er sah sich dringend nach seiner Mutter um, da er einen Trick befürchtete. Er war aber allein. 
    Zögernd bot er mir zwei Stück an. „Nein, ich will 40“, sagte ich. Er war immer noch nicht sicher, ob er richtig gehört hatte. Er gab mir vier. „Nein, nicht vier. Vierzig“, wiederholte ich. Ich hielt vier Finger zehnmal hoch, um 40 zu verdeutlichen. Der Junge sah mich in Panik an. Er war vor Verwirrung paralysiert. Ich begann, vierzig von den kleinen Schokoriegeln abzuzählen. „Nein, nein, warten Sie auf meine Mutter“, drängte er. Seine Augen öffneten sich noch weiter, und sein Kiefer fiel herab. Ich wollte nicht den ganzen Tag warten. Ich wischte die Schokolade in meine Tasche, drückte ihm das Geld für die vierzig Riegel in die Hand, winkte zum Abschied und ging davon. Der Junge starrte mich an, dann starrte er das Geld an. Ich hatte nicht einmal gefeilscht. Wie sollte er seiner Mutter das erklären? Melissa und Mark warteten im Torino. Sie hatten genau die

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