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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mann
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aber im Fernsehen oder in den Zeitungen war es, als würden sie nicht existieren. Ebenso wenig wie in offiziellen Dokumenten, in denen Aymara und Quechua, die wichtigsten Sprachen der Anden, keinerlei offiziellen Status haben. 
    Sogar die Namen ihrer Heimatländer verbergen ihre Existenz. Kolumbien: Nach Kolumbus, einem Italiener, der nie seinen Fuß auf kolumbianischen Boden gesetzt hatte. Bolivien: Nach Simón Bolivár, einem Latino aus Venezuela, der rund zwei Wochen in Bolivien verbracht hatte. 
    Ecuador: Nach einer gedachten Linie. Der Name Peru bezieht sich allerdings auf Indianer, aber nicht auf ein Volk, das tatsächlich aus Peru kam – es war irrtümlicherweise nach den Biru benannt worden, die einmal an der Pazifikküste Kolumbiens gelebt hatten. Der Amazonas: Benannt nach einer griechischen Legende über einen Stamm von weiblichen Kriegern aus der Nordtürkei oder Bulgarien. Indianer im Allgemeinen: Benannt nach einem Land auf der anderen Seite des Planeten. Die amerikanischen Kontinente insgesamt: Benannt nach einem weiteren Italiener, Amerigo Vespucci, einem zwielichtigen Mitglied einiger Expeditionen zum nordamerikanischen Festland zwischen 1499 und 1502. Latein amerika – benannt nach einer Minderheit der Eroberer, nicht nach der eroberten Mehrheit. 
    Dank Hollywood stellen wir uns die Indianer als büffeljagende Reiter in den Ebenen Nordamerikas vor, obwohl sie eigentlich noch gar nicht allzu lange auf Pferden geritten waren und es in Lateinamerika weit mehr Indianer gibt als in den Vereinigten Staaten. 22  
    --- 22 Vor der Eroberung war die Einwohnerzahl in Nordamerika ohnehin viel geringer gewesen, und die Indianer waren entweder getötet oder in Reservate gezwungen worden. Die einfallenden Europäer wollten das Land bestellen. In Südamerika, vor allem in den Anden, war die europäische Besiedlung begrenzt: Die Europäer brauchten die Indianer für die Arbeit in den Minen und Plantagen. Es war weitgehend eine Frage des Timings. Südamerika wurde zuerst besiedelt, zu einer Zeit, in der Europa – gelinde gesagt – unterbevölkert war. Zur Zeit der Massenauswanderung aus Europa im neunzehnten Jahrhundert war das beste Land in Südamerika bereits „Eigentum“ von etablierten Latino-Eliten. Was – wie z.B. der Amazonas – noch nicht vergeben war, war weniger einladend als die „leeren“ Prärien Nordamerikas. Deshalb trieb es die armen, hungernden Massen Europas nach Norden, nicht nach Süden.  
    Die Eroberer Lateinamerikas haben eine Fiktion kreiert, in der die Indianer kaum existieren. Ihnen wurde der Status von Lasttieren zugewiesen: Da zum arbeiten, aber in der feinen Gesellschaft kaum erwähnt. 
    ✷ ✷ ✷ 
Echtes Koks 
    An diesem Abend gingen wir alle zum Abendessen zum Cafe zurück. Auf dem Gehsteig draußen saß eine Frau, die Hähnchen briet. Drinnen bestellten wir große fettige Pfannengerichte und große Flaschen billiges bolivianisches Bier.
    Der Raum war einmal weiß getüncht gewesen und mit einem halben Duzend kaputten Resopal©-Tischen und -Stühlen ausgestattet. Er war mit einem Poster von einem mexikanischen Sänger dekoriert, der seinerseits mit einem kompletten Mariachi- Outfit, einem enormen Sombrero und einem ebenso übergroßen Schnurrbart ausgestattet war. Neben ihm gab es einen unscharfen Schnappschuss einer Blondine ohne Oberteil aus den siebziger Jahren und ein Gemälde des Letzten Abendmahls. 
    Während wir aßen, bemerkten wir ein Latino-Mädchen am Nebentisch, das uns anstarrte. Vielleicht hatte sie zwei Männer und eine Frau gezählt und vermutete, dass einer von uns solo war. Sie war Mitte 20, trug unmöglich enge Jeans und ein ebenso enges T-Shirt, war etwas übergewichtig und mehr als etwas übermäßig geschminkt, mit langem schwarzem Haar und dunklen LatinoAugen. Sie war nicht gerade wunderschön, aber sie hatte eine gewisse sexuelle Präsenz. Vielleicht hatten wir auch zu viele Campe sinas gesehen – mit den Körpern von Rugby-Stürmern und Haut so zäh wie die von alternden Bullen. 
    Das Mädchen lehnte sich nach vorn und fragte, ob einer von uns ihr Essen wollte, das sie kaum berührt hatte. Sie hatte eine tiefe, rauchige Stimme, wie Marlene Dietrich auf Spanisch. Sie sagte, ihr Name sei Jenny. Sie war gerade erst mit einem furchtbaren Kater aufgewacht und konnte noch kein Essen vertragen. 
    Es war sieben Uhr abends. Mark würde nie etwas Kostenloses ablehnen. Er verschlang ihren Teller gebratenen Fisch; wir beschlossen, in einer Bar namens

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