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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mann
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Der Anschlussbus von 16 Julio fuhr sonntags nicht. Wir mussten einem Lastwagenfahrer 30 Dollar bezahlen, damit er uns nach Milluni mitnahm (der Bus hätte einen Dollar gekostet), aber wenigstens kamen wir voran. 
    ✷ ✷ ✷  
Milluni 
    Als wir uns Milluni näherten, glich die Erdoberfläche mehr und mehr dem Mars. Die nackten braunen Berge waren von eisenhaltigem rotem Gestein durchzogen und von Flecken weißen Schnees gekrönt. (OK, ich weiß, dass es auf dem Mars keinen Schnee gibt.) Milluni selbst war nichts weiter als eine Eisenmine mit ein paar Reihen von Baracken, in denen die Arbeiter untergebracht waren. Es schien verlassen zu sein. Wir folgten dem Pfad in die Berge, bis wir ein kleines Wasserkraftwerk erreichten, das an einem See stand. Tiefhängende Wolken umfingen uns, die Schattenflecke auf die Erde warfen. Donner grollte unheilvoll um die Berge. 
    Mark wirkte nicht gerade glücklich. Es war kalt. Er spürte die Auswirkungen von drei schlaflosen Nächten auf Kokain. Allmählich wurde ihm klar, was eine fünftägige Trekking-Tour durchs Gebirge bedeutete. 
    „Wir wollen mal hoffen, dass dein kleines Silberfolien-Ding dich warm hält“, witzelte Melissa. Das brachte Mark aus der Fassung. „Ich wollte sowieso nicht Trekking gehen“, schnauzte er uns an. „Warum bist du dann hier?“, fragte ich. „Als ich gesagt habe, ich würde nach Südamerika mitkommen, hast du mir nicht gesagt, dass es so verdammt kalt sein würde. Du weißt, dass ich kein Interesse daran habe, durch einen Haufen Berge zu laufen.“
    „Der Inka-Trail hat dir doch auch gefallen, oder nicht?“ „Genau. Wir haben schon eine Trekking-Tour gemacht, also verstehe ich nicht, warum du noch eine machen willst. Dein Problem ist im Grunde“, sagte Mark, „dass du keine Menschen magst. Du bist lieber allein auf einem verdammten Berg. Also dafür bin ich nicht nach Südamerika gekommen. Ich bin ein Party-Monster.“ 
    Melissa lachte. „Du bis was?“ „Ein Party-Monster.“ „Also das hättest du sagen müssen, bevor wir von La Paz aufgebrochen sind“, sagte ich. Es war ein passender Ort für einen Streit. Die nackten Felsen hätten zu King Lear im Zustand absoluten Wahnsinns gepasst. Nebel wirbelte vom See auf und fiel wieder herab, um die ganze Landschaft zu schlucken, bis wir uns gegenseitig kaum noch sehen konnten. Wir liefen auf und ab, vor allem, weil es zu kalt war, um stehen zu bleiben. Drei Gestalten, die ohne gegenseitigen Bezug herumliefen und in unterschiedliche Richtungen sahen. Ich fühlte mich merkwürdig entrückt, als wenn ich mich selbst in einem Film sehen würde. Ich sah zu, wie Melissa und Mark im Nebel verschwanden und wieder daraus hervortraten. Mark erklärte, er sei vor allem deshalb verärgert, weil ich gesagt hätte, dass ich meine Schijacke nicht mitbringen würde. Aus diesem Grund hätte er nämlich seine eigene auch nicht mitgebracht. Meine hatte ich in letzter Minute mit eingepackt – jetzt hielt sie mich warm, während Mark in seinem Woll-Poncho zitterte. 
    Ich ging davon aus, dass Marks Gereiztheit lediglich eine Nachwirkung des Kokains war und ignorierte den Schwall seiner lächerlichen Klagen. Stattdessen motzte Mark nun Melissa an. Ich kauerte ein paar Meter weiter auf einem Stein und hörte zu, wie seine Worte zusammenhangslos durch den Nebel drifteten. 
    „… wollte meine Schijacke mitbringen … sagte, ich sollte sie nicht mitbringen … würde es nicht so verdammt kalt sein … zwei gegen einen … immer werde ich überstimmt … nicht mal richtig streiten … Party-Monster … hat mir extra gesagt, dass ich meine Schijacke nicht mitnehmen sol te … er steht nur auf Felsen … Ich muss eben unter die Leute … kein Spaß … wessen Idee war das überhaupt? Meine verdammte Schijacke … zur Abwechslung mal machen, was ich will …“ 
    Es war spät und wurde kälter; wir mussten unsere Zelte aufschlagen. Neben dem See war die Hütte des Kraftwerksaufsehers. Wir fragten ihn, ob wir die Nacht in einem der verlassenen Räume verbringen konnten, die gegenüber von seinem Haus in einer Reihe standen und eine kleine Terrasse bildeten. Er sagte, wir könnten. Dann sagte, er dass er hier mit seiner Frau und seinen Kindern leben würde. Ich fragte ihn, ob er gern hier leben würde, da der Ort wenig einladend schien. Er sagte, das täte er. Anscheinend hatte er kein großes Bedürfnis zu reden. Vielleicht mochte er vor allem deshalb diesen einsamen Ort. 
    Wir verbrachten die Nacht in der

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