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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mann
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Lastwagen sind in Bolivien ein gängiges öffentliches Verkehrsmittel. Auf der ohnehin überbordenden Ladung des Lasters waren schon 30 Passagiere mit ihrem Gepäck zusammengepfercht, die sich verbissen festklammerten, als der LKW durch die Schlaglöcher fuhr. Wir warfen unsere Ausrüstung hoch; Melissa kraxelte an der Seite hinauf. Ich hatte es gerade noch geschafft, mich ebenfalls hinaufzuziehen, als der LKW schon losratterte, wobei ich sofort auf zwei jungen Mädchen und deren Mutter landete, als der Laster ein wenig schlingerte. Ich rollte über sie und ein paar andere Leute hinweg, bevor ich in einer Mulde in der Plane zwischen einem alten Mann und einem großen Korb Bananen zum Liegen kam. Der alte Mann nickte ausdruckslos, als wenn eine solche Art des Einsteigens für ihn nicht ungewöhnlich wäre. 
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Coroico 
    Coroico ist der perfekte Ort, um nach einer harten Trekking-Tour zu relaxen. Das Dorf liegt auf einem Berggipfel, umgeben von Bananenplantagen und Tropenwäldern, mit einer Panoramaaussicht die Anden hinauf. Das Klima ist wunderbar subtropisch. Die Nonnen in diesem Ort sollen in ganz Bolivien die besten Kekse backen und den besten Wein keltern. (In Bolivien ist der Wettbewerb in diesen beiden Kategorien allerdings nicht sehr hart.) Wie immer standen die Essens-Stände auf dem Markt dichtgedrängt. Da sie alle dieselbe Kost anboten, herrschte ein erbitterter Wettbewerb um die Kunden. Als wir den Markt betraten, brachen die Standbesitzer in einen Angebotskrieg aus. 
    „Hay pescado, hay carne“ , schrien sie. Fisch oder Fleisch. Ich wollte aber pollo – Hähnchen. „Si, si, hay pol o“ , bestand eines der Mädchen. Wir setzten uns. „Que quieres?“ , fragte sie. Was wir wohl gerne bestellt hätten? „Pol o.“ Sie dachte eine Weile lang darüber nach. „No. No hay pol o” , sagte sie verlegen. Trotzdem, da wir uns sowieso schon gesetzt hatten, könnte sie uns Fisch und Fleisch anbieten. Sie zeigte es uns. Wir wollten aber Hähnchen. „Hay pollo, hay pollo“ , schrien zwanzig andere Standbesitzer im Chor. Wir begnügten uns mit Fisch. 
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Die gefahrlichste Strasse der Welt
    Die Busreise zurück nach La Paz war ebenso denkwürdig wie schon unser Fußmarsch von den Bergen herab gewesen war, wenn auch aus einem anderen Grund. Der Grund besteht im Wesentlichen darin, dass diese Straße durchaus die gefährlichste Straße auf diesem Planeten sein könnte. Sie wurde in den 1930ern von Kriegsgefangenen aus Paraguay gebaut, von denen viele beim Bau starben. Sie steigt vom 1800 Meter hoch gelegenen Coroico zum 4000 Meter hoch gelegenen Altiplano auf und windet sich dabei an unglaublich steilen Tälern mit oftmals atemberaubenden Aussichten über die bergigen Nebelwälder entlang. Großteils handelt es sich lediglich um eine Kerbe in einer Felswand. Sie verläuft aber nicht oben auf dem Grat, sondern auf halber Höhe : Man hat lediglich ein Sims gesprengt, auf dem die Straße verläuft. (Zum Teil verläuft sie auch hinter Wasserfällen. Manche Wasserfälle ergießen sich sogar direkt auf die Straße und durchnässen etwaige Passagiere auf dem Dach. Aber wenigstens lenkt einen die kalte Dusche vom Abgrund ab, der unter einem klafft.) 
    Es amüsiert mich immer, dass Touristen sich über Räuber, Vergewaltiger, Flugzeugabstürze und Malaria Sorgen machen und sogar eine ganze Reise absagen, wenn man nur das Wort „Terroristen“ erwähnt, aber trotzdem auf einer Straße wie dieser in einen heruntergekommenen Bus steigen und ihr Leben einem bolivianischen Busfahrer anvertrauen, der gut 12 Stunden am Stück fährt. Sie würden demselben Mann nicht einmal ihren Rucksack anvertrauen, damit er ihn über die Straße trägt. Den Bus zu nehmen ist bei Weitem das Gefährlichste, was die meisten Touristen in Bolivien jemals tun. Wir hatten es uns allerdings zweimal überlegt. Wir hatten darüber diskutiert, ob es sicherer war, auf dem Dach eines LKW oder im Inneren eines Busses zu reisen (wir hatten uns schließlich für den Bus entschieden). Im Bus musste man nicht befürchten, in einer Kurve herunter zu fallen. Auf dem Dach hatte man allerdings eine hauchdünne Chance, rechtzeitig abzuspringen, bevor der Bus in den Abgrund stürzte. Und das war durchaus möglich. Jede Kurve war mit Kreuzen markiert – die man scherzhaft als „bolivianische Warnschilder“ bezeichnete: Sie zeugten von vergangenen Katastrophen. Tief unten erblickten wir gelegentlich stählerne Kadaver, die über die

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