Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)
Baracke. Melissa kochte etwas Brühe; dann krochen wir in unsere Schlafsäcke und versuchten zu schlafen. Mark wickelte sich in seine Aluminium-Weltraum-Decke und den Wollponcho, den er in Copacabana gekauft hatte, und fror fast zu Tode.
Am nächsten Morgen hatte er eine Entscheidung getroffen. „Ich fahre zurück nach La Paz“, sagte er. „Ich hinterlasse eine Nachricht im Torino, damit ihr wisst, wo ich bin.“ „Gut“, sagte ich. „Gut“, sagte er. Er nahm seinen Rucksack und marschierte den Weg zurück, den wir gekommen waren. Wir sahen ihm nach, wie er in seinem Poncho und mit seinem Clint-Eastwood-Hut auf dem Kopf in der Ferne verschwand. „Und was machen wir jetzt?“, fragte Melissa. „Ich würde sagen, wir wandern“, antwortete ich.
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Der König der Welt
Mark verschwand den Pfad entlang. Die Wolken waren verschwunden; es war ein sonniger Morgen. Über dem See ragte das gewaltige weiße Massiv eines Berges, der Huayna Potosí hieß. Die Gletscher reichten wie Eisfinger bis an das Seeufer hinab. Hinter uns war ein weiterer Gipfel – kleiner, aber ebenso schneebedeckt. Wenn man am Ende des Sees über den Damm hinaus sah, fiel das Tal zwischen den beiden Bergen steil ab. Weit unten schlängelte sich ein Fluss wie ein silberner Faden hindurch.
Melissa sah mich an und lachte. „Total abgefahren!“, grinste sie. Nun, da wir von Marks negativer Energie befreit waren, konnten wir unseren Geist und Körper in der dünnen, klaren Gebirgsluft reinigen. Wir überquerten den ersten Pass und verbrachten den größten Teil des Tages damit, an einer Reihe von aus Gletschern gespeisten Seen entlang zu wandern, wobei einmal mehr der Nebel um uns waberte.
Am mittleren Nachmittag erreichten wir den zweiten Pass, den höchsten Punkt unserer Tour. Ein steiler Geröllhang führte zu einem niedrigen Sattel auf einem Grat, der um den letzten See herumlief. Bei über 5000 Metern war jeder Schritt eine Qual. Alle zehn Schritte musste ich stehen bleiben, um Luft zu schnappen. Als wir aber den Pass erreichten, fühlte ich mich wie der König der Welt. Um uns herum lag die stille alpine Welt der Hochanden: Graue Felsen, weiße Schneefelder und stille blaue Seen. Vor uns lagen bewaldete Täler, die schließlich in den gewaltigen Dschungel des Amazonasgebietes mündeten. Es war ein gewaltiges Landschaftsbild. Wir zelteten unmittelbar unter dem Pass. Als die Sonne unterging, fiel die Temperatur plötzlich sehr stark ab. Wir zogen für die Nacht alle unsere Kleider an und fanden am nächsten Morgen unser Zelt eisbedeckt vor. Zwei riesige Vögel segelten über uns: Adler, Geier oder vielleicht sogar Kondore.
Von nun an ging es buchstäblich nur noch bergab. Über grasbewachsene Weiden, auf denen Wildpferde uns misstrauisch beäugten, und an einem schäumenden weißen Bach entlang in ein Tal hinunter. Je tiefer wir kamen, desto wärmer wurde es. Da wir in den zwei Tagen, seit wir uns von Mark getrennt hatten, niemanden gesehen hatten, hielt es Melissa für unbedenklich, oben ohne zu laufen. Plötzlich liefen wir einem einsamen Schäfer über den Weg. Er schien ebenso überrascht zu sein, uns zu sehen, wie wir.
Wir kamen an einem kleinen Weiler aus strohgedeckten Häuschen mit kleinen steinernen Wänden vorbei. Frauen wuschen auf Steinen am Fluss ihre Wäsche; einige Kinder jagten ein paar Rinder. Da wir in diesem abgelegenen Tal drei Tage von der nächsten Straße entfernt waren, hatten wir das Gefühl, tausend Jahre zurückgeworfen worden zu sein. Die Nacht verbrachten wir in einer weiteren winzigen Siedlung, in der wir das Zelt auf dem feuchten Gras am Fluss hinter einem der Häuser aufstellten.
Der Besitzer fand noch ein paar Flaschen Bier, die er uns verkaufen konnte, und fuhr dann fort, Holz zu hacken. Die Landschaft wechselte beständig – von alpinen Tälern zu feuchten Nebelwäldern. Dichtes Laub säumte den Pfad. Die nächsten zwei Tage klebte der Pfad an den steilen Rändern des Tales; Lücken in den Bäumen entbargen endlose Falten bewaldeter Täler und Bergflanken vor uns.
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Gebirge
Stille. Ruhe. Reinheit. Menschen, die in der Nähe hoher Gipfel leben, betrachten diese unterschiedslos als heilig, als die Götter selbst oder als die Heimat der Götter. Gewaltige Massive wecken unsere Ehrfurcht durch ihre Größe und ihr Alter – durch den gewaltigen Aufwärtsschub, der sie erschuf, und die abtragenden Kraft von Wind und Wasser. Das Leben wird einfach. Man gewöhnt
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