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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mann
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ein wahnsinniges Leuchten in seinen Augen und sah aus wie eine heitere Version des Teufels. Er forschte über das Glück. Zu diesem Zweck steckte er Elektroden in die Gehirne von Ratten.
    „Wenn man ihre Glückszentren stimuliert“, hatte er erklärt, „verlieren die Ratten die Motivation, irgendwas zu machen. Wenn man die Elektroden nicht abnimmt, verhungern sie.“ Eines Tages war Mike ausgezogen. Wir hatten ihn nie wieder gesehen. Wir hatten den Verdacht, dass er der Versuchung unterlegen war und sich selbst an die Glücksmaschine angeschlossen hatte. Wir stellten uns vor, wie ein anderer Forscher nach den Sommerferien in das College-Labor kam und eine drei Monate alte Leiche mit einem Ziegenbart und Elektroden am Kopf in einen Sessel gesunken vorfand, das Gesicht in sabbernder Ekstase grotesk verzerrt. Immerhin – kein schlechter Abgang. Wir tranken den Rum leer. Ich beendete den Abend in meiner gewohnten Trinker-Position: Mit dem Gesicht nach unten und halb bewusstlos im Klo. Ich merkte mir, keinen Rum mehr zu trinken, bis ich wieder auf Meereshöhe war.
    ✷ ✷ ✷
Das Amazonas - Gebiet
    Die Cofans sind ein kleiner Stamm im Oriente, Ecuadors Teil des Amazonas-Gebietes. Wir hatten gehört, dass ihr Dorf Dureno Touristen für ein paar Tage aufnahm, aber bislang waren nur wenige Touristen dort gewesen. Cecil, ein junger schwarzer Mann aus Guayaquil, der in der Pension Patty wohnte (um, wie er erklärte, etwas von seinem eigenen Land zu sehen, nachdem er gerade erst die Armee verlassen hatte), riet uns, vorsichtig zu sein.
    „Der Oriente, meine Freunde, ist voller Ladrones – Diebe und Mörder. Man ist dort nicht sicher.“ Ich entgegnete, dass Guayaquil auch nicht gerade sicher sei, wie wir gehört hätten. Cecil wirkte beleidigt. „Nein Guayaquil ist ein guter Ort. Aber auf dem Land muss man vorsichtig sein. Deshalb habe ich immer das hier dabei …“ Er griff in seine Jacke und zog ein Messer mit einer 50 cm langen Klinger hervor. Er hielt sie uns unter die Nasen. Melissa, die kein Wort verstanden hatte, wurde weiß. Was nützte ein Taschenmesser gegen das hier ?
    „Vor allem im Oriente“, fuhr Cecil fort, als er das Messer weglegte, „diese Indios . Sie sind Menschenfresser, wisst ihr.“ „Ich glaube, heutzutage tun sie das nicht mehr“, sagte ich. „ Amigos , ihr müsst verstehen. Diese Indios sind keine Christen wie wir. Sie sind immer noch primitiv. Steinzeitmenschen.“ Ich fragte ihn, ob er schon einmal im Oriente gewesen sei. War er nicht. Mit Herbert, einem jungen Italiener, den Mark in einer Bar kennen gelernt hatte, fuhren wir nach Lago Agrio. Ich fand, dass Herbert ein merkwürdiger Name für einen Italiener war. Er war hochgewachsen, schlank und ruhig, mit langen, welligen, blonden Haaren und einem ständig besorgten Gesichtsausdruck. In seiner Heimat war er Schäfer in Tirol.
    „Er kann kein Schäfer sein“, sagte Melissa. „Er hat keinen von diesen knotigen Stöcken.“ „Also denkst du, dass alle Schäfer alte Männer sind, no?“, fragte Herbert. Eigentlich ja. „Ah, es ist eigentlich ein sehr schönerr Beruf. Im Somerr hüte ich die Schafe von meiner Familie. Mein Vaterr hat eine Blockhütte überr unserrem Dorf. Es ist wunderrschön. Es kommen auch viele Wandererr und Tourristen vorbei. Nächstes Jahrr hoffe ich, dorrt ein Teehaus zu erröffnen. Im Winter gehe ich auf RReisen.“ Der Bus war voll von den üblichen melancholischen, mondgesichtigen Bauern. Nach zwanzig Minuten hielten wir an einem Hof voller Reifen und Ersatzteile, der bereits für die Nacht verschlossen war. Der Fahrer rief, um sicherzugehen, dass niemand da war, und winkte dann seinen Kollegen herbei, der ein Brecheisen aus dem Bus mitbrachte.
    Die beiden Männer stemmten das Tor auf, brachen in den Hof ein und holten sich ein paar Ersatzreifen. Die Passagiere sahen zu und taten, als hätten sie nichts bemerkt. Genau wie ein Bus voller Engländer, dachte ich. Die Indianer der Anden haben mit den Engländern die vornehme Zurückhaltung an der Öffentlichkeit gemeinsam – die Entschlossenheit, so zu tun, als wäre nichts geschehen, auch wenn ein nackter Wahnsinniger seine Genitalien vor ihrem Gesicht schwingt.
    Ausgerüstet mit neuen Ersatzreifen fuhren wir los. Wieder einmal fuhr der Bus im Zickzack-Kurs endlos bergab – nicht eine halbe Stunde oder eine Stunde lang, sondern die ganze Nacht. Die Luft wurde wärmer und die schattige Vegetation neben der Straße dichter. Der Bus-Boy legte ein Video ein. Als

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