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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mann
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Niederungen. An der Pazifikküste befinden sich die Dschungel und Planta gen des Choco mit seiner vorwiegend schwarzen Bevölkerung. Im Südosten, um Leticia, liegt die obere Spitze des Amazonasgebietes und im Nordosten, versteckt unterhalb von Venezuela, erstreckt sich eine riesige, flache Savanne, die als Los Llanos bekannt ist, das Viehgebiet Kolumbiens. Weit im Norden fällt das Hochland jäh ab in das heiße karibische Küstengebiet, dem Land von Ga briel García Márquez und den historischen Städten Santa Marta und Cartagena. Abgesehen von Leticia werden die östlichen und westlichen Niederungen kaum von Touristen besucht; sie werden weitgehend von Guerillas und Drogenkartellen kontrolliert. Die Straßenver bindungen sind schlecht und können bei Regen unpassierbar werden. Stattdessen tröpfeln ein paar wenige Rucksacktouristen über San Agustín und Bogotá nach Norden an die Karibik. Das war unser Plan.
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San Agustin
    Der Expressbus über Ipiales nach Norden war eine Offenba rung. Ein moderner Mercedes, so komfortabel wie ein beliebiger Bus in Europa – mit Klimaanlage und rundum intakten Fenstern. Die Reifen hatten sogar ein Profil. Das ging so weiter, bis wir in Popayán umstiegen. Dann verwandelten sich die regionalen Busse wieder in die verbeulten Karren mit zerrissenen Sitzen, fehlenden Fenstern und Bergen von Gepäck auf dem Dach. Die Landschaft glich das aus: Üppig bewachsene, wellige Berge, hüb scher und einladender als die schroffere Landschaft des Altiplano . San Agustín schmiegte sich in diese grünen Berge. Es war ein schläfriger Ort voller alter weißgetünchter Häuser mit roten Zie geldächern und grünen hölzernen Fensterläden, von deren Bal konen Blumen herabhingen.
    Die Straßen waren ruhig. Es gab ein paar alte Klapperkisten, aber die meisten Menschen gingen entweder zu Fuß oder ritten auf Pferden. Es war tatsächlich wie im „Wilden Westen“. Reiter in Pon chos und ledernen Cowboy-Hüten mit Lederquasten galoppierten vorbei; sie lehnten sich im Sattel zurück, streckten die Steigbügel nach vorn und hielten die Zügel nach Cowboy-Art in einer Hand. Sie hielten vor einer Bar, banden das Pferd an einen Pfosten und gingen durch eine Schwingtür in den Saloon. Beinahe erwartete man, dass sie in einem Kugelhagel wieder herausgelaufen kämen. Vor jeder Bar wartete geduldig eine Reihe Pferde. Oft trug der Bar keeper einen Gast über seiner Schulter heraus und warf ihn über den Rücken seines Pferdes. Dann wurde es losgebunden und trot tete nach Hause, seinen bewusstlosen Reiter im Sattel.
    Als wir aus dem Bus stiegen, winkte uns ein örtlicher Touristen führer. Er hieß Stefano und konnte uns alles zeigen. Er half uns, unsere Taschen vom Dach des Busses zu laden. „Wollt ihr Pferde? Wollt ihr die Statue sehen?“, fragte er. San Augustín war berühmt für hunderte mysteriöser Steinstatuen in den umgebenden Bergen. Aus diesem Grund kamen die Tou risten hierher. Vielleicht, sagten wir. „Wollt ihr Ganja? Kokain? Mädchen? Psillos? Ich kann euch ein gutes Hotel zeigen.“
    Stefano war freundlich, Anfang dreißig und hatte ein bereitwil liges Lächeln. Er war aus Cali hergezogen. „Meine Freunde haben gesagt, ich wäre verrückt. ‚Stefano‘, ha ben sie gesagt, ‚du bist verrückt. Dort gibt es doch nichts. Nur ein paar Bauern.‘ Aber jetzt … Sie kommen her, um mich zu besu chen, und wollen dann nicht mehr zurück nach Cali.“ San Agustín war eben so: Man kam für ein paar Tage und blieb ein paar Wochen. Die Stadt war ein populärer Anlaufpunkt für Rucksacktouristen. Stefano selbst verdiente ein ansehnliches Ein kommen, indem er Touristen zu Pferd zu den Statuen führte. Er genoss seine Arbeit. So konnte er Pferde reiten. Er konnte Gringas kennen lernen. Er war glücklich.
    Wir versprachen Stefano, unsere Pferde bei ihm zu mieten, aber sein Hotel war eingezwängt zwischen einem Markt und einem Nachtclub. Stattdessen wohnten wir im Posada Campesino. Es war auch als das „Hogar Donaldo“ bekannt, was übersetzt ungefähr so viel heißt wie „das Donald Duck Heim für gestörte Kinder“. Das Donald Duck Heim für gestörte Kinder war ein keiner, familiengeführter Bauernhof, zwanzig Minuten zu Fuß von der Stadt, erreichbar über eine rote Staubstraße, die von anderen Bauernhäusern gesäumt war. Um die Vordertür hingen Blumen.
    „Wenn ihr eure Mutter vermisst, seid ihr hier richtig“, sagte Su sie, eine junge kanadische Frau, die gerade an einem Tisch im

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