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Der größere Teil der Welt - Roman

Der größere Teil der Welt - Roman

Titel: Der größere Teil der Welt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Egan
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wieder nach Hause«, sagt sie schläfrig.
    »Mom fehlt mir«, sagt Rolph. Sein Vater und Mindy schwimmen jetzt. Er kann Mindys Schwimmzeug durch das bleiche Wasser glitzern sehen.
    »Aber wenn Mom herkommen könnte.«
    »Dad liebt sie nicht mehr«, sagt Rolph. »Sie ist nicht verrückt genug.«
    »Was soll das denn heißen?«
    Rolph zuckt mit den Schultern. »Meinst du, er liebt Mindy?«
    »Kein bisschen. Er hat Mindy satt.«
    »Und wenn Mindy ihn liebt?«
    »Wen interessiert das?«, sagt Charlie. »Die lieben ihn doch alle.«
    Nach dem Schwimmen macht Lou sich auf die Suche nach Speer und Schnorchelausrüstung und widersteht der Versuchung, Mindy auf ihr gemeinsames Zimmer zu begleiten, obwohl sie das eindeutig gern hätte. Sie ist im Bett durchgedreht, seit sie die Zelte verlassen haben (Frauen können komisch sein, wenn es um Zelte geht) – sie ist auf einmal ganz verrückt danach, reißt Lou in den seltsamsten Augenblicken die Kleider vom Leib, will wieder anfangen, wenn er gerade erst fertig ist. Er empfindet Zärtlichkeit für Mindy, jetzt, wo die Reise zu Ende geht. Sie studiert irgendwas in Berkeley, und Lou ist noch nie für eine Frau auf Reisen gegangen. Es ist unwahrscheinlich, dass er sie jemals wiedersehen wird.
    Rolph sitzt im Sand und liest, als Lou mit der Schnorchelausrüstung wiederkommt, legt aber ohne Widerworte den Kleinen Hobbit weg und steht auf. Charlie ignoriert sie, und Lou fragt sich für einen Moment, ob er sie hätte dazuholen sollen. Er und Rolph gehen zum Wasser, legen Masken und Flossen an und befestigen ihre Speere am Gürtel. Rolph sieht dünn aus, er muss mehr Sport treiben. Im Wasser ist er ängstlich. Seine Mutter liest und gärtnert viel, und Lou muss ständig gegen ihren Einfluss ankämpfen. Er fände es gut, wenn Rolph bei ihm wohnen könnte, aber die Anwälte schütteln nur den Kopf, wann immer er dieses Thema zur Sprache bringt.
    Die Fische sind bunte, leichte Ziele, wie sie da an den Korallen knabbern. Lou hat schon sieben aufgespießt, bis er merkt, dass Rolph noch keinen einzigen getötet hat.
    »Was ist das Problem, Sohnemann?«, fragt er, als sie wieder hochkommen.
    »Ich sehe sie mir einfach gern an«, sagt Rolph.
    Sie sind auf einen Felsstreifen zugetrieben, der ins Meer hinausragt. Vorsichtig steigen sie aus dem Wasser. In vom Wasser überspülten Becken drängen sich Seesterne und Seeigel und Seegurken. Rolph geht in die Hocke, um sie eingehend zu betrachten. Lous Fang hängt in einem Netz an seinem Gürtel. Vom Strand her beobachtet Mindy sie durch Fionas Fernglas. Sie winkt, und Lou und Rolph winken zurück.
    »Dad«, sagt Rolph und nimmt einen winzigen grünen Krebs aus einer Pfütze. »Was hältst du von Mindy?«
    »Mindy ist toll. Wieso?«
    Der Krebs öffnet seine kleinen Scheren; Lou stellt zufrieden fest, dass sein Sohn weiß, wie man einen Krebs festhält. Rolph schaut aus zusammengekniffenen Augen zu ihm hoch. »Du weißt schon. Ist sie verrückt genug?«
    Lou lacht schallend los. Er hat ihr früheres Gespräch vergessen, aber Rolph vergisst nichts – eine Eigenschaft, die seinen Vater begeistert. »Sie ist verrückt genug. Aber verrückt ist nicht alles.«
    »Ich finde, sie ist unfreundlich«, sagt Rolph.
    »Unfreundlich zu dir?«
    »Nein. Zu Albert.«
    Lou wendet sich seinem Sohn zu und legt den Kopf schräg. »Albert?«
    Rolph lässt den Krebs los und fängt an, die Geschichte zu erzählen. Er erinnert sich an alles, die Veranda, die Treppe, »Nummer drei«, und während er spricht, merkt er, wie sehr er sich gewünscht hat, all das seinem Vater zu erzählen, als Strafe für Mindy. Sein Vater hört aufmerksam zu, ohne ihn zu unterbrechen. Aber als Rolph weitererzählt, merkt er, dass die Geschichte auf eine Weise, die er nicht begreift, schwer Eindruck macht.
    Als er zu Ende ist, holt sein Vater tief Atem und stößt die Luft dann wieder aus. Er schaut zurück zum Strand. Es ist fast Sonnenuntergang, und die Badegäste schütteln feinen weißen Sand aus ihren Handtüchern und packen alles zusammen. Das Hotel hat eine Disco, und die Clique will nach dem Abendessen tanzen gehen.
    »Wann genau ist das passiert?«, fragt Lou.
    »Am selben Tag wie die Löwen – an dem Abend.« Rolph wartet einen Moment, dann fragt er: »Was glaubst du, warum sie so unfreundlich war?«
    »Frauen sind Fotzen«, sagt sein Vater. »Darum.«
    Rolph starrt ihn an. Sein Vater ist wütend, an seinem Kiefer zuckt ein Muskel, und ohne Vorwarnung ist auch Rolph wütend; überkommen

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