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Der größere Teil der Welt - Roman

Der größere Teil der Welt - Roman

Titel: Der größere Teil der Welt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Egan
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Schnurrbart sieht er aus wie ein echter Entdecker, findet Rolph. Mindy verschränkt die Arme und sieht aus dem Fenster. Etwas hängt im Raum, das Rolph nicht identifizieren kann. Er ist wütend auf Mindy und denkt, dass es Albert auch so gehen muss. Frauen sind verrückt. Mindys Körper ist schlank und geschmeidig, sie könnte durch ein Schlüsselloch oder unter einer Tür hindurchschlüpfen. Ihr dünner lila Pullover hebt und senkt sich rasch, wenn sie atmet. Rolph ist überrascht davon, wie wütend er ist.
    Albert schüttelt eine Zigarette aus seiner Packung, zündet sie aber nicht an. Sie ist ohne Filter, Tabak quillt an beiden Enden hervor. »Na dann«, sagt er. »Gute Nacht, ihr beiden.«
    Rolph hatte sich vorgestellt, dass Mindy ihn ins Bett stecken und den Arm um ihn legen würde wie im Jeep. Aber das scheint jetzt nicht in Frage zu kommen. Er kann seinen Schlafanzug nicht anziehen, solange Mindy dabei ist, er will nicht einmal, dass sie seinen Schlafanzug sieht, denn der ist mit kleinen blauen Elfen bedruckt. »Mir geht’s gut«, sagt er ihr und hört die Kälte in seiner Stimme. »Du kannst wieder nach unten gehen.«
    »Okay«, sagt sie. Sie schlägt seine Bettdecke zurück, schüttelt das Kissen auf, stellt das offene Fenster anders ein. Rolph spürt, dass sie Gründe sucht, um das Zimmer nicht zu verlassen.
    »Dein Dad und ich sind gleich nebenan«, sagt Mindy. »Das weißt du, ja?«
    »Klar«, knurrt er. Dann sagt er kleinlaut: »Ich weiß.«
    III Sand
    Fünf Tage darauf nehmen sie einen langen, sehr alten Nachtzug nach Mombasa. Alle paar Minuten wird dieser gerade so langsam, dass Leute mit an die Brust gedrückten Bündeln aus den Türen springen können, während andere hinaufklettern. Lous Gruppe und die Phoenix-Fraktion lassen sich im überfüllten Speisewagen nieder, den sie mit Afrikanern in Anzügen und Melonen teilen. Charlie darf ein Bier trinken, erschleicht sich aber noch zwei mit der Hilfe des gutaussehenden Dean, der neben ihrem schmalen Barhocker steht. »Du hast Sonnenbrand«, sagt er und bohrt einen Finger in Charlies Wange. »Die afrikanische Sonne ist ziemlich intensiv.«
    »Stimmt«, sagt Charlie und grinst, während sie an ihrem Bier nippt. Seit Mindy sie auf Deans Plattheiten hingewiesen hat, findet Charlie ihn auch zum Schreien.
    »Man muss Sonnenöl nehmen«, sagt er.
    »Weiß ich – habe ich auch.«
    »Einmal ist nicht genug. Du musst es immer wieder auftragen.«
    Charlie fängt Mindys Blick auf und prustet los. Ihr Vater tritt neben sie. »Was ist so komisch?«
    »Das Leben«, sagt Charlie und lehnt sich an ihn.
    »Das Leben!« Lou schnaubt. »Wie alt bist du?«
    Er drückt sie an sich. Als Charlie klein war, hat er das dauernd getan, aber jetzt, wo sie älter wird, kommt es seltener vor. Ihr Vater ist warm, fast heiß, mit einem Herzschlag, als hämmere jemand gegen eine schwere Tür.
    »Au«, sagt Lou. »Dein Stachel tut mir weh.« Es ist ein schwarz-weißer Stachel von einem Stachelschwein – sie hat ihn in den Bergen gefunden und steckt sich ihre langen Haare damit hoch. Ihr Vater zieht ihn heraus, und Charlies wilde goldene Mähne fällt ihr auf die Schultern wie ein Hagel aus Glasscherben. Sie weiß genau, dass Dean zusieht.
    »Das gefällt mir«, sagt Lou und schaut sich die durchscheinende Spitze des Stachels an. »Das ist eine gefährliche Waffe.«
    »Man braucht Waffen«, sagt Dean.
    Am nächsten Nachmittag haben sich die Safarireisenden in einem an der Küste, eine halbe Stunde von Mombasa entfernt gelegenen Hotel einquartiert. An dessen weißem Strand, wo Männer mit knochiger Brust Perlen und Kalebassen verkaufen, zeigen sich Mildred und Fiona tapfer in geblümten Badeanzügen, die Ferngläser noch immer umgehängt. Die aggressive, wütende Medusentätowierung auf Chronos’ Oberkörper ist weniger verwirrend als sein kleiner Bierbauch – ein desillusionierendes Mal, das er mit etlichen Männern teilt, vor allem den Vätern. Außer Lou, der ist eher drahtig, gebräunt vom gelegentlichen Surfen. Er geht auf das cremefarbene Meer zu, den Arm um Mindy gelegt, die in ihrem blauen Glitzerbikini noch besser aussieht als erwartet (und die Erwartungen waren groß).
    Charlie und Rolph liegen zusammen unter einer Palme. Charlie findet den roten Danskin-Badeanzug, den sie zusammen mit ihrer Mutter für diese Reise ausgesucht hat, auf einmal furchtbar und beschließt, sich an der Rezeption eine scharfe Schere zu leihen und einen Bikini daraus zu machen.
    »Ich will nie

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