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Der größere Teil der Welt - Roman

Der größere Teil der Welt - Roman

Titel: Der größere Teil der Welt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Egan
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ihre Augen geschlossen waren. Sie öffnete sie und schaute durch die Spalten im Zaun. Zwischen den Schatten erkannte sie Noreens weißes Gesicht, das von der anderen Seite her durchlugte. Sie hatte ihre Sonnenbrille abgenommen. Vage registrierte Stephanie zwei lebhafte Augen. »Hallo, Noreen«, sagte sie.
    »Ich sitze gern hier«, sagte Noreen.
    »Das weiß ich.«
    Stephanie wollte weggehen, konnte sich aber nicht bewegen. Sie schloss ihre Augen wieder. Noreen sagte nichts, und während die Zeit verstrich, schien sie im Wind und dem Summen der Insekten unterzugehen, die den Abend lebendig werden ließen. Stephanie blieb lange auf der Erde hocken, zumindest kam es ihr lange vor – vielleicht war es auch nur eine Minute. Sie kniete dort, bis die Rufe wieder einsetzten – jetzt rief auch Jules nach ihr, seine panische Stimme hallte durch die Dunkelheit. Endlich rappelte sie sich hoch. Als sie sich aufrichtete, spürte sie, wie der Schmerz sich in ihrer Brust festsetzte. Ihre Knie zitterten unter diesem neuen, unangenehmen Gewicht.
    »Gute Nacht, Noreen«, sagte sie, als sie sich ihren Weg durch die Blumen und Sträucher zurück zum Haus suchte.
    »Gute Nacht«, hörte sie leise.

8
    Die Vorführung des Generals
    Dollys erste großartige Idee war die Mütze. Sie suchte eine türkisblaue aus, flauschig, mit Klappen, die über die riesigen, wie verschrumpelte Aprikosen aussehenden Ohren des Generals fielen. Die Ohren waren unansehnlich, fand Dolly, es wäre besser, sie zu bedecken. Als sie einige Tage darauf das Bild des Generals in der Times sah, hätte sie sich fast an ihrem pochierten Ei verschluckt: Er sah aus wie ein Baby, ein riesiges, krankes Baby mit einem gewaltigen Schnurrbart und einem Doppelkinn. Die Schlagzeile hätte kaum schlimmer sein können:
    general B.s seltsame Kopfbedeckung heizt Krebsgerüchte an.
Lokale Unruhe wächst
    Dolly sprang auf und lief panisch durch ihre heruntergekommene Küche, so dass sie ihren Bademantel mit Tee bekleckerte. Sie schaute entsetzt das Bild des Generals an. Und dann wurde es ihr klar: die Bänder. Sie hatten die Bänder unter der Mütze nicht abgeschnitten, wie sie ihnen gesagt hatte, und die riesige flauschige Schleife unter dem Doppelkinn des Generals sah furchtbar aus. Dolly rannte barfuß in ihr Arbeitszimmer, das gleichzeitig ihr Schlafzimmer war, und blätterte hektisch durch die Faxseiten, auf der Suche nach der neuesten Nummer, die sie wählen sollte, um Arc zu erreichen, den Offizier des Generals, der für die Kontaktpflege zuständig war. Der General war ständig unterwegs, um Anschlägen zu entgehen, aber Arc faxte die aktuellen Kontaktinformationen immer pünktlich an Dolly. Diese Faxe kamen meistens gegen drei Uhr nachts und weckten Dolly und manchmal auch ihre Tochter Lulu auf. Dolly sprach diese Störungen nie an: Der General und sein Team glaubten, sie sei die beste PR -Agentin New Yorks, eine Frau, deren Faxgerät in einem Eckbüro mit Panoramablick auf New York City stehen musste (was viele Jahre lang tatsächlich der Fall gewesen war) und nicht direkt neben ihrem Schlafsofa. Dolly führte diesen Fehleindruck auf einen veralteten Artikel zurück, der aus Vanity Fair, InStyle oder People zu ihnen gelangt war, Zeitschriften, in denen über Dolly unter ihrem früheren Nom de Plume geschrieben worden war: La Doll.
    Der erste Anruf aus dem Lager des Generals war gerade noch rechtzeitig gekommen: Dolly hatte soeben ihr letztes Schmuckstück versetzt. Sie las bis zwei Uhr nachts Schulbücher Korrektur, schlief anschließend bis fünf und führte dann höfliche Telefonate mit ehrgeizigen Englischschülern in Tokio, bis es Zeit wurde, Lulu zu wecken und ihr Frühstück zu machen. Selbst all das reichte bei Weitem nicht aus, um Lulu weiterhin auf Miss Rutgers Schule für höhere Töchter schicken zu können. Oft verbrachte Dolly die drei Stunden Schlaf, die sie sich überhaupt zugestand, geplagt von der Angst beim Gedanken an die nächste exorbitante Schulgebührenrechnung.
    Und dann hatte Arc angerufen. Der General wünschte sich eine persönliche PR -Agentin. Er wünschte Rehabilitation, Sympathien in den USA und dass die CIA mit den Mordversuchen aufhörte. Wenn Gaddafi das geschafft hatte, wieso nicht auch er? Dolly fragte sich ernsthaft, ob Überarbeitung und Schlafmangel diese Halluzinationen hervorriefen, aber sie nannte einen Preis. Arc notierte sich ihre Bankverbindung. »Der General hat angenommen, Ihr Satz würde höher liegen«, sagte er, und wenn

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