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Der groesste Teil der Welt

Der groesste Teil der Welt

Titel: Der groesste Teil der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Egan
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staubiger Farbe. Turner, dachte er. O’Keeffe. Paul Klee.
    An einem anderen Tag über zwanzig Jahre später, nachdem Sasha das College besucht und sich in New York niedergelassen hatte, nachdem sie über Facebook den Kontakt zu ihrem Freund aus Collegetagen aufgenommen und spät (als Beth schon fast die Hoffnung aufgegeben hatte) geheiratet und zwei Kinder bekommen hatte, von denen eins leicht autistisch war; als Sasha wie alle anderen war, mit einem Leben, das ihr Sorgen machte und sie auf Trab hielt und ihr manchmal zu viel wurde, besuchte Ted, seit Langem geschieden - und Großvater -, sie in ihrem Haus in der kalifornischen Wüste. Er durchquerte das mit dem Treibgut ihrer kleinen Kinder vollgestreute Wohnzimmer und sah durch eine Schiebetür aus Glas die Sonne im Westen lodern. Und einen Augenblick lang erinnerte er sich an Neapel, wie er bei Sasha in ihrem winzigen Zimmer gesessen hatte und welch ein Schock aus Überraschung und Entzücken ihn erfasst hatte, als die Sonne endlich die Mitte ihres Fensters erreichte und im Drahtkreis gefangen war.
    Jetzt drehte er sich zu ihr um, er grinste. Ihre Haare und ihr Gesicht loderten im orangefarbenen Licht.
    »Siehst du«, murmelte Sasha und sah die Sonne an. »Sie gehört mir.«

Hier steht das Kapitel, das ich als Powerpoint.pdf beigelegt habe. (der Scanner)

Reine Sprache
     
    »Das willst du doch gar nicht«, murmelte Bennie. »Hab ich recht?«
    »Genau«, sagte Alex.
    »Du meinst, wir verkaufen uns. Verraten die Ideale, die uns unverwechselbar machen.«
    Alex lachte. »Ich weiß, dass es so ist.«
    »Du bist eben Purist«, sagte Bennie. »Deshalb bist du genau der Richtige für diese Sache.«
    Alex spürte, wie diese Schmeichelei auf ihn wirkte wie die ersten süßen Anflüge eines Joints, von dem du weißt, dass er dich umhaut, wenn du ihn ganz rauchst. Der lange erwartete Brunch mit Bennie Salazar ging seinem Ende entgegen, und Alex’ hyper-vorbereiteter Versuch, als Mixer eingestellt zu werden, war längst gefloppt. Aber jetzt verspürte Alex, während sie einander von den schmalen, rechtwinklig zueinander stehenden Sofas aus ansahen, die in Sonnenlicht getaucht waren, das durch ein Oberlicht in Bennies Loft in Tribeca fiel, plötzlich die mitreißende Energie der Neugier des älteren Mannes. Ihre Frauen waren in der Küche, die kleinen Töchter saßen zwischen ihnen auf einem roten Perserteppich und teilten sich misstrauisch einen Satz Puppengeschirr.
    »Wenn ich es nicht tue«, sagte Alex, »dann kann ich auch nicht der Richtige sein.«
    »Ich bin sicher, du wirst es tun.«
    Alex war verärgert, aber die Sache reizte ihn. »Wie das?«
    »Nur so ein Gefühl«, sagte Bennie und erhob sich ein wenig von seiner tiefen Liege, »dass wir ein Stück gemeinsame Geschichte haben, die noch nicht passiert ist.«
    Alex hatte Bennie Salazars Namen erstmals von einem Mädchen gehört, mit dem er sich einmal verabredet hatte, als er neu in New York gewesen war und Bennie noch berühmt. Das Mädchen hatte für Bennie gearbeitet - Alex konnte sich deutlich daran erinnern -, aber das war so ungefähr alles: Ihr Name, ihr Aussehen, was genau sie zusammen unternommen hatten - diese Details waren ausgelöscht. Der einzige Eindruck, den Alex noch von ihrem Treffen hatte, enthielt Winter, Dunkelheit und etwas über eine Brieftasche, ausgerechnet, aber war die verloren worden? Gefunden? Gestohlen? Die Brieftasche des Mädchens oder seine eigene? Die Antworten fehlten, und das machte ihn wahnsinnig - es war wie der Versuch, sich an ein Lied zu erinnern, das in einem ein ganz bestimmtes Gefühl auslöst, ohne einen Titel, einen Künstler oder auch nur ein paar Akkorde, die es zurückbringen könnten. Das Mädchen schwebte haarscharf außer Reichweite und hatte die Brieftasche wie eine Art Visitenkarte in Alex’ Gehirn hinterlegt, um ihn damit aufzuziehen. In den Tagen vor diesem Brunch mit Bennie hatte Alex sich dabei ertappt, dass er eigenartig auf sie fixiert war.
    »Das meins!«, protestierte Bennies Tochter Ava. Sie entriss seiner eigenen Tochter, Cara-Ann, einen Plastiktopf, und Cara-Ann wackelte hinterher und brüllte: »Mein Topf! Mein Topf!« Alex sprang auf, dann merkte er, dass Bennie sich nicht gerührt hatte. Er zwang sich, sich wieder hinzusetzen.
    »Ich weiß, du würdest lieber mixen«, sagte Bennie und machte sich durch das Geheul hindurch vernehmlich, ohne eigentlich lauter zu sprechen. »Du liebst Musik. Du willst mit Sound arbeiten. Meinst du, ich wüsste nicht,

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