Der groesste Teil der Welt
meine raue, »räudige« (ebd.), ausgetrocknete Haut reiben, um sie dadurch endlich zu heilen. Ich will sie (natürlich) ficken und sie dann töten oder möglicherweise beim Ficken umbringen (»sie zu Tode ficken« und »sie besinnungslos ficken« könnte man als akzeptable Abwandlungen dieses grundlegenden Ziels gelten lassen). Es interessiert mich nicht, sie zu töten und dann erst zu ficken, denn es ist ihr Leben - das geheime Leben der Kitty Jackson -, zu dem ich so verzweifelt durchdringen möchte.
Wie sich herausstellt, gelingt keins von beidem.
Kehren wir zu dem kritischen Punkt zurück: Meine Hand bedeckt Kittys Mund und gibt sich alle Mühe, ihren ziemlich lebhaften Kopf ruhigzustellen, die andere fummelt an meinem Reißverschluss herum, der mir durchaus Mühe macht, vermutlich aufgrund der Zappelbewegungen meines unter mir liegenden Gegenübers. Worüber ich leider keine Kontrolle habe, sind Kittys Hände, und eine davon hat den Weg in ihre weiße Handtasche gefunden, in der sie etliche Dinge verwahrt hat: das Foto von ihrem Pferd, ihr seit Minuten schon ununterbrochen klingelndes Handy von der Größe eines Kartoffelchips und eine Sprühdose mit etwas, das ich wohl für Pfefferspray halten muss oder jedenfalls irgendeine Form von Tränengas, denn als sie es mir direkt ins Gesicht sprüht, ruft es ein heißes, blendendes Brennen um die Augen und Tränen hervor, krampfhaftes Würgen und starke Übelkeit, und aufgrund all dessen springe ich auf und krümme mich in ohnmächtiger Qual zusammen (wobei ich Kitty noch immer mit einem Fuß zu Boden drücke), während sie nun einen weiteren Gegenstand aus der erwähnten Tasche zu fassen bekommt: ein Schlüsselbund mit einem kleinen Schweizer Armeemesser, dessen winzige und ziemlich stumpfe Klinge sie trotzdem tief durch meine Khakihose und in meine Wade bohrt.
Inzwischen brülle und heule ich wie ein in die Enge getriebener Büffel, und Kitty rennt davon, ihre goldbraunen Gliedmaßen zweifellos vom durch die Bäume fallenden Licht gesprenkelt, auch wenn ich zu sehr leide, um den Anblick bewundern zu können.
Diesen Zeitpunkt muss man wohl als das Ende unseres Mittagessens bezeichnen. Immerhin habe ich mindestens zwanzig zusätzliche Minuten herausgeschunden.
Zwar endete das Mittagessen hier schon, aber dafür fing das meiste andere jetzt erst an: eine Anhörung vor Gericht, daraufhin die Anklage wegen versuchter Vergewaltigung, Freiheitsberaubung und schwerer Körperverletzung; meine derzeitige Inhaftierung (trotz Atticus Levis heroischer Versuche, die Kaution von $ 500.000 Dollar für mich aufzutreiben) und der bevorstehende Prozess, der in diesem Monat beginnen wird - wie das Schicksal es will, just an dem Tag, an dem Kittys neuer Film, Stadt der Irrlichter, im ganzen Land anläuft.
Kitty hat mir einen Brief ins Gefängnis geschickt. »Ich bitte um Entschuldigung für die Rolle, die ich bei Ihrem emotionalen Zusammenbruch möglicherweise gespielt habe« (schrieb sie). »Und auch dafür, dass ich mit dem Messer zugesticht habe (sie).« Über jedem i gab es einen Kreis und am Ende ein Smiley.
Was habe ich gesagt? Nett.
Natürlich war unser kleines Scharmützel eine ungeheuer wertvolle Hilfe für Kitty. Schlagzeilen und eine anschließende Flut von Hintergrundartikeln, Kommentaren und Texten, die ordentlich auf die Trändendrüse drückten und eine Reihe verwandter Probleme ansprachen wie die »wachsende Verletzlichkeit von Prominenten« (The New York Times) oder die »gewaltbereite Unfähigkeit mancher Männer, mit einer Zurückweisung umzugehen« (usa Today), und Chefredakteuren dringend dazu rieten, ihre Freien sorgfältiger auf Herz und Nieren zu prüfen (The New Republic), und die fehlende Sicherheit tagsüber im Central Park bemängelten.*
[ An den Chefredakteur: Lassen Sie mich an den ernsthaften Geist Ihres kürzlich erschienenen Leitartikels (»Die Bedrohung unserer öffentlichen Räume«, vom 9. August) anknüpfen, und gestatten Sie mir gewissermaßen als Verkörperung der »geistig labilen oder auf andere Weise gefährlichen Personen«, die Sie als Folge meines »brutalen Überfalls« auf diesen »allzu vertrauensseligen jungen Star« so gern aus der Gesellschaft ausschließen möchten, einen Vorschlag, der doch zumindest Bürgermeister Giuliani gefallen muss: Warum nicht Kontrollpunkte an den Eingängen zum Central Park einrichten und von allen, die hineinwollen, einen Ausweis verlangen?
Dann könnten Sie die persönlichen Daten dieser
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