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Der größte Verlierer der Welt

Der größte Verlierer der Welt

Titel: Der größte Verlierer der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowsky
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zu viel Klasse,
    um da mal reinzuspringen,
    sie zahlen hohe Mieten,
    sitzen da und starren ihre Wände an,
    dekoriert mit Bildern von
    Menschen ohne Kopf,
    und warten, bis es wieder Zeit ist
    zur ARBEIT zu gehn; und mittlerweile
    spüren sie, daß meine Geräusche
    anders sind als ihre -
    diese 66 Menschen links und
    rechts von mir, mit ihrer Schwäche

    - 58 -
    für Green Berets und Piranhas –
    »VERDAMMT NOCH MAL,
    GIB ENDLICH RUHE!«

    Von meinem Fenster aus
    kann ich sie nicht sehen,
    und dafür bin ich dankbar,
    und da mein Magen sowieso
    geschlaucht ist von billigem Wein,
    tu ich ihnen den Gefallen,
    verhalte mich ruhig und höre mir
    ihre Geräusche an -
    ihre Baseball-Übertragungen, ihre
    Klimbim-Sendungen, ihre Ratespiele,
    ihre welken Küsse, ihre hoch versicherte
    Geborgenheit, ihre harten Körper
    zwischen die Wände gestopft und gemordet,
    und ich gehe an meinen Tisch
    nehme die Ölkreiden des Irrenhäuslers
    zur Hand und male sie mir alle
    an die Wand - wie sie
    sich in den Armen liegen, ficken,
    essen, scheißen, sich fürchten
    vor dem Zorn des Herrn, vor der Armut,
    vor dem Leben -
    sie bevölkern meine Wände wie Kakerlaken,
    ich male Sonnen zwischen sie rein
    und Äxte und Kanonen und Türme und Babys,
    Hunde, Katzen und sonstiges Getier,
    und es wird zusehends schwieriger
    zwischen Mensch und Tier zu unterscheiden,
    und ich schwitze und stinke am ganzen
    Körper, ich zittere wie ein Lügner vor der
    Wahrheit der Dinge; dann
    trinke ich ein Glas Wasser, ziehe mich aus
    und gehe zu Bett (Moment, erst noch

    - 59 -
    die Rollos runter) und ich werde
    wieder nicht schlafen,
    ich werde warten, bis es wieder
    3 Uhr nachmittags ist und mein
    täglicher Trott sich wiederholt,
    die Girls, die Witwen, nichts
    ergibt sich, nichts kommt rein und
    nichts geht raus, Kathedralen und Museen
    und Berge verlieren ihren Sinn,
    nur noch mein Salzgehalt
    hält mich zusammen, ein paar Ameisen,
    alte Zeitungen, und meine Schande,
    die darin besteht, daß ich
    noch nicht Schluß gemacht habe
    (Rasiermesser, Frontalzusammenstoß,
    Terpentin, Gasherd) (guter Job, Heirat,
    Investitionen und Beteiligungen)
    mit dem, was von mir
    noch bleibt.

    - 60 -
    Der große Macker

    Unten am anderen Ende der Bar
    pflegte er Drinks zu schnorren,
    inzwischen ist er schon
    fast kahl, und ich beuge mich
    zu ihm hinüber:
    Du bist der beste Dichter
    unserer Zeit, du bist der
    einzige, den alle verstehen . ..

    Wir trinken Kaffee, wir sitzen
    in seinem kleinen, spärlich
    möblierten Haus, seine Ölgemälde
    hängen an den Wänden. Ich werde ihm
    Geld geben, Papier, Farbe, eine bessere
    Schreibmaschine. Er wird mir dafür
    ein paar Originalmanuskripte überlassen.

    Ich sehe ihn an und spüre, daß er
    Angst vor mir hat. Er hustet,
    er muß ein flaues Gefühl im Magen
    haben - ölig, verstopft, krank.

    Ich sage zu ihm:
    Ich weiß alles von dir.
    Du hast einen gemeinen
    spanischen Stiefvater gehabt,
    du hast mit diversen Huren
    zusammengelebt, hast dich
    um den Verstand gesoffen,
    hast gehungert ...

    Yeah, sagt
    er.

    - 61 -
    Ich sage, ganz nah an seinem Ohr:
    Ich bewundere Helden,
    so auf meine stille
    Art...

    Ich gehe, mit seinen Manuskripten (signiert)
    und einem seiner Bilder, plus
    3 unleserlichen Notizbüchern
    mit Spiralbindung. Er kommt nicht
    mit an die Tür. Ein Spiegel hängt da,
    und er sitzt davor und sieht
    in den Spiegel, mit gesenktem Kopf,
    beschämt und erledigt.

    »Der Künstler«, hat mal ein weiser Mann
    vor langer Zeit gesagt, »sitzt immer
    auf den Türschwellen der Reichen.«

    Ich laß mich in meinen
    Cadillac plumpsen, schmeiß den
    Krempel auf den Rücksitz und
    fahre los.

    - 62 -
    Toter Schwan

    Schwäne sterben
    auch im Frühling
    und der da schwamm
    tot auf der Seite
    an einem Sonntag
    trieb mit der Strömung
    im Kreis
    und ich ging zur
    Rotunde, und über mir
    kreisten Götter in
    Kampfwagen, Hunde
    Frauen
    und der Tod
    flitzte mir
    wie eine Maus
    in den Hals
    und ich hörte sie
    kommen mit ihren
    Picknick-
    körben, ihrem
    Gelächter
    und ich sah
    den Schwan an
    und fühlte mich
    schuldig, als sei
    der Tod etwas
    wofür man sich
    schämen muß
    und in meiner Dummheit
    ging ich weg und
    ließ ihnen meinen
    wunderschönen
    Schwan.

    - 63 -
    Zum Teufel mit Robert Schumann

    Ich kippte meinen Drink und ging
    wieder nach oben, um mir die
    zweite Hälfte anzuhören, noch
    so ein Klavierkonzert, und
    2 sind zuviel, und ich
    kam nicht mit weil ich mein
    Programm verloren hatte, deshalb
    ging ich da raus und fuhr

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