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Der größte Verlierer der Welt

Der größte Verlierer der Welt

Titel: Der größte Verlierer der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowsky
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Picador da
    auf dem Pferd
    erwischte ihn gut,
    er stieß ihm die Lanze rein
    hart und tief,
    er werkelte sie richtig rein
    schraubte sie rein
    in diesen Fleischwulst
    im Nacken.
    Der Stier geht jetzt erst recht
    auf das Pferd los,
    er denkt vermutlich, das Pferd
    würgt ihm da oben einen rein;
    und je mehr er sich in das
    Pferd reinkniet, desto
    tiefer kriegt er die
    beschissene Lanze rein.

    Der Stier ließ vom Pferd ab,
    ging auf die Capa los
    und wieder zurück zum Pferd,
    und der Pic bohrte ihm wieder
    die Lanze rein.

    Er sieht schon nicht mehr
    ganz so aus wie der Stier,
    der vor einer Weile in die
    Arena gerannt kam, aber
    er ist ihnen noch lange nicht
    schwach genug, sie haben
    noch etwas anderes für ihn
    parat: die Banderillas.

    Kurze spitze Stäbe, die in
    die Schulter und den Nacken
    gestoßen werden. Es scheint so,

    - 71 -
    als sei es gefährlich
    die Dinger anzubringen.
    Es wird ohne Capa gearbeitet,
    und diese jungen mexikanischen
    Boys, dumpf und mit dreckigen
    Ärschen, machen einen Satz
    und plazieren die Stäbe,
    während der Stier unter ihnen
    durch rennt.

    Wir sahen ihnen zu,
    wie sie es
    brachten.

    Jetzt war der Stier soweit,
    daß der Matador
    mutig sein konnte.
    Die Nacken- und Schulter-
    muskeln waren durch-
    getrennt, an vielen Stellen
    zerfetzt. Der Schädel
    senkte sich.

    Harry nahm einen
    Schluck aus der Flasche.
    »Diese mexikanischen Stiere
    taugen nichts. Du müßtest mal
    die spanischen sehen. Die haben
    solche Hörner.« Er zeigte mir
    mit den Händen, was für Hörner
    sie hatten. Darauf tranken wir beide
    einen Schluck.

    Der Matador schien nicht
    sehr nahe ranzugehn.
    Der Stier machte immer wieder
    diese müden und verzweifelten

    - 72 -

    Angriffe auf die Capa,
    geriet immer mehr außer Atem,
    war immer weniger
    zu gebrauchen.

    Jede Bewegung des Matadors
    hatte eine Bedeutung und
    einen Namen. Die Mexikaner
    kannten das alles. Die besoffenen
    Amerikaner im Schatten, mit ihren
    guten Jobs und ihren beschränkten
    Weibern, hatten von nichts eine
    Ahnung. Sie feuerten den Stier
    an. Sie wußten nicht
    daß auch ein schlechter
    Job mit dem Stier
    noch Mut verlangt.

    Naja, dieser Stier hier
    war schlecht, und der
    Matador auch, aber der Matador
    war noch schlechter als
    der Stier, und das dürften so
    ziemlich die schlechtesten
    Voraussetzungen für eine
    Nummer in der Arena sein.
    Es sei denn, der Stier
    ist erheblich weniger schlecht
    als der Matador, und der
    Matador wird aufgespießt,
    und die Amerikaner gehen
    happy nach Hause und
    ficken die ganze Nacht
    und versuchen den Job zu
    vergessen, der am nächsten
    Morgen auf sie wartet.

    - 73 -
    Es wurde Zeit für den
    Kill. Der Matador wußte,
    was zu tun war. Er kannte
    die Stelle. Es sah aus
    als würde er einen glühenden
    Bratspieß in ein Faß voll
    Lametta stecken.

    Der Stier war am Ende,
    er blutete aus den Löchern
    in Schulter und Nacken,
    war restlos ausgepumpt
    von all diesen Stößen
    nach einem schemenhaften
    roten Tuch, das immer nur
    nachgab und nachgab
    und über die Hörner
    wegflatterte. Der Stier war
    jetzt auch innerlich ausgepumpt
    und stand nur noch da,
    mißmutig und geliefert,
    und STARRTE vor sich hin.

    Wir nahmen noch einen Schluck.
    Wir kannten die Handlung, den
    Helden, den ganzen öden Zirkus.
    Der Degen glitt
    hinein.

    Aber die Sache war nicht
    ausgestanden. Der Stier
    blieb stehen. Mit der
    Klinge drin.

    Jetzt kamen sie an. 4 oder 5
    Mexikaner mit dreckigen

    - 74 -
    Ärschen. Und der Matador.
    Sie wedelten mit Capas
    und drehten ihn im Kreis,
    schlugen ihm die
    Faust auf die Nase.

    Half nichts. Er fiel
    nicht um. Sie wollten ihn
    in den Tod drängeln,
    aber er blieb
    stur.

    Und alle paar Augenblicke
    erinnerte sich der Schädel
    und stieß wieder
    mit den Hörnern zu,
    und sie wichen zurück
    und erinnerten sich daran,
    daß es sie selber noch
    erwischen konnte.

    Dann ging der Matador hin
    zog den Degen heraus und
    stieß ihn noch einmal
    rein.

    Half immer noch nichts.
    Der Stier wollte einfach
    nicht zu Boden gehen.

    Wir nahmen noch einen Schluck.

    »Verstehst du«, sagte Harry,
    »sie drehen ihn und die
    Klinge schneidet in ihn rein.
    Und jedesmal, wenn sie ihn

    - 75 -
    drehen, schneidet ihn die
    Klinge noch weiter auf.«

    Schließlich packte ihn einer
    am Fuß und zog daran, und
    der Stier verlor das
    Gleichgewicht und fiel um.

    Aber auch das brachte nichts.
    Der Stier kickte mit den
    Beinen, versuchte hoch-
    zukommen. Er wollte nicht
    aufgeben.

    Naja, und dann kam ein
    kleiner

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