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Der größte Verlierer der Welt

Der größte Verlierer der Welt

Titel: Der größte Verlierer der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowsky
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ich
    kaum noch entziffern
    ich lese trotzdem
    weiter –

    verzweifelt zitternd
    beschissen

    lauter, sagen sie,
    wir hören nichts mehr

    ich steck's auf, sage ich,
    Schluß, das war's

    später, in meinem Zimmer
    Scotch und Bier: das Blut
    der Feiglinge

    das also
    ist meine Zukunft:
    für ein paar mickrige Piepen
    in kleinen dunklen Sälen
    Gedichte lesen, die mir
    längst zum Hals raushängen

    und ich habe immer gedacht
    Busfahrer und Latrinenputzer
    und Opfer von Killern in
    dunklen Gassen
    seien arme Irre.

    - 111 -
    Die letzten Tage des Suicide Kid

    Ich sehe es richtig vor mir,
    nach all den Selbstmord-
    versuchen, den Tagen und Nächten,
    wie sie mich in einem Rollstuhl
    aus so einem sterilen Altersheim
    rausschieben (natürlich nur,
    falls ich Glück habe und
    berühmt werde) ... da sitze ich
    in meinem Rollstuhl,
    geschoben von einer gelangweilten
    hirnlosen Pflegerin, ich bin
    fast blind, meine Augen
    verdrehen sich nach hinten
    in die dunklen Höhlen meines
    Schädels, und halten Ausschau
    nach einem gnädigen Tod .. .

    »Ist es nicht ein wunderschöner Tag,
    Mr. Bukowski?«

    »Oh, yeah ... yeah . ..«

    Die Kinder gehen vorbei, und ich
    existiere nicht einmal,
    fabelhaft aussehende Frauen
    gehen vorbei, mit breiten
    heißen Hüften und
    warmen Ärschen, alles
    prall und heiß und
    voll Sehnsucht nach Liebe,
    und ich existiere nicht einmal ...

    - 112 -
    »Das ist unser erster Sonnenschein
    seit drei Tagen, Mr. Bukowski.«

    »Oh, yeah, yeah.«

    Da sitze ich, in meinem Rollstuhl,
    weißer als ein Blatt Papier,
    blutleer, Hirn im Eimer,
    Spiel im Eimer, Bukowski
    im Eimer ...

    »Ist es nicht ein wunderschöner Tag,
    Mr. Bukowski?«

    »Oh, yeah, yeah ... «, und ich
    pisse mir die Schlafanzug-
    hose voll, der Sabber
    läuft mir aus dem Mund.

    Zwei Schuljungen rennen
    an uns vorbei -
    »Hey, hast du den alten
    Knacker da gesehn?«
    »Gott, ja. Zum
    Kotzen!«

    Nach all den leeren
    Drohungen, von wegen
    ich würde Schluß mit mir
    machen, hat es jetzt
    endlich ein anderer
    für mich getan.

    Die Pflegerin hält
    den Rollstuhl an,
    bricht eine Rose

    - 113 -
    von einem Busch am Weg
    und gibt sie mir
    in die Hand.

    Ich weiß nicht einmal,
    was es ist. Sie konnte mir
    meinen Schwanz in die Hand drücken,
    und ich würde ihn genauso
    verständnislos anstarren.

    - 114 -
    Schlag auf Schlag

    »Restlos verkrümelt«, sagte
    das Skelett und schlenkerte
    seinen kalkweißen Fuß auf
    meinen Tisch, und das war's:
    bang bang.
    Es sah mich an
    und es war mein eigenes
    Knochengerippe, und ich
    war nur noch das, was
    übrig blieb
    und auf meinem Tisch
    lag eine Zeitung
    und jemand faltete
    die Zeitung zusammen
    und ich klappte zusammen
    ich war die Zeitung
    unter dem Arm eines anderen
    ein Packen Papier mit
    Augen drin, und ich sah
    wie mich das Skelett
    beobachtete, und eh die
    Tür zufiel, sah ich es
    im Clinch mit einem Mann
    der halb wie Napoleon
    und halb wie Hitler aussah.
    Dann war die Tür zu und
    es ging die Treppe runter
    und raus, und ich
    steckte unter dem Arm
    eines dicken kleinen Mannes
    ohne einen Funken Verstand
    er interessierte sich weder

    - 115 -
    für mich noch sonst was
    und ich haßte ihn dafür.
    Und vollends haßte ich ihn
    als er mich in der U-Bahn
    auseinander faltete
    und ich wehrlos auf dem
    Rücken einer alten Frau
    hing.

    - 116 -
    Charles Soundso

    Mein Gott, ich hatte den
    jämmerlichen blauen Blues
    und dieses Weib saß da
    und sagte
    sind Sie wirklich Charles
    Bukowski?
    und ich sagte
    vergiß es
    mir ist nicht gut
    ich fühl mich elend
    ich will nur eins:
    dich ficken.

    Und sie lachte
    sie dachte, ich wollte
    nur angeben
    und ich sah immer nur
    an ihren langen schlanken
    himmlischen Beinen hoch
    ich sah ihre Leber
    ihre zitternden Eingeweide
    ich sah Christus da drin
    wie er zu Folk Rock tanzte.

    Der ganze Frust und Hunger
    kam mir hoch
    und ich ging rüber zur Couch
    packte sie, zerrte ihr
    das Kleid hoch
    bis unters Kinn.

    - 117 -
    Vergewaltigung, meinetwegen
    oder das Ende der Welt
    mir war alles egal -
    nur noch ein einziges Mal
    etwas Echtes spüren
    irgendwo.

    Tja
    ihre Schlüpfer lagen
    auf dem Boden
    und mein Schwanz ging rein
    mein Schwanz mein Gott mein Schwanz
    ging rein.

    Ich war Charles
    Soundso, einer
    von vielen.

    - 118 -
    Story und Gedicht

    Schau her, sagte er, das
    mit dieser Story - jeder
    konnte sehen, daß ich
    damit gemeint war.

    Mein Gott, sagte ich, hackst du
    immer noch darauf rum? Ich dachte,
    du wolltest eine Story schreiben,
    in der du mich

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