Der größte Verlierer der Welt
in Phila-
delphia ich trinke eine Flasche Portwein habe einen
Plattenspieler und höre mir gerade den 2. Satz aus der
2. Sinfonie von Brahms an da klopft es an die Tür
Das Klopfen hört sich ganz höflich an und da ich
kaum
jemand kenne sage ich mir: entweder hat sich eine von
den Nutten da unten an der Ecke in mich verliebt oder
es ist jemand der mir den Nobelpreis geben will
Ich machte die Tür auf und 2 große Kerle standen da
und
der eine sagte »F. B. I.« und der andere sagte »Sie
sind verhaftet«
Ich ging zum Plattenspieler und nahm dem Brahms
die Nadel aus den Rillen
»Wir haben einige Fragen an Sie« sagten sie »down-
town«
»Meinetwegen«
»Sie ziehn sich besser einen Mantel an Kann sein
daß Sie eine Weile weg sind«
Wir gingen die Treppe hinunter und auf die Straße
und stiegen ins Auto Es schien als würde aus jedem
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Fenster jemand raushängen Auf dem Rücksitz saß ein
weiterer Typ und der sagte »Die Hände auf die Knie
und keine falsche Bewegung!«
Wir fuhren eine Weile
und dann langte ich hoch und wollte mir die Nase
kratzen
»Runter mit der Hand« schrie einer von
ihnen »Der Kerl ist ganz schön unverfroren« sagte
ein anderer »Ich glaube da haben wir den Richtigen
yep schätze da haben wir den Richtigen«
Ach du lieber Gott dachte ich was hab ich denn
jetzt wieder verbrochen
Sie führten mich in einen Raum der größtenteils leer
war bis auf eine Reihe Fotos an den Wänden
»Sehen Sie die da?« fragte einer von ihnen mit
strenger Stimme und zeigte mit der Hand darauf
»Ja« sagte ich
»Das sind alles Männer die im Dienst des F. B. I. ihr
Leben lassen mußten«
Dann führten sie mich in einen anderen Raum Dort
saß
ein Mann in Hemdsärmeln hinter einem Schreibtisch
»BUKOWSKI?«
»Ja«
»HENRY C.Jr.?«
»Ja«
»Wo zum Teufel steckt Ihr Onkel John?!«
»Mein was?«
»Ihr Onkel John, verdammt noch mal!«
Der meint anscheinend dachte ich irgendein ge-
heimes Ding mit dem ich Leute umbringe
»Ihr Onkel! John Bukowski!«
- 133 -
»Ach so John Der ist tot«
»Kein 'Wunder, daß wir den Kerl nirgends
finden können! Warum haben Sie sich vor dem Wehr-
dienst gedrückt?«
»Ich bin u. k. gestellt«
»Soso u.k.«
»Ja Psycho«
»Warum sind Sie um-
gezogen ohne Ihre Musterungsbehörde zu benachrich-
tigen?«
»Weil ich es nicht für nötig hielt Ich
dachte das Ding ist gelaufen«
»Warum sind Sie umgezogen?«
»Ich flog raus weil ich die ganze Zeit
besoffen war Meine Zimmerwirtin sagte ich mach die
Bettlaken blutig«
»Warum haben Sie Ihre Musterungsbehörde nicht be-
nachrichtigt?«
»Sagen Sie mal was haben Sie eigentlich? Ich bin
bloß um die Ecke gezogen ganze 80 Schritte weiter.
Und beim Postamt hab ich einen Nachsendeantrag ge-
stellt Wenn ich mich verdrücken wollte hätt ich
mich geschickter angestellt«
»Okay Also wir haben Sie hier nicht geschlagen,
oder?«
»Nein«
»Und wir haben Ihnen auch keine Handschellen ange-
legt, oder?«
»Nein«
» Wir werden Sie jetzt solange festsetzen bis unsere
Untersuchung abgeschlossen ist...«
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Sie brachten mich nach unten und steckten
mich in eine kleine Zelle ohne Toilette und Wasch-
becken keine Pritsche kein Stuhl ich
stellte mich ans Fenster und sah durch die Gitter-
stäbe hinaus es war Samstagmorgen und die Straße
draußen war eine der Hauptgeschäftsstraßen Die
Sonne schien es sah gut aus da draußen Leute
gingen vorbei locker unbeschwert Aus einem
Lautsprecher über der Tür eines Plattenladens auf
der anderen Straßenseite drang Musik Meine Stim-
mung wurde dadurch nicht besser Das leichte Leben
lernt man immer erst schätzen wenn sie es einem ver-
baut haben Im Krankenhaus ans Bett geschnallt
Vielleicht stirbt man oder man kommt davon und muß
wieder rein Oder im Knast ohne zu wissen ob
und wann man wieder rauskommt Da fängt man dann
an zu denken da merkt man wie schön es draußen in
der Sonne war da erscheint einem schon ein Gang
zum Zeitungsstand an der Ecke als sowas wie Beet-
hovens Neunte
Am nächsten Tag wurde ich in ein größeres Gefängnis
verlegt Sie steckten mich zu einem kleinen dicken
Kerl in die Zelle der aussah wie ein Geschäftsmann
Er streckte mir die Hand hin: »Ich bin
Courtney Taylor Staatsfeind Nummer Eins«
Ich schüttelte ihm die Hand
»Wegen was bist du drin?« fragte er
»Sie sagen ich hätte mich vor dem
Wehrdienst gedrückt«
»Dann mach dich auf was ge-
faßt« sagte er
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