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Der größte Verlierer der Welt

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Titel: Der größte Verlierer der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowsky
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in Phila-
    delphia ich trinke eine Flasche Portwein habe einen
    Plattenspieler und höre mir gerade den 2. Satz aus der
    2. Sinfonie von Brahms an da klopft es an die Tür
    Das Klopfen hört sich ganz höflich an und da ich
    kaum
    jemand kenne sage ich mir: entweder hat sich eine von
    den Nutten da unten an der Ecke in mich verliebt oder
    es ist jemand der mir den Nobelpreis geben will
    Ich machte die Tür auf und 2 große Kerle standen da
    und
    der eine sagte »F. B. I.« und der andere sagte »Sie
    sind verhaftet«
    Ich ging zum Plattenspieler und nahm dem Brahms
    die Nadel aus den Rillen
    »Wir haben einige Fragen an Sie« sagten sie »down-
    town«
    »Meinetwegen«
    »Sie ziehn sich besser einen Mantel an Kann sein
    daß Sie eine Weile weg sind«

    Wir gingen die Treppe hinunter und auf die Straße
    und stiegen ins Auto Es schien als würde aus jedem

    - 132 -
    Fenster jemand raushängen Auf dem Rücksitz saß ein
    weiterer Typ und der sagte »Die Hände auf die Knie
    und keine falsche Bewegung!«
    Wir fuhren eine Weile
    und dann langte ich hoch und wollte mir die Nase
    kratzen
    »Runter mit der Hand« schrie einer von
    ihnen »Der Kerl ist ganz schön unverfroren« sagte
    ein anderer »Ich glaube da haben wir den Richtigen
    yep schätze da haben wir den Richtigen«

    Ach du lieber Gott dachte ich was hab ich denn
    jetzt wieder verbrochen

    Sie führten mich in einen Raum der größtenteils leer
    war bis auf eine Reihe Fotos an den Wänden

    »Sehen Sie die da?« fragte einer von ihnen mit
    strenger Stimme und zeigte mit der Hand darauf
    »Ja« sagte ich
    »Das sind alles Männer die im Dienst des F. B. I. ihr
    Leben lassen mußten«

    Dann führten sie mich in einen anderen Raum Dort
    saß
    ein Mann in Hemdsärmeln hinter einem Schreibtisch
    »BUKOWSKI?«
    »Ja«
    »HENRY C.Jr.?«
    »Ja«
    »Wo zum Teufel steckt Ihr Onkel John?!«
    »Mein was?«
    »Ihr Onkel John, verdammt noch mal!«
    Der meint anscheinend dachte ich irgendein ge-
    heimes Ding mit dem ich Leute umbringe
    »Ihr Onkel! John Bukowski!«

    - 133 -
    »Ach so John Der ist tot«
    »Kein 'Wunder, daß wir den Kerl nirgends
    finden können! Warum haben Sie sich vor dem Wehr-
    dienst gedrückt?«
    »Ich bin u. k. gestellt«
    »Soso u.k.«
    »Ja Psycho«
    »Warum sind Sie um-
    gezogen ohne Ihre Musterungsbehörde zu benachrich-
    tigen?«
    »Weil ich es nicht für nötig hielt Ich
    dachte das Ding ist gelaufen«
    »Warum sind Sie umgezogen?«
    »Ich flog raus weil ich die ganze Zeit
    besoffen war Meine Zimmerwirtin sagte ich mach die
    Bettlaken blutig«

    »Warum haben Sie Ihre Musterungsbehörde nicht be-
    nachrichtigt?«

    »Sagen Sie mal was haben Sie eigentlich? Ich bin
    bloß um die Ecke gezogen ganze 80 Schritte weiter.
    Und beim Postamt hab ich einen Nachsendeantrag ge-
    stellt Wenn ich mich verdrücken wollte hätt ich
    mich geschickter angestellt«

    »Okay Also wir haben Sie hier nicht geschlagen,
    oder?«

    »Nein«
    »Und wir haben Ihnen auch keine Handschellen ange-
    legt, oder?«
    »Nein«
    » Wir werden Sie jetzt solange festsetzen bis unsere
    Untersuchung abgeschlossen ist...«

    - 134 -
    Sie brachten mich nach unten und steckten
    mich in eine kleine Zelle ohne Toilette und Wasch-
    becken keine Pritsche kein Stuhl ich
    stellte mich ans Fenster und sah durch die Gitter-
    stäbe hinaus es war Samstagmorgen und die Straße
    draußen war eine der Hauptgeschäftsstraßen Die
    Sonne schien es sah gut aus da draußen Leute
    gingen vorbei locker unbeschwert Aus einem
    Lautsprecher über der Tür eines Plattenladens auf
    der anderen Straßenseite drang Musik Meine Stim-
    mung wurde dadurch nicht besser Das leichte Leben
    lernt man immer erst schätzen wenn sie es einem ver-
    baut haben Im Krankenhaus ans Bett geschnallt
    Vielleicht stirbt man oder man kommt davon und muß
    wieder rein Oder im Knast ohne zu wissen ob
    und wann man wieder rauskommt Da fängt man dann
    an zu denken da merkt man wie schön es draußen in
    der Sonne war da erscheint einem schon ein Gang
    zum Zeitungsstand an der Ecke als sowas wie Beet-
    hovens Neunte

    Am nächsten Tag wurde ich in ein größeres Gefängnis
    verlegt Sie steckten mich zu einem kleinen dicken
    Kerl in die Zelle der aussah wie ein Geschäftsmann

    Er streckte mir die Hand hin: »Ich bin
    Courtney Taylor Staatsfeind Nummer Eins«
    Ich schüttelte ihm die Hand
    »Wegen was bist du drin?« fragte er
    »Sie sagen ich hätte mich vor dem
    Wehrdienst gedrückt«
    »Dann mach dich auf was ge-
    faßt« sagte er

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