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Der größte Verlierer der Welt

Der größte Verlierer der Welt

Titel: Der größte Verlierer der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowsky
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ruderte
    wieder einmal durch die ölige See,
    um Eier zu legen am Strand
    und sich totschlagen zu lassen
    von besoffenen Arbeitslosen
    mit zerknautschten Segeltuchmützen
    und keinen Frauen.
    Vor der Küste konnte man die
    Positionslampen einer Yacht sehen,
    an Bord feierten sie eine Party,
    jede Menge Girls und Gelächter und so weiter,
    und das Pferd mit der Nummer 3
    hievten sie auf einen Pritschenwagen
    und karrten es ein Stück
    von den Zuschauern weg
    und erschossen es.
    Solche und ähnliche Kleinigkeiten
    können manchmal dazu führen,
    daß besoffene Arbeitslose
    mit zerknautschten Segeltuchmützen
    und keinen Frauen
    am Strand verzweifelt nach
    einer Schildkröte
    grabschen.

    - 128 -
    Der 2. Weltkrieg

    Da Tatsachen sowieso nur Unterhaltungswert haben
    wollen wir das Folgende gleich als frei erfunden
    bezeichnen dann können wir wir alle guten Boys
    und Girls beruhigt zur Tagesordnung
    übergehen
    Ich war in Frisco ein reizender Ort
    mit Seen oder so was von meinem Fenster aus konnte
    ich die Gold Bridge sehen und damit meine ich kein
    künstliches Gebiß sondern die Brücke, ja? und es
    war immer genug zu trinken da oder fast immer

    Ich schrieb meinem alten Herrn in L. A. einen Brief
    »Du kannst dir für deine gottverdammten Nachbarn
    schon mal eine Story ausdenken ich gehe nämlich
    nicht in deinen Krieg«

    »Wenn der letzte Krieg nicht gewesen wäre«
    schrieb er zurück »dann warst du heute nicht einmal
    da dann hätte ich deine Mutter nie kennengelernt
    und du wärst nie geboren worden Mein Sohn, dein Land
    befindet sich im KRIEG!!!!«

    Die Tatsache daß ein Krieg nötig war damit ich
    geboren werden konnte schien mir kein ausrei-
    chender
    Grund zu sein um jetzt noch mal einen zu machen

    Ich ging aus und betrank mich gründlich

    Am nächsten Morgen ging ich da runter und ließ mich
    mustern Ein Junge wurde ohnmächtig als sie ihm Blut
    abzapften Ich sah die Kanüle in meine Ader gleiten

    - 129 -
    und sah zu wie mein rotes Zeug in das Röhrchen lief
    und kam mir stark vor
    Dann sahen sie mir in den Arsch
    und dann ging ich rein zum Psychiater

    »Sie haben Ihre Unterhose verkehrt herum an« sagte
    er zu mir Ich stand auf und zog sie richtig herum
    an

    Er saß da und sah mich an
    »Was halten Sie von Picasso ?« »Anfangs« sagte ich
    »fand ich ihn ganz gut Jetzt nicht mehr«
    »Schreiben Sie oder malen Sie?«
    » Ja «
    »Ja was denn nun?«
    »Wie >ja was denn nun«?«
    Ich habe gefragt ob Sie schreiben oder malen«
    »Lassen
    Sie mich in Ruhe« sagte ich
    »Wurden schon Sachen von Ihnen veröffentlich? Bilder irgendwo ausgestellt?«
    »Nichts Nirgends«
    »Glauben Sie an den Krieg?« fragte er
    »Nein« sagte ich
    »Sind Sie bereit in den Krieg zu gehen?« fragte er
    »Nein« sagte ich
    » Warum verweigern Sie dann nicht den Kriegsdienst aus
    Gewissensgründen ?«
    »Weil ich mir nicht sicher bin
    ob es Gott überhaupt gibt« sagte ich
    »Nächsten Mittwochabend haben wir ein Meeting eine
    Party für Ärzte Schriftsteller und Künstler ich
    möchte daß Sie kommen ich lade Sie dazu ein werden
    Sie kommen?«

    - 130 -

    »Nein«

    »Na schon« sagte er »Sie brauchen nicht zu
    gehen«
    »Wohin ?« fragte ich »Zu Ihrer Party, oder in den
    Krieg?«

    »Beides« sagte er »Sie haben wohl nicht gedacht
    daß wir Sie verstehen wie?«

    »Nein«

    Er schrieb etwas auf ein Blatt Papier und faltete es
    und heftete es mit einer Büroklammer an meine Karte
    »Geben Sie das ab da hinten«

    Er hatte eine Menge Zeug geschrieben Unterwegs hob
    ich das gefaltete Stück Papier an und sah mal da rein
    aber alles was ich lesen konnte war
    »verbirgt hinter
    seinem Pokergesicht
    eine übergroße Empfindlichkeit«
    Das war mir neu
    Und dann schrie mich irgendein
    Typ in Uniform an »All right, Mann Uncle
    Sam will
    dich nicht haben«
    und ich ging hinaus in den wunder-
    schönen klaren Tag

    »Geht's in den Krieg?« fragte meine Zimmerwirtin
    »Nee« sagte ich »schwaches Herz«
    »Ach je« sagte sie »tut mir leid für Sie«
    Ich ging nach oben und goß mir einen kräftigen Drink
    ein

    - 131 -
    Schwaches Herz schwaches Herz schwaches Herz
    Hast du dich falsch verhalten? Vielleicht solltest
    du doch gehn Vielleicht solltest du direkt ins Trom-
    melfeuer reinmarschieren Ach was, Freund Sie haben
    dich abgelehnt Uncle Sam will dich nicht haben
    Du hast einen Knacks
    Ich lächelte und goß mir
    noch einen ein

    Ich weiß nicht mehr genau wann aber einige Zeit da-
    nach
    sitze ich in einem anderen billigen Zimmer

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