Der größte Verlierer der Welt
von Liszt, es
regnet weiter in Strömen,
aber sieh mal an,
da sitzt noch ein Mann
ganz allein im Regen
und hört zu.
Das Orchester bringt
sein Ding, der Mann
sitzt da am Abend
im Regen und
hört zu.
Die Leute werden
auf ihn aufmerksam,
sie drehen die Köpfe,
sehen zu ihm hin.
Der hat sie wohl
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nicht mehr alle, was?
Der ist tatsächlich hier
wegen der
Musik.
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Die bunten Vögel
Da wohnen zwei im Apartment-Hochhaus
nebenan, er verdrischt sie jede Nacht,
sie kreischt, und niemand geht dazwischen,
und am nächsten Tag seh ich sie dann
in der Einfahrt stehen, Lockenwickler im
Haar, die gewaltigen Arschbacken in ein Paar
schwarze Hosen gezwängt, so steht sie da
in der Sonne und sagt: »Verdammt noch mal,
24 Stunden hock ich da drin, ich komm
nie wohin!«
Dann kommt er heraus, stolz, der kleine
Matador, ein Eimer voll Scheiße, der Bauch
hängt ihm über die Badehose — kann sein,
daß er früher mal ganz gut ausgesehen hat,
möglich ist alles. Jetzt stehen sie beide
da, und er sagt: »Ich glaub, ich schwimm
mal ein paar Bahnen.«
Sie gibt keine Antwort. Er geht ans
Schwimmbecken und hechtet in das fischlose
sandlose Wasser, das Peroxid-Codein-Wasser,
und ich stehe am Küchenfenster, trinke
Kaffee und versuche dieses filzige ver-
stunkene Bild zu entwirren - man kann
schließlich nicht Tür an Tür mit Leuten
wohnen, ohne sich ein paar Gedanken
über sie zu machen. Jedesmal, wenn ich
die Klosettspülung betätige, können sie
es hören. Jedesmal, wenn sie ins Bett
steigen, kann ich sie hören.
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Bald danach geht sie rein. Dann kommt sie
mit zwei bunt gefiederten Vögeln in einem
Käfig wieder heraus. Ich weiß nicht,
was für welche es sind. Sie reden nicht.
Sie bewegen sich auch nicht viel. Es
scheint, als würden sie immer nur mit
den Schwanzfedern wackeln und scheißen.
Sie steht da und sieht auf die
beiden herunter.
Er kommt aus dem Wasser. Der kleine
Thunfisch, der kleine Matador,
käsig weiß, das Wasser tropft an ihm
herunter, die klatschnasse Badehose
klebt ihm an der Haut.
»Schaff diese Vögel ins Haus!«
»Aber die Vögel brauchen Sonne!«
»Ich hab gesagt, schaff die Vögel
ins Haus!«
»Aber die Vögel werden sterben!«
»Hast du nicht gehört?! Ich hab gesagt
SCHAFF DIESE VÖGEL INS HAUS!!«
Sie bückt sich, hebt den Käfig hoch,
ihre gewaltigen Arschbacken
in dieser schwarzen Hose
sehen mich todtraurig an.
Er geht hinter ihr rein
und knallt die Haustür zu.
Dann höre ich es.
BAM!
sie kreischt
BAM! BAM!
sie kreischt
dann: BAM!
und sie kreischt.
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Ich gieße mir noch eine Tasse Kaffee ein.
Komisch, denke ich, das ist ja was ganz
Neues. Sonst schlägt er sie immer nur
nachts. Eine Frau Tag und Nacht zu ver-
möbeln, das verlangt einen ganzen Mann.
Er sieht vielleicht nicht nach viel aus,
aber er ist einer der wenigen echten
Männer in dieser Gegend.
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Noch so ein lausiger Zehnprozenter
»Ich hab deinen Kram
gelesen«, sagte er. »Sehr
interessmmm . . .«, und sein
Kopf sackte ihm auf den
Tisch herunter und stieß
sein Weinglas um.
»Schaff diesen Strolch
hier RAUS!« schrie
meine Alte.
»Aber Mama«, sagte ich, »er
ist mein Agentl Hat ein
Büro am Plaza Squarel«
»Na leck mich am
Ärmel«, sagte sie.
Sie goß die Gläser wieder
voll, die Hälfte daneben,
alles schwamm.
»Ich habe bereits«, sagte er
und hob den Kopf, »Somerset Maahwn
vertreten, Ben Heck und
Thomas Carylillie.
Und wie du vielleicht schon
ganz richtig geschnallt hast:
meine Provision, Daddy-o,
beträgt zehn Prozent*.«
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Sein Kopf kippte
in Richtung
Fockschot.
»Ma?« fragte ich, »wer ist
Fockschot? . ..«
»Na Somerset Maaahm«, sagte sie,
»du Arschloch!«
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Dichterlesung
12 Uhr mittags
ein kleines College
nah am Meer
ich bin nüchtern
der Schweiß läuft mir
aus den Achselhöhlen
ein Tropfen fällt mir
von der Nase auf den Tisch
ich drücke ihn mit dem
Finger platt
Blutgeld Blutgeld
mein Gott, die müssen denken
mir macht das Spaß, so
wie all den anderen
dabei mach ich's nur
für Knete und Bier und
die Miete
Blutgeld
ich bin verklemmt, ich lese
beschissen, es ist mir peinlich
die Leute tun mir leid
ich bin ein Versager
ein Versager
eine Frau steht auf
geht raus
knallt die Tür zu
ein dreckiges Gedicht
jemand hat mir gesagt, ich soll
hier keine dreckigen
Gedichte lesen
- 110 -
zu spät
manche Zeilen kann
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