Der Große Basar: Roman
aufhört«, grunzte Curk, rollte sich auf die Seite und zog sich die Decke über den Kopf.
Aber Einarm fuhr fort, um das Lager herumzuschleichen, und hämmerte ohne Unterlass auf die Siegel ein, bis es schien, als würden ihre Funken gar nicht mehr erlöschen, und die dazwischen eintretenden Phasen der Dunkelheit nur einen Wimpernschlag dauern. Arlen betrachtete den Dämon in der schaurigen Beleuchtung und suchte nach Schwächen, aber er fand keine.
Schließlich richtete Curk sich auf. »Was zum Horc ist los mit diesem verrückten …« Seine Augen weiteten sich, als er einen deutlichen Blick auf Einarm erhaschte. »Das ist doch der Dämon von der Bresche, die letztes Jahr in die Stadtmauer gerissen wurde. Der einarmige Felsendämon, der sich an dem Jongleur Keerin rächen will, weil der ihn verstümmelt hat.«
»Er ist nicht hinter Keerin her«, berichtigte Arlen. »Er will mich.«
»Warum sollte er …«, hob Curk an, dann zeigte sich Verständnis in seinen Augen.
»Du bist es«, staunte er. »Der Junge aus Keerins Lied. Den er in jener Nacht gerettet hat.«
Arlen stieß ein Schnauben aus. »Keerin würde sich in die Hose scheißen, wenn er eine Nacht im Freien verbringen müsste.«
Curk gluckste in sich hinein. »Erwartest du von mir, dass ich glaube, du hättest der Bestie den Arm abgeschlagen? Dämonenscheiße!«
Arlen wusste, dass es ihm einerlei sein sollte, was Curk dachte, aber selbst nach so vielen Jahren wurmte es ihn, dass Keerin, ein erwiesener Feigling, den Ruhm für diese Tat eingeheimst hatte. Er drehte sich wieder zu dem Dämon um und spuckte aus, wobei sein Rotzfladen auf dem Schenkel das Horclings landete. Einarms Wut vervierfachte sich. Er grölte in ohnmächtiger Wut und prügelte noch wilder auf die Siegel ein.
Aus Curks Gesicht wich jede Farbe. »Bist du von Sinnen, Junge? Wie kannst du einen Felsendämon reizen?«
»Der hier war schon vorher gereizt«, stellte Arlen klar. »Ich zeige nur, dass das eine persönliche Angelegenheit ist.«
Curk fluchte, schlug mit einem Ruck seine Decken zurück und langte nach der Krucke. »Das ist die letzte Tour, die ich mit dir unternehme, du blöder Bengel! Jetzt ist an Schlaf gar nicht mehr zu denken!«
Arlen achtete nicht auf ihn, sondern fuhr fort, Einarm anzustarren. Hass und Ekel umgaben ihn wie eine Wolke aus Gestank, als er sich einen Weg ausmalte, wie er den Dämon töten konnte. Er hatte noch nie eine Waffe gesehen oder von einer gehört, die stark genug war, den Panzer eines Felsendämons zu durchdringen.
Nur eine zufällige Laune der Magie hatte den Arm abgetrennt, und Arlen hätte nicht sein Leben darauf verwettet, dass dieser Vorgang sich wiederholen ließe.
Sein Blick wanderte zu dem Karren. »Was denkst du, könnte ein Donnerstock ihn umbringen? Damit sprengt man immerhin festes Gestein.«
»Donnerstöcke sind kein Spielzeug, du dämlicher Bengel!«, schnappte Curk. »Was passiert, wenn man sie gegen einen Felsendämon einsetzt, weiß ich nicht, womöglich machen sie ihn noch wütender, wenn sie ihn nicht umbringen. Und falls du selbstmörderische Absichten hegst und es trotzdem ausprobieren willst, vergiss nicht, dass die Dinger nicht uns gehören. Wenn die Donnerstöcke bei Ablieferung gezählt werden und die Fracht nicht vollständig ist - auch wenn nur ein einziges Stück fehlt -, dann schadet das unserem Ruf mehr, als wenn wir die gesamte Fuhre verlieren würden.«
»Ich hab ja nur gefragt«, wiegelte Arlen ab, obwohl er mit einem sehnsüchtigen Blick nach dem Karren schielte.
Der nächste Tag verlief ruhig, während sie an der Südflanke des Mount Royal vorbeifuhren - der im Westen gelegenen Schwester von Mount Miln -, an dessen Ostseite es von kleinen Minenstädten nur so wimmelte. Doch die Anzahl der Wegweiser verringerte sich, während sie auf die Westseite zusteuerten, und die Straße bestand eigentlich nur noch aus tief in den Boden eingegrabenen
Radfurchen, die einen Pfad durch die Wildnis bahnten, von dem kaum eine Abzweigung wegführte.
Spät am Tage erreichten sie die Stelle, an der der Mount Royal an den nächsten Berg in der Gebirgskette stieß; dort stand auf einer großen Lichtung ein massiger, zwanzig Fuß hoher Siegelpfosten aus Zement. Die Siegel waren so groß, dass eine ganze Karawane in ihrem Bannbereich Schutz fand.
»Erstaunlich«, hauchte Arlen. »Es muss ein Vermögen gekostet haben, diesen Brocken zu gießen und hierherzuschaffen.«
»Was für uns ein Vermögen bedeutet, ist für Graf Brayan
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