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Der Große Basar: Roman

Titel: Der Große Basar: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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nicht mehr als ein Kupferheller«, meinte Curk.
    Arlen sprang von dem Karren und trat an den gewaltigen Siegelpfosten heran, um ihn zu inspizieren. Ihm fiel auf, wie festgestampft der Boden der Lichtung war, und an den Löchern und Dellen erkannte er, dass im Laufe der Jahre die hier lagernden Kuriere, Karawanenbegleiter und Siedler Hunderte von Feuergruben angelegt und massenhaft Pfähle in den Grund getrieben hatten. Auch jetzt war der Platz erst kürzlich benutzt worden, der Geruch von dem Lagerfeuer der letzten Nacht schwebte noch in der Luft.
    Während Arlen den Siegelpfosten untersuchte, bemerkte er ein am Sockel befestigtes Messingschild. Darauf stand: Mount Brayan .
    »Graf Brayan besitzt den ganzen Berg?«, fragte er.
    Curk nickte. »Als Brayan um Erlaubnis bat, hier oben Minen betreiben zu dürfen, lachte der Herzog ihn
aus und überließ ihm den verdammten Berg vom Fuß bis zur Spitze für ein Jongleurlied. Euchor wusste nicht, dass die Gräfin Mutter Cera, Brayans Ehefrau, in einem alten Geschichtsbuch einen Vermerk gefunden hatte, in dem von einer Goldmine auf dem Gipfel die Rede war.«
    »Mittlerweile dürfte ihm das Lachen wohl vergangen sein«, vermutete Arlen.
    Curk prustete durch die Nase. »Jetzt ist die Krone bei Brayan hoch verschuldet, und Mutter Ceras Arsch ist der einzige in der Stadt, in den Euchor sich nicht zu kneifen traut.« Beide lachten, und Arlen schickte sich an, den Pfosten hochzuklettern, um vom Wind angewehte Blätter und sogar ein frisches Vogelnest von den Siegeln zu kratzen.
    Es war eine kalte Frühlingsnacht, aber der Pfosten strahlte Hitze ab, die er den Dämonen entzog, die versuchten, seinen Schutzkreis zu durchbrechen. Die Wirkung der Bannzone schwächte sich ab, je weiter man sich von dem Pfosten entfernte, aber sie dehnte sich mindestens fünfzig Schritt in jede Richtung aus. Nicht einmal Einarm konnte ihnen etwas anhaben.
    Am nächsten Morgen quälten sie sich die gewundene Straße hoch, die sich dreimal um den gesamten Berg herumzog und immer schmaler, felsiger und kälter wurde, bevor sie Brayans Mine erreichte. Als sie sich um die Mittagsstunde einem großen Felsvorsprung näherten, durchschnitt ein schriller Pfiff die Luft. In dem Moment, in dem Arlen überrascht den Kopf hob, prallte genau zwischen ihm und Curk etwas gegen den Kutschbock
und bohrte sich durch das Holz wie die Kralle eines Felsendämons.
    »Das war nur ein Signal, um euch zu zeigen, dass wir es ernst meinen«, rief ein Mann und trat hinter dem Felssporn hervor. Er trug derbe Arbeitskluft und auf seinem Kopf saß ein Schutzhelm mit einer Fassung für eine Kerze, wie Minenarbeiter ihn benutzten. Ein über Mund und Nase gebundenes Tuch verdeckte die untere Hälfte seines Gesichts. »Der Bursche, der auf den Felsen dort hockt, kann mit seiner Armbrust einen Faden durch ein Nadelöhr schießen.«
    Arlen und Curk spähten nach oben und entdeckten tatsächlich einen Mann, der auf den Felsen kniete; sein Gesicht war ähnlich vermummt wie das seines Kameraden, und er zielte mit einer wuchtigen Armbrust auf sie. Eine zweite, gerade abgeschossene Waffe lag neben ihm.
    »Beim Horc!« Curk spuckte aus. »Ich wusste, dass so etwas passieren würde!« Er riss beide Hände hoch.
    »Er hat nur noch einen Schuss«, murmelte Arlen.
    »Mehr braucht er auch nicht«, brummte Curk zurück. »Aus dieser Nähe durchschlägt ein Armbrustbolzen selbst deine schicke Rüstung, als bestünde sie aus Schnee.«
    Sie konzentrierten sich wieder auf den Mann, der ihnen den Weg verstellte. Er war nicht bewaffnet, doch ihm folgten zwei Kerle mit gespannten Jagdbögen, und hinter ihnen marschierte ein halbes Dutzend kräftige Burschen mit Spitzhacken. Alle trugen Helme mit Kerzen und hatten sich Tücher vor die Gesichter geknotet.
    »Wir wollen euch nicht töten«, erklärte der Anführer der Banditen. »Wir sind keine Horclinge, nur Familienväter, die viele Mäuler stopfen müssen. Jeder weiß, dass ihr Kuriere im Voraus bezahlt werdet und eure eigenen Sachen auf euren Pferden festbindet. Ihr schirrt einfach nur eure Gäule ab, lasst den Karren stehen und zieht eures Weges. Wir nehmen nichts, was euch persönlich gehört.«
    »Ich weiß nicht«, krächzte einer der Spitzhackenträger und ging zu Arlen hin. »Vielleicht verzichte ich doch nicht auf diese polierte, mit Siegeln geschmückte Rüstung.« Er klopfte mit seiner Waffe gegen Arlens Brustplatte und zog eine zweite Schramme in den Stahl, direkt neben der, die Curk eingeritzt

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