Der Große Basar: Roman
verhallte bald.
»Es ist noch nicht zu spät, um seinem Beispiel zu folgen«, schlug der Anführer Arlen vor. »Hast du schon mal gesehen, wie ein Donnerstock einen Menschen zurichten kann? Das Ding, das du da in der Hand hältst, zerfetzt dich, dass nichts mehr von dir übrig bleibt, um bei deiner Beerdigung verbrannt zu werden. Deine schmucke Rüstung mit den feinen Siegeln würde von der Explosion zerrissen werden wie altes Papier.«
Mit einer Handbewegung deutete er auf den Pfad, den Curk genommen hatte. »Schwing dich auf dein Ross und mach, dass du fortkommst. Wenn du Angst hast, wir könnten dir was antun, behalte von mir aus diesen Donnerstock in der Hand.«
Aber Arlen hatte nicht vor, den Karren im Stich zu lassen. »Wer hat euch verraten, dass wir hier vorbeikommen
würden? War es Sandar? Wenn ich rauskriege, dass er gar kein gebrochenes Bein hat, werde ich es ihm brechen.«
»Es spielt keine Rolle, wer uns den Wink gegeben hat«, meinte der Bandit. »Keiner wird dir unterstellen, dass du deine Pflicht nicht erfüllt hast. Die Kuriergilde kann stolz auf dich sein, aber du hast das Spiel verloren. Was kümmert es dich, ob Graf Brayan einen Verlust einstecken muss? Er kann es sich leisten.«
»Graf Brayan interessiert mich nicht«, gab Arlen zu. »Aber ich halte meine Versprechen, und ich habe mich verpflichtet, diesen Karren mitsamt der kompletten Fracht zu einer seiner Minen zu bringen.«
Die Männer schwärmten aus, jeweils ein Bogenschütze und drei Kerle mit Spitzhacken postierten sich in beiden Richtungen auf der Straße. »Das werden wir aber nicht zulassen«, erklärte der Anführer der Bande. »Sobald du versuchst, den Karren in Bewegung zu setzen, erschießen wir dein Pferd.«
Arlen funkelte die Bogenschützen wütend an. »Wer auf mein Pferd schießt, ist tot. Verlasst euch drauf«, drohte er.
Der Bandit stieß einen langgezogenen Seufzer aus. »Was bringt uns dieses ganze Hin- und Hergezerre, außer, dass die Dunkelheit immer näher rückt?«
»Wie lange wollt ihr es hier draußen aushalten?«, fragte Arlen. Mit seinem Panzerhandschuh klopfte er gegen die zerschrammte Brustplatte. »Ich kann es in meiner ›schmucken Rüstung mit den feinen Siegeln‹ riskieren, auf die Dämonen zu warten.«
Er musterte die Banditen, die alle zu Fuß waren und nicht mal einen Rucksack bei sich hatten. »Ich denke, ihr müsst in den sicheren Bereich von Brayans Siegelpfosten zurückkehren, ehe es dunkel wird. Deshalb habt ihr Curk geraten, einfach weiterzureiten anstatt dort Rast zu machen, und auf diesem Weg braucht man zu Fuß bis dorthin mindestens fünf Stunden. Wenn ihr nicht früh genug aufbrecht, kommt ihr nicht mehr rechtzeitig an. Ist es das wert, sich für ein paar Kisten mit Donnerstöcken von den Horclingen töten zu lassen, wo ihr doch alle Familien zu versorgen habt?«
»Also gut, wir haben versucht, es dir leichtzumachen«, ächzte der Anführer. »Fed, erschieß ihn.« Rasch duckte sich Arlen hinter seinen Schild, aber der erwartete Aufprall blieb aus.
»Du hast gesagt, es werden keine Namen genannt, Sandar!«, brüllte der Armbrustschütze.
»Ist doch ohnehin egal, du Volltrottel, wenn du ihm einen Bolzen durch den Schädel jagst!«, schnauzte Sandar.
Arlen erschrak. Natürlich. Er hatte Sandar nie persönlich kennengelernt, aber jetzt ergab alles einen Sinn. Er nahm den Schild ein Stück zur Seite, damit er den Banditen sehen konnte. »Du hast den Beinbruch nur vorgetäuscht, damit du einen Tag früher losreiten und deine eigene Fuhre aus dem Hinterhalt überfallen konntest.«
Sandar zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Du wirst nicht mehr lange genug leben, um es jemandem auf die Nase binden zu können.«
Doch von oben kam immer noch kein Armbrustbolzen. Arlen wagte es, über den Rand seines Schilds zu peilen. Feds Hände zitterten, die Armbrust schwankte heftig hin und her, und schließlich ließ er die Waffe sinken.
»Verdammt nochmal, Fed!«, donnerte Sandar. »Nun schieß doch endlich!«
»Nuckel an einer Dämonentitte!«, brüllte Fed zurück. »Ich bin nicht hier, um einen Jungen zu erschießen. Mein Sohn ist ja älter als er!«
»Der Junge hätte doch abhauen können!«, fauchte Sandar. Ein paar der anderen Männer gaben zustimmende Grunzlaute von sich, einschließlich der Kerl, dem Arlen die Zähne ausgetreten hatte.
»Ist mir egal!«, schrie Fed. »›Kein Mensch kommt zu Schaden‹, hast du gesagt. ›Wir knapsen nur ein bisschen von dem ab, was irgend so ein
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