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Der Große Basar: Roman

Titel: Der Große Basar: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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sah ganz gewöhnlich aus, verfügte jedoch über eine verdeckte Stahlaufhängung, die die Höcker und Löcher der Straße so wirkungsvoll abfederte, dass die Passagiere und die Fracht kaum ein Holpern spürten und die empfindlichen Donnerstöcke nicht gerüttelt wurden. Während der Fahrt streckte Arlen den Kopf über die Seitenwand, um sich den Mechanismus anzusehen.
    »Lass das!«, schnauzte Curk ihn an. »Genauso gut könntest du ein Schild schwenken, auf dem steht, dass wir Donnerstöcke befördern.«
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Arlen und setzte sich wieder gerade hin. »Ich war bloß neugierig.«
    Curk grunzte. »Alle Adligen gondeln in so gut gefederten Luxuskarossen durch die Stadt. Es darf schließlich nicht sein, dass die seidenen Unterröcke irgend so einer hochwohlgeborenen Dame zerknittern, wenn die Kutsche einen Hüpfer macht, weil die Räder über einen Huckel in der Straße rollen, oder?«
    Arlen nickte und lehnte sich zurück; in tiefen Zügen sog er die Bergluft ein, während er den Blick über die Milneser Ebene schweifen ließ, die sich tief unten ausbreitete. Selbst seine schwere Rüstung fühlte sich leichter an, als die Stadtmauern hinter ihnen in der Ferne zurückblieben. Curk hingegen wurde zunehmend nervöser, maß jeden, der ihnen begegnete, mit misstrauischen
Blicken und strich dauernd mit der Hand über den Schaft seines Speers, den er sich griffbereit zurechtgelegt hatte.
    »Gibt es in diesen Bergen wirklich Banditen?«, erkundigte sich Arlen.
    Curk zuckte mit den Schultern. »Manchmal handeln Bewohner aus Minenstädten aus purer Verzweiflung, weil es ihnen an diesem und jenem mangelt, und an Donnerstöcken sind alle knapp. Nur eines dieser verfluchten Dinger kann einem Mann eine Woche Schwerstarbeit ersparen und kostet mehr als ein Städter in einem Jahr verdient. Wenn sich herumspricht, womit unser Karren beladen ist, gerät jeder Minenarbeiter in den Bergen in Versuchung, sich ein Tuch vor die Nase zu binden und sich zu vermummen.«
    »Gut, dass niemand Bescheid weiß«, meinte Arlen und legte eine Hand auf seinen eigenen Speer.
    Doch trotz ihrer plötzlich erwachten Bedenken verging der erste Tag ohne Zwischenfälle. Arlen fing an, sich zu entspannen, als sie die von Minenarbeitern benutzten Hauptwege hinter sich ließen und in weniger stark bereistes Gebiet gelangten. Als die Sonne sich dem Horizont zuneigte, erreichten sie einen allgemeinen Lagerplatz; ein Ring aus mit großen Siegeln bemalten Steinblöcken umgab ein Areal, in dem eine Karawane Platz gefunden hätte. Sie hielten den Karren an, schirrten die Pferde aus und fesselten ihre Vorderbeine. Dann prüften sie die Siegel, säuberten die Steine von Schmutz und Gesteinsschutt und frischten, wo es notwendig war, die Farbe auf.
    Nachdem ihre Siegel gesichert waren, ging Arlen zu einer der Feuergruben und schichtete Brennholz auf. Er holte ein Streichholz aus dem wasserdichten Kästchen in seiner Gürteltasche, riss die weiße Spitze mit seinem Daumennagel an und brachte es mit einem leisen, ploppenden Geräusch zum Brennen.
    Streichhölzer waren teuer, aber in Miln nichts Außergewöhnliches, und gehörten zur Standardausrüstung der Kuriere. In Tibbets Bach hingegen, wo Arlen groß geworden war, hatten sie einen Seltenheitswert, waren hoch begehrt und wurden nur für Notfälle aufbewahrt. Lediglich der alte Vielfraß, dem der Gemischtwarenladen gehörte - und die Hälfte des Ortes obendrein -, konnte es sich leisten, seine Pfeife mit Streichhölzern anzuzünden. Jedesmal, wenn Arlen ein Streichholz entflammte, durchrieselte ihn deswegen immer noch ein leiser, ehrfürchtiger Schauer.
    Bald flackerte ein munteres Feuer, auf dem er in einer Pfanne Gemüse und Würste briet; derweil saß Curk mit dem Kopf gegen seinen Sattel gestützt da und nuckelte an einer Tonkrucke, deren Inhalt mehr nach dem Desinfektionsmittel einer Kräutersammlerin stank als nach etwas, das sich für den menschlichen Verzehr eignete. Als sie ihre Mahlzeit beendet hatten, war es stockfinster geworden, und die ersten Dämonen tauchten auf.
    Nebel drang aus unsichtbaren Poren im Boden, verbreitete einen ranzigen Gestank und verdichtete sich langsam zu scheußlichen, dämonischen Gestalten. Im kalten Hochgebirge gab es keine Flammendämonen,
aber Winddämonen erschienen zuhauf, auch ein paar gedrungene Felsendämonen - nicht größer als ein hochgewachsener Mann, aber dreimal so schwer, schiere Muskelpakete unter einem dicken Plattenpanzer. Ihre

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