Der große Bio-Schmaeh
Der Biotech-Goliath berichtet über seine internationalen Standorte in den USA sowie in Europa und betont die moderne Labortechnologie, die zum Einsatz kommt. Hubbard gehört zu Groupe Grimaud, einem weltumspannenden Giganten der Biotechnologie, Pharmazie und genetischen Selektion bei Tieren. Auf der Firmenhomepage erfuhr ich, dass den Ingenieurinnen und Ingenieuren neueste Computeranlagen zur genetischen Analyse ihrer – Zitat: »Elite-Zuchttiere« – zur Verfügung stehen. Ganz besonders nobel sei es, so der Konzern, dass seine Zuchtlinien weißes Fleisch aufweisen, das sich besser vermarktet, obwohl die Farbe weder etwas über die Qualität, noch über den Fettgehalt aussagt. Die Hühnerdesigner geben an, zu den Anbietern der kommerziell ertragreichsten Rassen zu zählen. »Und das ist nur der Anfang unserer laufenden Innovationen in der Entwicklung neuer Sorten«, heißt es weiter. Wer mehr wissen möchte, kann sich an die Hubbard-Niederlassungen in Holland oder Frankreich wenden, die für den österreichischen Markt zuständig sind. Leider hat die Philosophie der »Elite-Rassen« auch ihre Schattenseiten, wenn marktwirtschaftliche Kriterien bei der Zuchtwahl im Vordergrund stehen. »Viele unserer Tiere humpeln«, berichtete einer der Mäster, die ich besuchte. Wie bei allen auf Leistung gezüchteten Rassen, so können auch bei den Bio-Hühnern gesundheitliche Beeinträchtigungen beobachtet werden. Schwachstellen sind vor allem das Herz-Kreislaufsystem und der Stützapparat. »Der Bewegungsmangel begünstigt noch dazu das Auftreten von Beinfehlern und Lahmheiten«, ergänzte der Nutztierwissenschaftler und Universitätsdozent Dr. Werner Zollitsch von der Universität für Bodenkultur in Wien.
Nicht nur alle Masthühner des Bio TM -Massenmarktes stammen aus den Händen eines der Global Player im Biotech-Business. Wann immer ich Legebetriebe besuchte, die von den Bio-Marken der Supermärkte und Discounter unter Vertrag gestellt worden waren, stieß ich auf die selben Legehennen, die der Hybridherkunft »Lohmann Brown Classic« zuzuordnen sind. Der internationale Lohmann-Konzern mit Sitz in Deutschland ist mit einem seiner zahlreichen Schwesterkonzerne auch im pharmazeutischen Geschäft mit Impfstoffen vertreten. Er verfügt über Produktionsstandorte und Tochtergesellschaften in allen Regionen der Erde, wie sich der Homepage der Firma entnehmen lässt. Der Konzern gilt als Weltmarktführer der Legehennen-Technologie. Die zentralen Biotech-Labore befinden sich außer in Deutschland auch in Kanada und in den USA. »Für jeden Markt das richtige Ei«, so lautet der Leitspruch bei Lohmann. Deswegen können die Kunden aus acht verschiedenen Hybridhuhntypen wählen: LSL-Classic, LSL-Lite, LSL-Extra, Brown-Classic, Brown-Lite, Brown-Tradition, Brown-Silver und Brown-Sandy. Der Typus Brown-Classic, den ich während meiner Recherchen in sämtlichen Bio-Ställen antraf, dominiert alle Eiermärkte der Welt, ganz egal ob biologische oder konventionelle 14 . Dies liegt wohl an der besonders hohen Leistung, die von Lohmann herausgestrichen wird. Eine solche Biotech-Henne weist während der »Produktionsspitze« eine Legeleistung von 95 Prozent auf. Sie legt also an 95 von 100 Tagen ein Ei. Das entspräche pro Henne, so die Angaben des Konzerns, einer »Produktionsmasse« von mehr als 20 Kilogramm Ei-Masse in zwölf Monaten. Danach haben die Tiere ihre Dienste für die Industrie getan, werden verladen und dem bereits dargestellten Todeskarussell zugeführt. Lohmann bietet eben eine »breite Palette an wettbewerbsfähigen Tieren an«, so die Werbetexte. Der Typus Classic-Brown ist laut dem Konzern für alle Haltungsformen geeignet: Bio- und Freilandhaltung, Bodenhaltung, Käfighaltung und Kleingruppenhaltung 15 . Die männlichen Küken dieser Serie lassen sich außerdem anhand ihrer Flügelfedern besonders einfach von den weiblichen unterscheiden und der maschinellen Tötung zuführen – auch auf schnellen Fließbandanlagen.
Bio TM -Werbeillusionen rund ums Geflügel
Nichts aus der Hühner-Realität, über die ich Ihnen auf den vergangenen Seiten berichtet habe, eignet sich für den großen Kundenfang, schon gar nicht unter Bio-Konsumentinnen und Bio-Konsumenten. Zur Herstellung von »Informationsfilmen« schicken die Konzerne des Lebensmittelhandels ihre Kameras daher bevorzugt zu sorgfältig ausgewählten und werbetauglichen Betrieben. Oft sind diese nicht repräsentativ oder die Kameraführung wird einer Art Werbezensur
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