Der große Bio-Schmaeh
von Spar Österreich erklärte einem Reporter von Global 2000, Regionalität spiele auch für
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eine wichtige Rolle 25 . »Wir versuchen immer, den österreichischen Produkten den Vorzug zu geben«, erklärte die Managerin und demonstrierte damit die radikale Verkürzung des Regionalitätsbegriffes auf »Made in Austria«. Knoblauch aus Argentinien, Zitronen aus Südafrika, Zwiebel aus Ägypten, Äpfel aus Südeuropa oder Paprika aus Israel zu beziehen, scheint darüber hinaus für
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mit den eigenen Regionalitätsbemühungen ohne Weiteres vereinbar zu sein.
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hat Regionalität sogar zu einer der acht Grundsäulen des Unternehmens gemacht. Die Bio-Marke des Hofer-Konzerns schreibt auf der eigenen Homepage 26 :
»Regionalität bei Zurück zum Ursprung bedeutet, dass alle für die Herstellung eines Lebensmittels wertgebenden Bio-Zutaten und Bio-Rohstoffe, wie zum Beispiel auch Futtermittel und Saatgut, nicht nur aus biologischer Landwirtschaft stammen, sondern auch österreichischer Herkunft sind.«
Schon ein flüchtiger Blick ins Kühlregal bei Hofer offenbart, dass diese Behauptung nicht stimmen kann: Mango-Trinkmilch, Feigen-Joghurt und Mango-Orangen-Joghurt sind für aufmerksame Konsumentinnen und Konsumenten die ersten Hinweise auf den internationalen Rohstoffbezug bei
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. »Aus EU-Landwirtschaft« oder sogar »Aus nicht-EU-Landwirtschaft«, so offenbart das Kleingedruckte auch auf anderen Produktverpackungen. Allein im Milchsortiment von
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ist unter den Herkunftsländern der Zutaten beinahe der gesamte Globus vertreten. Der »Bio-Bergbauern-Trinkgenuss« und das »Bio-Bergbauern-Joghurt«, von denen Hofer achtzehn verschiedene Sorten führt, beinhalten unter anderem folgende Zutaten: Erdbeerpüree und Apfelstücke aus Polen; Heidelbeeren aus der Ukraine; Weichseln, Haselnüsse und Feigen aus der Türkei; Brombeeren aus Serbien; Preiselbeeren aus Schweden; Himbeerpüree und Heidelbeerpüree aus Polen; Mangos aus Indien; Limettensaft aus Brasilien; Zitronen aus Spanien; Vanilleextrakt aus Madagaskar; Nelkenpulver aus Tansania, Indien und Indonesien; Zitronensaftkonzentrat aus Argentinien; Traubensaftkonzentrat aus Italien; Orangenpüree und Orangensaftkonzentrat aus Italien sowie rotes Johannisbeersaftkonzentrat, Aroniasaftkonzentrat und Holundersaftkonzentrat aus Polen. Die »Waldbeeren« von
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sind polnische Püreemischungen aus Himbeeren, Erdbeeren und Heidelbeeren. Dass verarbeitete Früchte, Fruchtpürees, Konzentrate und Trockenkräuter in den Milchprodukten der Supermärkte aus der halben Welt importiert werden – je nachdem, wo gerade große Mengen zu günstigen Preisen verfügbar sind –, ist nichts Ungewöhnliches. Die meisten österreichischen Bio TM -Marken (und auch die konventionellen) werden dabei von der Agrana Fruit Austria GmbH mit Fruchtimporten versorgt. Dennoch werden die PR-Abteilungen nicht müde, den Regionalitätsbegriff zu bemühen.
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ist insofern ein Härtefall, als die Marke auf ihrer Homepage ausdrücklich die österreichische Herkunft aller wertgebenden Zutaten verspricht. Heidelbeeren in Heidelbeerjoghurts sind wertgebend für das Produkt, daran kann kein Zweifel bestehen. Dasselbe gilt für »Waldbeeren« in Waldbeer-Milchgetränken, Äpfel in Apfeljoghurts und so weiter. Anstatt den Konsumentinnen und Konsumenten gegenüber ehrlich zu sein, setzt sich die Fehlinformation im Regionalitätsmarketing von
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fort. Auch die Zusicherung, sämtliches Saatgut, das für die Bio-Markenprodukte von Hofer verwendet werde, käme aus Österreich, entpuppte sich als nicht zutreffend. Als ich den größten Produktionsbetrieb von Fruchtgemüse für
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besuchte, erfuhr ich, dass dort fast alle Jungpflanzen aus den Niederlanden oder aus Deutschland bezogen werden. Außerdem stammte in den Erzeugerbetrieben, die ich mir ansah, der Großteil des Saatgutes für Feldgemüse wie Kohlrabi, Lauch, Karotten oder Zwiebel, aus den Niederlanden. Auch diese Information gilt für sämtliche Bio-Marken heimischer Lebensmittelkonzerne. Saatgut und Jungpflanzen aus den Niederlanden stehen in großen Mengen und zu günstigen Konditionen zur Verfügung. Die niederländischen Pflanzenzuchtkonzerne gehören weltweit zu den Anbietern der ertragreichsten und leistungsstärksten Hybridsorten. Sie exportieren Saatgut, genauso wie Jungpflanzen, in die ganze Welt. Daran ist
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