Der große Bio-Schmaeh
übrigens ohne Überprüfung verlässt, beziehen sich auf den gesamten Betrieb, selbst dann, wenn nur auf einem Teil der Flächen für die Hofer‘sche Bio-Marke produziert wird. Denkbar wäre aber auch ein Szenario, in dem ein Bio-Bauer auf einer bestimmten Fläche Monokulturen für den Massenmarkt betreibt und auf einer anderen womöglich in Mischkultur Gemüse für den ökologischen Nischenmarkt oder die Direktvermarktung anbaut. Die Produkte aus solchen Mischkulturen würden nie in Supermärkten landen. Dennoch würden sie die Biodiversitätswerte für das Bio-Marketing von Hofer verbessern. Dasselbe gilt für besondere Landschaftselemente wie Trockensteinmauern, Feuchtbiotope, Ökobrücken, Streuobstwiesen, ja sogar Bauerngärten, die allesamt möglicherweise nichts mit der Produktion für
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zu tun haben, sondern zu anderen Betriebszweigen oder zum Privatleben der Familie zählen.
Der ökologische Fußabdruck – ein gänzlich anderes Konzept
Durch werbewirksame Angaben zu Wasserverbrauch, Artenvielfalt oder Treibhausgasemission entsteht unter Konsumentinnen und Konsumenten häufig der Eindruck, es handle sich um Berechnungen des inzwischen bekannt gewordenen sogenannten »ökologischen Fußabdrucks«. Dieser Fehlschluss scheint von manchen Bio-Marken durchaus beabsichtigt. So behauptet beispielsweise
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auf der unternehmenseigenen Homepage, bei den Angaben zu Wasser, Treibhausgasen und Biodiversität auf den Verpackungen, handle es sich um die Ausweisung des ökologischen Fußabdrucks der Produkte 21 . Man schreibt sich sogar auf die Fahnen, mit dem Ökofußabdruck einen »neuen Meilenstein« gesetzt zu haben, wie man auf der Homepage lesen kann. Doch die auf den vorangegangenen Seiten beschriebenen Berechnungen der Bio-Marke von Hofer sind nicht dazu geeignet, als Angaben zum ökologischen Fußabdruck gewertet zu werden. Dieses Modell ist gänzlich anderer Natur.
Was ist der ökologische Fußabdruck?
Es begab sich im Süden Österreichs, dass die Betreiberin einer ökologisch bewirtschafteten Gartenanlage eines Kulturzentrums auf die Idee kam, ihren eigenen ökologischen Fußabdruck real abzubilden, nachdem sie in der Literatur auf dieses von Mathis Wackernagel und William Rees begründete Konzept gestoßen war. Dazu berechnete sie zunächst ihren Energieverbrauch, den Verbrauch natürlicher Ressourcen, ihren Kohlendioxidausstoß. Sie analysierte ihre Ernährungs- und Lebensgewohnheiten und bezog eine Reihe von Parametern ein, die zwingend zu dem Konzept gehören. Nach Abschluss der Berechnungen wurden rund um den großen Garten farbige Marksteine gesetzt, die durch einen schmalen Fußpfad miteinander verbunden wurden. Die Besucher konnten nun von Markierung zu Markierung wandern. Die Fläche, die sie auf diesem Weg umrundeten, war der persönliche ökologische Fußabdruck der Ökogärtnerin. Er wurde dadurch begehbar, erfahrbar. Der ökologische Fußabdruck ist also eine Flächeneinheit. Seine Kenngröße ist der globale Hektar (gha). Dieser drückt die Fläche aus, die jemand aufgrund seines oder ihres aktuellen Lebensstils auf der Erde beansprucht. Je verschwenderischer wir leben, desto größer fällt unser Fußabdruck aus.
Der ökologische Fußabdruck ist die Fläche, die ein Mensch, eine Familie oder eine sonstige Gemeinschaft auf der Erde beansprucht, um den aktuellen Lebensstandard zu halten. Der globale Hektar (gha) ist die Maßeinheit dafür.
Die Ausmaße der ökologischen Fußabdrücke von Menschen sind weltweit keinesfalls gleich verteilt. Der durchschnittliche Fußabdruck eines Europäers beträgt knapp fünf globale Hektar. In den USA bringt man es auf durchschnittlich etwa zehn, in Australien beansprucht man etwas mehr als sieben Hektar pro Kopf. Da die Erde nur begrenzt mit Ressourcen aufwarten kann, müssen die einen kürzertreten, wenn die anderen zu viel verprassen. In Bangladesch zum Beispiel müssen sich die Menschen mit 0,5 globalen Hektar zufriedengeben, in Mosambik mit 0,6 und in Nepal und Kongo ebenfalls. Äthiopien bringt es auf 0,7 und Indien auf knappe 0,8 globale Hektar pro Person. Relevant werden diese Zahlen erst, wenn man die Fläche kennt, die ein Mensch rein rechnerisch beanspruchen dürfte, damit die Ressourcen des Planeten unter den Erdenbürgerinnen und Erdenbürgern gleichmäßig verteilt sind: Es sind 1,8 globale Hektar. Die Länder des Südens liegen also deutlich unter dem Wert, der ihnen theoretisch zusteht, während die
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