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Der große Bio-Schmaeh

Titel: Der große Bio-Schmaeh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens G Arvay
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nichts auszusetzen. Das irreführende Versprechen von
Zurück zum Ursprung
über den angeblich ausschließlich österreichischen Saatgut- und Rohstoffbezug verwunderte mich allerdings sehr, da Transparenz zu den wichtigsten Marketingschlagworten des Unternehmens zählt.
Natur*pur und die »biologische Ursprungsgarantie«
    Es gehört schon seit langer Zeit in die Trickkiste des konventionellen Lebensmittelhandels, mit persönlichen Namen und Unterschriften auf Verpackungen den Eindruck besonderer Vertrauenswürdigkeit erwecken zu wollen. Auf diesen Zug ist auch der Spar-Konzern mit seiner Bio-Marke
Natur*pur
aufgesprungen. Auf der Homepage von Spar Österreich fand ich folgende Angabe 27 :
    »Die biologische Ursprungsgarantie: Auch die Bio-Bauern selbst garantieren für die reine, biologische Qualität der Natur*pur-Produkte. Stellvertretend für seine Region steht der Bio-Bauer auf den SPAR Natur*pur-Packungen mit seiner Unterschrift für die Herkunft der Produkte und die ehrliche, biologische Landwirtschaft.«
    Im Herbst 2011 begab es sich, dass ich mich auf die Suche nach einem gewissen Joe 28 machte. Seinen Namen sowie seinen Wohnort hatte ich mir in einer Wiener Filiale von Spar notiert. Beides war auf Verpackungen von Natur*pur-Produkten angegeben 29 . Laut dieser Aufdrucke fungiere Joe für sieben Produkte als Bürge: »Stellvertretend für die Bio-Bauern, die Rohstoffe für dieses Produkt liefern, garantiere ich für die biologische Herkunft dieses Naturproduktes und die Bewirtschaftung der Höfe im Einklang mit der Natur.« Darunter war Joes Unterschrift angebracht.
    Auf der Suche nach dem Bauern verschlug es mich in einen entlegenen Winkel Österreichs. Ich hielt vor einem alten Landhaus an. »Entschuldigen Sie bitte«, rief ich über den Holzzaun. »Ich suche Joe. Wissen Sie vielleicht, wo er wohnt?« Der Mann nahm seine Hand wieder von der Motorsäge, die er gerade starten wollte. Er klappte seinen Gesichtsschutz hoch und beschrieb mir den Weg. Es war ein ungewöhnlich warmer Tag für die herbstliche Jahreszeit. Der Himmel war stahlblau und wolkenlos. Schließlich stand ich vor Joes Haus. Ich war kurz davor, den Bauern kennenzulernen, der in einem Bungalow mit städtischem Flair und englischem Rasen wohnte. Ich näherte mich der Eingangstüre und drückte auf den Klingelknopf. Die Tür öffnete sich. Es stellte sich heraus, dass der freundliche Joe zeitlebens ein Angestellter gewesen und einer Vollzeitarbeit nachgegangen war. Inzwischen Pensionist, war er stets nur als Nebenerwerbslandwirt tätig gewesen. »Wie ist Ihre Unterschrift auf die Verpackungen der Natur*pur-Produkte gekommen?«, fragte ich. Das sei so passiert, wurde mir geschildert: Irgendwann sei man mit dem Anliegen an Joe herangetreten, ihm eine eigenhändige Unterschrift abnehmen zu dürfen. Es hieß, diese Unterschrift solle auf die Verpackungen von Produkten gedruckt werden, die unter anderem Soja enthalten. Joe baut nämlich Soja an. Ob er, Joe, sagen könne, ob seine Sojabohnen in dem Produkt verarbeitet seien oder ob er wisse, woher das restliche Soja komme. Beides konnte der Bürge nicht beantworten. Das eigentlich Bemerkenswerte aber ist: Die Produkte, auf denen Joes Unterschrift abgedruckt ist, beinhalten zahlreiche andere wertgebende Rohstoffe als bloß Soja. Es sind Erzeugnisse, die nicht aus Joes Region stammen. Ob er wisse, wo die übrigen Zutaten herkämen, wollte ich wissen. Nein, auch das wusste er nicht.
    Bei den Zutaten handelt es sich unter anderem um Zuckererbsen, verschiedene Gemüsearten, Indianerbohnen, Grünkern, Tomatenpulver, Nährhefen und Maltodextrin 30 , Kräuter, Zwiebeln sowie Oliven, Chili, Curry und Ananas. Diese Rohstoffe stammen aus unterschiedlichen Ländern der Erde.
    Folgende Fragen sollten nicht Joe, sondern gleich direkt den Verantwortlichen von
Natur*pur
gestellt werden:
Wie kann ein Nebenerwerbsbauer aus Österreich »stellvertretend für seine Region« die Herkunft von Zutaten garantieren, die aus unterschiedlichen Ländern der Erde stammen und über deren Ursprünge er nichts wissen kann?
Wie kann dieser Landwirt unter den genannten Bedingungen für den biologischen Anbau dieser Zutaten »im Einklang mit der Natur« bürgen, ohne die betreffenden Bauern zu kennen?
Und überhaupt: Was soll der Begriff »Einklang mit der Natur« eigentlich genau bedeuten – noch dazu auf Industrieverpackungen?
    EU-Biozeichen
    Achten Sie beim EU-Biozeichen stets auf die Zusatzangaben zur Herkunft der

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