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Der große Bio-Schmaeh

Titel: Der große Bio-Schmaeh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens G Arvay
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wären, weniger Nahrung weggeworfen wird. Wer den österreichischen Dokumentarfilm »We feed the World« gesehen hat, weiß, dass allein in Wien jeden Tag so viel frisches Brot entsorgt wird, wie in Graz, der zweitgrößten Stadt Österreichs, täglich konsumiert wird. Viele Tonnen von Obst, Gemüse, Eiern und Fleisch landen jedes Jahr in den Mülltonnen, weil sie optisch nicht den Ansprüchen des Handels entsprechen, die logistischen Standardvorgaben nicht erfüllen oder sonstige »Schönheitsfehler« aufweisen. Solche Waren können qualitativ völlig in Ordnung sein. In den Müllräumen der Supermärkte stapeln sich jeden Abend nicht nur konventionelle, sondern auch biologische Lebensmittel, die noch genusstauglich sind. Nein, wir haben keinen Lebensmittelmangel! Wir leben – ohne jeden Zweifel – mit einer Überschussproduktion an Lebensmitteln. 90 Eine angepasste, ökologische Produktion wäre allemal im Stande, uns Menschen zu ernähren.
    Aber wer soll die Versorgung mit Lebensmitteln für die Zukunft sicherstellen? Sind nicht zentrale Konzerne und Bündelungsbetriebe als Einzige in der Lage dazu?
    Apropos Zukunft der Menschheit: Ein dezentrales, reich strukturiertes Versorgungsnetzwerk ist wesentlich krisensicherer als der zentral diktierte Massenmarkt. Gerade, wenn es um die Sicherstellung unserer Ernährung geht, werden wir nicht umhin kommen, ein System aufzubauen, das eben
nicht
von wenigen Großversorgern, ihren kommerziellen Interessen und ihrer enorm energie- und technologiebasierten Wirtschaftsweise abhängt. Dezentrales Öko-Marketing, das vor allem von regionalen Klein- und Mittelbetrieben getragen wird, ist nicht nur sicherer, sondern ist auch in der Lage, die Vielfalt an Lebensmitteln, Sorten und Rassen zu erhalten. Nur so ist es möglich, einen genetischen Pool, ein Reservat zu schaffen, in dem das zehntausend Jahre alte Menschheitserbe, die Landwirtschaft, überleben kann. Es gäbe wieder mehr Bauern, die ihr vielfältiges Können und Wissen einbringen würden. Politik und Pädagogik könnten sich der spannenden Herausforderung widmen, den Berufsstand »Bauer« wieder attraktiv zu machen, weil es dann für Landwirtinnen und Landwirte eine Zukunft gäbe. Anstatt einer Handvoll industrieller Backgoliaths hätten wir zum Beispiel wieder viele, individuelle Regionalbäckereien. Es fänden mehr Menschen Arbeit in der Landwirtschaft und in der Lebensmittelherstellung. (Dass Industrialisierung zu einem Abbau an Arbeitsplätzen führt, wurde bereits im Kapitel über Milchverarbeitung verdeutlicht.) Die Zukunft unserer (biologischen) Nahrungsmittel ist dezentral.
Machen wir die Lebensmittelproduktion krisensicher!
    Welche Reaktionen erwarten Sie seitens der Supermärkte und Discounter auf Ihr Buch?
    Diese Frage, die schon im Vorfeld häufig an mich herangetragen wurde, ist schwer zu beantworten. Kritische Bücher – oder, wenn man sie so nennen will: »Schwarzbücher« – werden naturgemäß von den betroffenen Konzernen nicht gerade mit Freude aufgenommen, da sie ihr mühsam aufgebautes Image untergraben. Dennoch sind solche Bücher im Sinne des
Konsumentenschutzes
als wichtig zu betrachten. Es ist schon vorgekommen, dass Autorinnen und Autoren kritischer Literatur persönlich angegriffen und diffamiert wurden, so als würden ihre menschlichen »Fehler« irgendetwas an der Richtigkeit ihrer Aussagen ändern. Man nennt das dann »Schmutzkübelpropaganda«. Aber Hand aufs Herz: Den Vertretern unserer Bio-Marken traue ich persönlich ein deutlich höheres Niveau zu. Wie wird man also reagieren? Das frage ich mich auch. Wird man die Fehlaussagen, beispielsweise im Internet, bereinigen und so tun, als wäre nichts gewesen?
    Zwei
Beispiele
: Kann man etwas, das gar kein ökologischer Fußabdruck ist, auch in Zukunft im Marketing noch als solchen bezeichnen? Können Apfelchips, die in Slowenien hergestellt werden, weiterhin »Apfelchips aus der Steiermark« sein? Ich denke nicht. Werden solche irreführenden Aussagen vielleicht als »ganz und gar unbeabsichtigte und versehentliche Ausrutscher« heruntergespielt werden? Wie viel »unbeabsichtigte« Desinformation kann man sich leisten, bevor das Ganze nach
System
aussieht? Möglicherweise wird man dieses Buch auch nach außen hin völlig ignorieren und so tun, als fühle man sich nicht betroffen. Eventuell wird man mit vermehrter medialer Aktivität antworten. Wir könnten dann in Medienbeiträgen
noch
mehr Hühner streichelnde Bauern präsentiert

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