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Der große Blowjob (German Edition)

Der große Blowjob (German Edition)

Titel: Der große Blowjob (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mattei
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statt ihnen einzuhämmern, dass ihre natürlichen Instinkte für’n Arsch sind?» Tja, die Agentur hätte im Handumdrehen einen Kunden weniger, und ich könnte mir einen neuen Job suchen. Also halten wir schön still, bejubeln und beklatschen diese sogenannten Innovationen sogar, die uns als Menschen zugrunde richten, und deswegen sage ich, dass der Quatsch, den andere mit dem Begriff Spätkapitalismus erklären, tatsächlich eine Art Wahn ist, ein Wahn, der in den schleichenden, dabei nicht mal tragischen kollektiven Suizid der Menschheit münden wird.
    Und das ist eine gute Sache. Verstehe.
    Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, und für das informative, unterhaltsame Gespräch.
    Ja, danke gleichfalls! Du bist wirklich ein kluger Typ und ein sehr interessanter Mensch.
    Nein, nein. Du bist das!
    Als ich schließlich von meinem Bildschirm aufblicke, ist der Himmel schon fast taghell. War es der Morgen am Tag danach oder der Nachmittag des Vortages? Ich wusste es nicht. Die leere Flasche Belvedere-Wodka auf meinem Schreibtisch ließ stark darauf schließen, dass ich getrunken hatte. Und meine tiefe innere Ruhe bei der Aussicht auf einen weiteren Tag auf Erden ohne feste Nahrung, aber mit einem Halbständer ließ nur den Schluss zu, dass ich all meine Pillen eingenommen hatte.

2.12
    Barrys Büro befindet sich im vierzehnten Stock. Die Personaltante und ich haben vereinbart, uns um neun dort zu treffen. Sie hat mich heute Morgen um halb acht angerufen, dass es nicht gut aussähe, und ich habe bloß geduldig zugehört und dann aufgelegt, ohne ihr zu sagen, dass ich die Sache mit Barry unter vier Augen besprechen werde, weil sie bei diesem Gespräch ein Störfaktor wäre.
    Ich war früh dran und ging direkt zur Personaltante, die ihr Büro wie das gesamte Top-Management im vierzehnten Stock hatte. Wobei ich mir bei den seltenen Besuchen hier oben nie den Hinweis verkneifen konnte, dass es in Wirklichkeit der dreizehnte Stock war, egal wie sie ihn nannten. Die Kreativen waren im dritten und vierten Stock untergebracht, Buchhaltung und Planung waren im fünften, sechsten und siebten. Auf der Acht arbeiteten die Produktioner. Die Stockwerke neun, zehn, elf und zwölf wurden früher ebenfalls von Tate genutzt, aber im Zuge der Schrumpfkur der letzten drei Jahre geräumt. Sir Weasel, der Eigentümer der Holdinggesellschaft, der wir gehören, hat uns gezwungen, die leeren Räumlichkeiten weiterzuvermieten. Von diesem undurchsichtigen Karnickelstall aus operierte nun ein Haufen zweifelhafter Gestalten – zwielichtige Rechtsanwälte, eine auf Internetbetrug spezialisierte Versicherung mit Hauptsitz in Rumänien und eine kleine Firma, die, glaube ich, mit Außenwerbung zu tun hat und ungenutzte Werbeflächen vermietet.
    Die Personaltante starrt auf den Bildschirm ihres PC s, als ich in ihr Büro komme. Sie sitzt seltsam verdreht da, angespannt irgendwie, woraus ich schließe, dass sie schlechte Laune hat.
    «Eric», sagt sie. «Danke, dass Sie schon so früh hier sind.» Dann erkläre ich ihr, dass ich mich mit Barry lieber unter vier Augen unterhalten würde, es tue mir ohnehin leid, sie in die Sache mit reingezogen zu haben, und dass ich Barry die Gelegenheit geben will, ungestört Hackfleisch aus mir zu machen, ohne irgendwelche Beißhemmungen, nur weil sie dabei ist.
    «Beißhemmungen? So etwas kennt Barry nicht», entgegnet sie völlig zu Recht. Barry Spinotti ist ein Werber alter Schule aus Brooklyn, mit andern Worten ein tollwütiger Pitbull, das weiß jeder. Das mag ich an ihm. Was ich an ihm noch gut finde: Er ist fleischig, trägt billige Anzüge von Today’s Man auf der Lexington Avenue und verdrückt immerzu stinkendes Essen an seinem Schreibtisch.
    «Na schön, ich will ehrlich zu Ihnen sein», sage ich, als wollte ich neue Informationen liefern, was ich aber nicht vorhabe. «Barry mag mich nicht, das wissen Sie so gut wie ich. Unser Gespräch wird ziemlich hässlich, das müssen Sie sich nicht unbedingt antun, finde ich. Möglich, dass er mir mit Entlassung droht, oder damit, Sir Dweezil anzurufen, damit der das erledigt. Ich möchte Ihnen gern ersparen, da zwischen die Fronten zu geraten. Damit Sie sich nicht zwischen Ihrem Boss und Ihrer Loyalität zu und Freundschaft mit mir entscheiden müssen.»
    Sie sieht mich sonderbar an, vielleicht überrascht es sie, aus meinem Mund zu hören, dass wir Freunde sind, sie und ich, vielleicht ist sie auch befremdet, weil sie mich in keiner Weise als Freund

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