Der große Blowjob (German Edition)
stellt, um das Geschrei der Nachbarn in der Wohnung nebenan auszublenden. Er sirrt los, sobald Barry auf einen Knopf an der Oberseite drückt und den Rauch in Richtung der runden Öffnung pustet, wo er mit einem klagenden Wimmern eingesaugt wird. Was für ein abstoßender Mann, denke ich, wie viele ekelhafte Chemikalien sind in jeder Faser seines Körpers abgelagert? Das könnte aber immerhin eine Erklärung dafür sein, warum er mit über sechzig noch immer hier arbeitet und noch immer am Leben ist, konserviert durch Chemikalien – er wird niemals sterben, weil er eigentlich längst tot ist: ein Untoter, eingelegt in einer Marinade aus Furcht, Lügen und Nikotin.
«Verflucht, ich muss Schluss machen», mit diesen Worten beendet er sein Gespräch und schmeißt das Telefon beiseite. «Nye», sagt er zu niemand Bestimmtem, aber da das mein Name ist, weiß ich, dass ich gemeint bin, «kommen Sie rein, schieben Sie Ihren Hipster-Arsch hier rüber.» Danach wendet er sich seinem Frühstückssandwich zu, zwängt es sich in den Mund in der Mitte seiner feisten, farblosen Visage, bis es zum größten Teil darin verschwunden ist. Und dann fängt er an zu kauen, vorsorglich über den Tisch gebeugt, damit das Eigelb, das hinausläuft und ihm übers Kinn rinnt wie gelbes Hühnersperma, auf der zerknitterten Alufolie landet, die vor ihm ausgebreitet liegt. «Wo ist Ihre Kollegin?»
«Ich wollte erst kurz allein mit Ihnen reden, unter vier Augen», erkläre ich.
«Prima, gut, dann kann ich Ihnen ja ungestört den Arsch aufreißen.»
«Das war auch mein Hintergedanke, Sir.»
«Schließen Sie die Tür und sparen Sie sich das verlogene ‹Sir›. Ich weiß, dass Sie mich nicht ausstehen können.» Barry ist mindestens fünfzig oder sechzig Millionen Dollar schwer, seit die Agentur an PSA verkauft wurde, kurz für Parking Systems Amalgamated, die Holdinggesellschaft, der die Holdinggesellschaft gehört, die Sir Weez gehört.
«Wie kommen Sie darauf, Bar», sage ich, «ich liebe Sie doch», was in diesem Moment, während ich ihm bei der Nahrungsaufnahme zusehen darf, durchaus ernst gemeint ist. Er legt den kümmerlichen Rest seines Bagels mit Ei aus der Hand, leckt sich nacheinander die Finger ab und greift nach der Newport, die in einem batteriebetriebenen, ebenfalls Rauch absorbierenden Aschenbecher glimmt. Er nimmt einen tiefen Zug, beugt sich zu dem Rauchfresser hinüber und pustet den Rauch so gezielt hinein, als würde er versuchen, ein Mädchen oder eine Katze heißzumachen. Fehlt nur noch, dass er ihn gleich noch leckt.
«Es stört Sie sicher nicht, dass ich rauche», sagt er, wohl nur der juristischen Form halber. Schon dadurch, dass ich mich hingesetzt habe, dürfte ich mein Klagerecht verwirkt haben. «Nicht mal unten vor dem Gebäude darf ich noch rauchen, können Sie sich das vorstellen? Jemand hat sich über den Passivrauch auf dem Gehweg beschwert. Und das in New York Fucking City, auf der Third Avenue, verdammte Scheiße.»
«Tja, die Zeiten ändern sich wohl.»
«Ach, halten Sie die Klappe, Arschloch», sagt er, und da weiß ich, dass unser Gespräch extrem positiv verlaufen wird, weil wir am Ende zusammen über die Sache lachen werden, er und ich. Er wird mir zustimmen, dass das Mädchen es nicht anders verdient hat, auch wenn ich sie gar nicht geschlagen habe, und er wird seine dumme Gans von Sekretärin mit den riesigen Titten uns bei Smith & Wollensky einen Tisch für heute Mittag reservieren lassen. Ich kann den Kobe-Burger schon schmecken, dazu ein Glas Chianti oder auch vier zum Runterspülen.
«Hören Sie zu. Bedanken können Sie sich später bei mir, okay, aber vorläufig müssen Sie den Ball erst mal flach halten.»
«Bedanken wofür, Barry?», frage ich. «Mal abgesehen von Ihrer generellen Großartigkeit?»
«Hören Sie auf zu grinsen, Sie Scheißkerl», sagt er, und es ist sein voller Ernst. Inzwischen hat er sich Gesicht und Hände abgewischt und die Newport nach einem letzten gierigen Zug im Aschenbecher ausgedrückt. «Halten Sie die Sache etwa irgendwie für einen Scherz? Gestern kreuzt Helen auf und erzählt mir, was los ist, und ich musste mich praktisch den ganzen Vormittag hier mit ihr rumärgern und sie anschnauzen.»
«Helen?», frage ich. «Helen und ich sind Freunde.»
«Nehmen Sie es nicht persönlich», fährt er fort. «Aber sie meint, diese Neunzehnjährige, der Sie ein Veilchen verpasst haben, könnte gegen uns klagen oder so, wenn wir sie nicht angemessen behandeln. Wozu
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