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Der große Blowjob (German Edition)

Der große Blowjob (German Edition)

Titel: Der große Blowjob (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mattei
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allerbeste Arbeit ist, warum zeigen Sie sie mir dann?»
    «Wenn Sie an meiner Stelle wären, was würden Sie zu sich sagen?»
    Auf diese Frage bekam ich nie eine Antwort. Dass meine Verachtung nicht nur gespielt war, haben sie, glaube ich, gar nicht durchschaut. Und damit will ich nicht sagen, dass sie ganz echt war, das meiste davon war gespielt. Dabei verachte ich sie tatsächlich, was aber nichts mit ihren Fähigkeiten als Werber zu tun hat, denn das, was sie mir vorlegten, nahm ich kaum zur Kenntnis. Ihre Arbeit ist mir egal. Nein, ich verachte sie, weil ich diese gesamte Branche verachte, mich eingeschlossen. Manche Autoren von Wirtschaftsbüchern schreiben, dass man Leute nicht motiviert, indem man sie fertigmacht, aber ich wollte sie auch gar nicht motivieren, sondern, ganz im Gegenteil, demotivieren. Die Hälfte von ihnen müsste ich ohnehin feuern, warum also sollte ich Wert darauf legen, dass sie einen guten Job machen? Warum sollte ich ihre Kinder kennenlernen wollen? Andererseits, wenn ich sie motivieren würde und sie tatsächlich bessere Arbeit abliefern, um sie dann zu feuern, das wäre für sie noch verwirrender und würde den Absurditäts-Kick des Ganzen noch steigern, für mich & das Universum überhaupt. Vermutlich spare ich mir die Mühe, sie zu motivieren, weil ich einfach zu faul bin, mich darum zu kümmern, dass das Leiden oder der dramatische Bogen bei allen Akteuren voll ausgereizt wird. Schließlich geht es hier nicht um mich, ich bin nicht der Dreh- und Angelpunkt des Universums, ich bin bloß ein Rädchen im Getriebe.
    Gegen dreizehn Uhr gehe ich zu Faco, einem mediterranen Fischrestaurant, dessen Spezialität Schalentiere aus der Ägäis sind, die in Holzöfen zubereitet werden. Es liegt gleich bei der Agentur. Ich setze mich an den Tresen, bestelle mir den kurz gebratenen Tintenfisch mit überbackenem Spinat und eine Flasche Sancerre zu 124  Dollar. Ich habe meinen Laptop dabei und überfliege wieder einmal den Anfang meines Drehbuchs. Er ist wirklich scheiße. Ich starre den Tintenfisch an, esse aber aus irgendeinem Grund keinen einzigen Bissen, vielleicht, weil mir das Gewusel der Kellner um mich herum so auf die Nerven geht, die eine schleimerische Phantasie verbreiten: Hey, mal hersehen, wir sind hier doch alle Milliardäre. Der Wein, der Schlafmangel, meine Gedanken, die sich immer wieder zu der vergangenen Nacht verirren, all das macht mich unkonzentriert, ich schreibe keine einzige Zeile. Ich stehe auf und lasse 44  % Trinkgeld zurück. Als ich fast schon draußen bin, summt mein iPhone, und ich sehe, dass ich eine SMS von einer unbekannten New Yorker Nummer habe.
    hey
    kann mich leider an kaum was erinnern
    entschuldigung wegen der !@#$!
    bist du mir böse?
    Woher hat die meine Nummer? Ich lösche die SMS . Vielleicht hatte sie mein Telefon in der Hand, als sie bei mir war. Ich erinnere mich dunkel, es auf meinen Ligne-Roset-Esstisch gelegt zu haben, wo sie es gesehen haben könnte, aber sie wirkte viel zu betrunken, um sich eine Zehn-Ziffern-Nummer zu merken. Wieso pikst mich plötzlich diese Geilheit? Ich rufe meine Assistentin an, und sie stellt mich zum Chef aller Produktioner durch, Tom Bridge. Ich weise Tom an, er soll der Videoagentur dieser Praktikantin nach Abschluss der Viva-Sache den Stecker ziehen, und wenn sie nach dem Warum fragen, sag denen, wegen der gottverfluchten Scheiß-Wirtschaftslage.

1.4
    Henry Grahams Name stand schon von meinem ersten Tag an auf der Abschussliste. Wegen seiner guten Beziehungen zu einem unserer mittelgroßen Kunden war die Sache heikel. Also einigten die Personaltante und ich uns darauf, ihn erst in sechs Monaten zu feuern, und wir trugen den Termin in das Arbeitsblatt bei Google Docs und in den Outlook-Kalender ein. Bis dahin konnten wir uns auch einen Grund einfallen lassen, abgesehen von der Tatsache, dass er achtundvierzig Jahre alt war, seit Jahren bei Tate arbeitete und sich dem Zeitpunkt näherte, ab dem er Anspruch auf eine kleine Pension hatte. Teil meines Auftrags war es, zu verhindern, dass weitere Mitarbeiter ihren Zuteilungsstichtag erreichten. Kurz nach meiner Einstellung hatte ich mich mit der Personaltante zusammengesetzt, um alles mit ihr durchzurechnen. Wir erstellten eine Tabelle mit allen Mitarbeitern der Abteilung – damals waren es 86 , eine Zahl, die mir heute komisch vorkommt – und entschieden dann, wer bleiben und wer im kommenden Fiskaljahr rausfliegen sollte. Um meinen Bonus zu bekommen, musste ich die

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