Der große Blowjob (German Edition)
verdienen.
Nachdem ich beim Concierge-Dienst angerufen habe, damit jemand die Kotze der Praktikantin aufwischt, und ich meinen tibetischen Teppich, Dalai-Lama-Edition, Kostenpunkt: achthundert Dollar, in den Müll geworfen habe, bringt mich der Fahrservice um kurz vor acht zur Agentur. Ich quittiere dem Fahrer den Beleg und betrete das Gebäude, halte kurz meinen Ausweis hoch, als ich an den Sicherheitskameras und Monitoren und dem Schild vorbeikomme, auf dem steht: SIE WERDEN VON 26 VIDEOKAMERAS GLEICHZEITIG GEFILMT . Ich habe nicht länger als eine halbe Stunde geschlafen, fühle mich aber nicht so. Ich fühle mich gut, ich fühle mich sogar glänzend, schließlich bin ich immer noch ziemlich high. Mir ist klar, dass es heute irgendwann später noch unangenehm wird, wenn ich den Leuten von der Videoagentur, bei der sie arbeitet, eröffne, dass wir unsere Aufträge künftig anderweitig vergeben werden, weil «ihre Arbeit unterdurchschnittlich ist», aber damit muss ich mich jetzt noch nicht auseinandersetzen. Ich gehe in mein Büro und schließe die Glastür, um mir ungestört auf iTunes diesen Girl-Talk-Remix eines Deadmau 5 -Tracks anzuhören, produziert von Pretty Lights und re-remixed von Devon Aoki. Das habe ich jetzt erfunden, aber irgendwie so ähnlich. Ich finde diese sogenannte Musik natürlich nur gut, weil es sich um Bootlegs handelt, die mir eine Musikfirma (namens Earwig) zugeschickt hat, die gern mit uns ins Geschäft kommen würde. Mit anderen Worten, ich gehöre zu einer Handvoll Auserwählter auf der ganzen Welt, die diese Tracks schon haben, und das schmeichelt natürlich meinem Ego, klar. Obwohl diese Geschichte, dass es sich um seltene Bootlegs handelt, vermutlich bloß ein Märchen der Musikfirma ist, damit ich mich unheimlich toll fühle und dann später für sie entsprechend mehr Geld herausspringt. Alles ist Verführung, alles ist Erotik letzten Endes, sogar der Passcode für einen Download von einer FTP -Website. Ich setze meine Beats-by-Dr.-Dre-Kopfhörer auf und höre mir den Track an. Er ist scheißlangweilig.
Alle Arten von Unterhaltungsprodukten haben einen sehr einfachen Daseinszweck, einen schlichten Nutzen für den Verbraucher. Bei genauer Betrachtung erkennt man, dass gewisse Dinge nur existieren, um einem zum Beispiel Angst einzujagen, sodass man indirekt Todesfurcht empfinden und sie in der (relativen) Sicherheit eines Kinosaals überleben kann, wobei der Endorphinschub ebenso Teil der Erfahrung ist wie das Popcorn. Millionen von Jahren lebte der Mensch in der Wildnis in beständiger Furcht, denn in der Dunkelheit lauerten wirkliche Ungeheuer, die einem den Kopf abrissen und ihn auffraßen, während die Augen noch funktionierten. Und auch heutzutage brauchen wir hin und wieder Nervenkitzel, damit diese Ur-Affekte nicht verkümmern. Nur dafür gibt es die Milliarden-Dollar-Industrie namens Filmgeschäft, nicht zu verwechseln mit jener anderen angstbasierten Industrie namens Politik. Oder nehmen wir die Musik, Gangsta Rap, der ultimative Gewinn hiervon ist, dass man sich beim Anhören sexuell aufgeladen fühlt, aber wenn man, wie ich, weiß ist und in der Vorstadt aufgewachsen, ist Angst wieder ein Faktor: Auch hier kann ich sie in der Sicherheit meiner vier Wände oder meines Autos erleben, ohne mich der rauen Wirklichkeit auf den Straßen aussetzen zu müssen. Diese Musik regt die Testosteronproduktion an, nicht anders als jene Pflaster, die sich Männer unter den Arm kleben sollen, die keine Eier mehr haben. Ein anderer Hauptnutzen von Unterhaltungsprodukten besteht in Wunscherfüllung und Stressabbau (bei Comedy zum Beispiel).
Mein Terminkalender ist heute nicht besonders voll. Ein paar langweilige Meetings, bei denen ich einigen der am wenigsten talentierten Kreativen unserer Branche zuhöre, während sie versuchen, mich mit ihren grauenhaften sogenannten Ideen zu beeindrucken, und ich werde nicken und so tun, als würde ich sie alle hassen, und Sätze äußern wie: «Denken Sie ernsthaft, dass das das Beste ist, das Sie hinbekommen?», oder: «Glauben Sie, solch eine Arbeit hilft Ihnen, Ihren Job zu behalten?» Und alle werden auf haargenau dieselbe Art reagieren, erst eine Weile herumdrucksen und dann schließlich zustimmen, dass es wohl noch eine bessere Idee gibt, irgendwo da draußen, und dann werde ich sie einfach nur anstarren, voll gespielter Verachtung für ihr vergebliches Ringen um Größe, die uns allen im Grunde ziemlich egal ist.
«Wenn das gar nicht Ihre
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