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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Huldigung
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    Der Völkerzug nach dem Wurzeltal
.
    Die Straße von Nürnberg nach Leipzig führte zur Zeit unserer Erzählung an einer Stelle neben einer tiefen Schlucht dahin, durch die ein klarer Bach sich hindurchschlängelte. Er kam geradewegs aus dem Wurzeltale und hatte die wunderschöne Eigenschaft, dass alles, was da hineinfiel, sogleich lebendig wurde, wenn es nur vorher schon die Gestalt irgendeines lebendigen Wesens gehabt hatte.
    Da geschah es eines Tages, dass ein Frachtwagen, der zur Leipziger Messe fuhr und turmhoch voll Kisten und Kasten gepackt war, gerade als er an dieser Schlucht vorüberkam, ein Rad brach und in den Abgrund stürzte. In den Kisten war lauter Nürnberger Spielzeug aller Art und von solcher Menge, dass ein ganzer Jahrmarkt damit ausgestattet werden konnte. Als der arme Fuhrmann den Wagen da unten liegen sah, wo kein Mensch hinzukommen konnte, lief er in die weite Welt. Wer weiß, wo er geblieben ist! – Natürlich waren durch den Sturz des Wagens einige Kisten aufgesprungen und von den Puppen, die da herausfielen, waren ein Nussknacker und ein Hampelmann in den Wunderbach gerollt. Eben wurden sie vom Wasser des Baches nur ein wenig benetzt, so durchdrang auch beide sogleich ein wunderbares Leben. Langsam erhoben sie sich und sahen verwundert einander an. Nussknacker, schön lackiert mit den glotzenden blauen Augen, dem hölzernen Zopf und dem Stern auf der Brust, stand auf seinen Beinen wie eine Säule da; Hampelmann dagegen in seiner bunten Jacke, mit lachendem Gesicht, schlug Hände und Beine vor Freuden über dem Kopfe zusammen und hüpfte wie ein Wiedehopf um jenen herum.
    Wie diese ersten Lebensregungen in ruhigere Betrachtung übergingen, öffnete Hampelmann zuerst den Mund und sagte: »Großer Prinz! Dass Ihr ein Prinz seid und ich Euer lustiger Rat, das ist klar, denn sonst hättet Ihr keinen Stern und ich keine Narrenjacke. Was aber nun anfangen?«
    Â»Diese Frage zu beantworten kommt
dir
zu, aber nicht
mir
«, entgegnete Nussknacker, den das Gefühl seiner erhabenen Geburt schon jetzt sehr stolz und nachdenklich gemacht hatte. In den Bart murmelnd, bewegte er seine kräftigen Unterkinnbacken fortwährend auf und nieder und fuhr dann weiter fort: »Lieber Hampelmann! Dass ich, wie du sehr richtig erkannt hast, zu einem großen Mann geboren bin, bestätigen mir außer meinem Stern auch noch drei Wünsche, die soeben in mir aufsteigen. Der erste Wunsch zielt auf ein Gericht guter und feiner Nüsse, denn ich bin bei außerordentlichem Appetit; der zweite besteht in der Sehnsucht nach einem treuen Volk und einer glänzenden Armee, denn zum Regieren bin ich nun einmal geboren; der dritte endlich geht aus nach einer schönen und reichen Prinzessin, die mir zugleich als Mitgabe ein hübsches Stück Land zubrächte, worin ich in aller Gemächlichkeit mit deiner Hilfe Nüsse essen, regieren und mich belustigen könnte. Deine Pflicht ist es nun, mir zu raten, wie ich diese Wünsche in Erfüllung setzen könnte.«
    Â»Besser Taten als Raten!«, rief Hampelmann. »Verlassen sich Eure Herrlichkeit nur auf meine Lustigkeit. Noch vor Sonnenuntergang sollen Sie sich im Besitze aller dieser Kleinigkeiten befinden, oder ich will nicht mehr Hampelmann heißen und meine Beine nie mehr über meinem Kopfe zusammenschlagen können.«
    Mit diesen Worten sprang er auf den nächsten Nussbaum und schüttelte, was er konnte. Wie Hagel fielen die köstlichen Nüsse von den Zweigen herab und wurden von dem hungrigen Prinzen mit größter Schnelligkeit verarbeitet, sodass er erst recht aufzuleben begann, als sein Hunger befriedigt war.
    Viel schwieriger als der erste Wunsch war der zweite auszuführen, aber auch dafür wusste Hampelmann Rat. Die umherliegende Ladung des Frachtwagens enthielt ja ein Volk und Soldaten genug, es kam nur darauf an, die Kisten zu öffnen und alle die tausend Puppen, die darin sich befanden, lebendig zu machen. Leider aber waren die Bretter der Kisten so fest aneinandergefügt, dass die Kraft der beiden kleinen Leute nicht ausreichte, sie zu öffnen.
    Wie sehr sie sich auch daran abmühten, alles war umsonst. Da war guter Rat doch teuer! Vor lauter Nachdenken traten dem Nussknacker seine großen Augen schon weit aus dem Kopfe hervor, dass sie wie Krebsaugen anzusehen waren; Hampelmann dagegen verlor keinen Augenblick seinen lustigen

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