Der große deutsche Märchenschatz
Hals, warfen das Ende des Seiles über die Mauer und zogen aus Leibeskräften. Natürlich zog sich dadurch die Schleife des Strickes zu und der Ochse wurde so gewürgt, dass er die Zunge herausstreckte. Da rief der Schalk: »Zieht, Ihr Bürger, das Ãchslein leckt schon mit der Zunge vor Freude! Nur noch ein wenig zieht!« Aber es war vergeblich, die Schildbürger konnten das schwere Tier nicht ganz hinaufbringen und lieÃen es daher wieder herab. Jetzt erst merkten sie, dass der Ochse tot war. Da freuten sie sich, dass sie etwas zu schlachten hatten.
Einmal richteten die Schildbürger oben auf dem Berge im Steinbruch für ihre Mühle im Tal einen Mühlstein zu. Als er fertig war, wollten sie ihn den Berg hinabschaffen, da fiel ihnen gerade noch zur rechten Zeit ein, welch geringe Mühe sie mit den Bauhölzern hatten, die alle von selbst den Berg hinabrollten. Sie wälzten den Stein daher aus der Steingrube an den Abhang und wollten ihm schon einen Stoà geben, als einer rief: »Ihr Narren, wie wollt Ihr denn wissen, wohin der Stein läuft und wo er liegen bleibt, wenn Ihr ihn allein gehen lasst!« Da standen alle verlegen um guten Rat. Der Schalk aber sprach: »Es gibt dafür kein anderes Mittel, als einer von Euch steckt den Kopf durch das groÃe Loch, das der Mühlstein in der Mitte hat; der läuft dann mit hinab und wenn wir unten ankommen, kann er uns sagen, wo der Stein liegt.« Dieser Vorschlag fand Beifall und alsbald wurde einer erwählt, der den Kopf durch das Loch steckte und mit dem Mühlstein den Berg hinab lief. Nun war aber am FuÃe des Berges ein tiefer See; in diesen rollte der Stein mitsamt dem Schildbürger. Als die andern unten ankamen, wussten sie nicht, wohin der Mann mit dem Stein gekommen war. Sie meinten nicht anders, als er habe den Mühlstein gestohlen und sei mit ihm entlaufen, während der arme Teufel im See lag und tot war.
Einmal wollten die Narren messen, wie tief der Brunnen auf dem Marktplatz sei. Da legten sie einen Balken quer über die Ãffnung, einer aber klammerte sich an den Balken, indem er die FüÃe niederhängen lieÃ; an dessen FüÃe aber hing sich ein anderer und so fort, immer einer an des andern FuÃ. Endlich aber wurde die Last dem, der zuoberst hing, zu schwer, darum rief er den andern zu: »Nachbarn, haltet einmal fest, ich muss ein wenig in die Hände spucken!« Als er dies getan hatte, konnte er den Balken nicht wieder erreichen und so plumpsten alle zusammen in die Tiefe, wo sie noch liegen, wenn sie nicht wieder herausgekrochen sind. â
Ein Schildbürger hatte drei Esel, welche er zur Weide führte. Als er abends wieder mit ihnen heimkehren wollte, liefen nur noch zwei umher; den dritten konnte er nicht finden. Er suchte lange, bis ihm einer endlich sagte, dass er ja selbst auf dem dritten Esel reite. â
In Schilda wimmelte es von Ratten und Mäusen, wogegen es dort merkwürdigerweise keine einzige Katze gab; ja, kein Schildbürger hatte je ein solches Tier gesehen. Da begab es sich, dass ein Wandersmann in das Städtchen kam, der trug eine Katze auf dem Arm und kehrte in einem Wirtshause ein. Der Wirt fragte ihn, was für ein Tier das sei? »Das ist ein Maushund«, antwortete der Fremde, »und Ihr sollt gleich sehen, dass er seinen Namen nicht umsonst hat.« Bei diesen Worten lieà er die Katze laufen und diese erwürgte in kurzer Zeit im Wirtshaus so viele Mäuse, dass man sie kaum zählen konnte.
Darob entstand groÃe Freude in Schilda; jeder wollte das seltsame Tier sehen und haben, dass der Rat beschloss, den Maushund auf Kosten der Gemeinde anzuschaffen. Der Fremde forderte 50 Taler für die Katze. Das war allerdings viel Geld, aber die Schildbürger freuten sich, dass sie den Maushund so billig bekamen. Sie setzten ihn gleich in die alte Burg, in der sie ihr Getreide aufgehäuft hatten und wo es am meisten Mäuse gab. Der Fremde machte sich mit dem Gelde schleunigst aus dem Staube. Nun hatten die Bauern vergessen zu fragen, was der Maushund fresse und womit sie ihn füttern sollten. Darum lief einer dem Wandersmann nach, um ihn deshalb zu fragen. Als der Fremde sah, dass ihm jemand nachlaufe, meinte er, man wolle ihm die 50 Taler wieder nehmen, darum lief er umso schneller, damit der Schildbürger ihn nicht einholen konnte. Nun rief der Schildbürger dem Fremden zu: »Was isst er?« Jener sah zurück
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